Umso größer war die Überraschung, als sich im März 2022 drei unscheinbare Verfärbungen auf dem Boden der Baustelle als Sensationsfunde entpuppten; es wurde die letzte Ruhestätte einer Frau gefunden, nur Teile ihrer Knochen waren noch vorhanden. Links und rechts von ihr wurden zwei Mädchen beigesetzt.
➤ Mehr lesen: Stockerau: Grabstätten aus der Völkerwanderungszeit entdeckt
Die Gräber datieren aus dem 5. Jahrhundert. Kleine Glasperlen, eine verzierte Knochenperle und ein Amulett aus Knochen waren den Verstorbenen beigelegt worden. Zudem fand sich eine Fibel, also eine Gewandnadel aus Buntmetall. Sie zählte zu den typischen Bestandteilen einer ostgermanischen Frauentracht.
Die SÜBA Bau und Projekterrichtungs GmbH übergab im Vorjahr die Funde an das Stockerauer Bezirksmuseum, das im Belvedereschlössl beheimatet ist. Und diese Woche durfte sich die Stadtgemeinde über eine weitere Schenkung freuen.
Unentdecktes Grab
Die gemeinnützige Bau- und Siedlungsgenossenschaft Frieden, die ebenfalls auf dem Areal baut, konnte weitere Spuren der Vergangenheit finden. Es wurden Gräber aus der Völkerwanderungszeit freigelegt, die Beraubungsspuren aufwiesen.
Eine Ruhestätte war jedoch von den Dieben unentdeckt geblieben; im bisher ungestörten Grab einer Frau wurden bemerkenswerte Funde gemacht. Neben einem Keramikgefäß und Armketten sind vor allem zwei gut erhaltene Bügelfibeln in ostgermanischer Tracht als besonders beachtenswerte Fundstücke zu nennen.
Die Entdeckungen aus den Grabungen in der Schlösselgasse sollen nun wissenschaftlich ausgewertet und im Rahmen einer Sonderausstellung im Bezirksmuseum der breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Ebenso wie weitere Relikte, die die Geschichte von Stockerau nachzeichnen, im Museum zu sehen sind: Bereits entdeckt wurden Bruchstücke von Keramikgefäßen und Tierknochen aus dem Hochmittelalter. Die älteste Siedlungstätigkeit reicht bis in die Römerzeit zurück.
Kommentare