Als Kulturland ist NÖ eine Erfolgsgeschichte - mit neuen Fragezeichen
Niederösterreich als Kulturland ist jedenfalls eine Erfolgsgeschichte, auch wenn sich zuletzt Herausforderungen herauskristallisiert haben, auf die es Antworten erst zu finden gilt.
Investitionen, die lohnen
Immense Summen wurden in den letzten drei Jahrzehnten in Infrastruktur investiert: Die Landesgalerie NÖ in Krems wurde ebenso eröffnet wie das Haus der Geschichte NÖ; wichtige Künstler konnten hier ihre Museen gründen; Grafenegg wurde ebenso gefördert und mit Zukunftsaussichten versehen wie neue Player am Semmering. Ex-Landeshauptmann Erwin Pröll war sich der Bedeutung von Kunst und Kultur in jeder Hinsicht - für den Tourismus, aber auch als wichtiges Element der Gesellschaft - wohl bewusst und hat auch unbequemen Positionen ihrern Raum gegeben; unter Johanna Mikl-Leitner wurde dieser Weg fortgesetzt.
Die auf die Investitionen gebaute kulturelle Landschaft reicht von Spitzenkunst auf internationalen Topniveau – etwa in Grafenegg – über beachtliche Programme in den (teils neuen) Häusern in St. Pölten und Krems und klitzekleine Nischen wie das Donaufestival bis hin zu jenen niederschwelligen Angeboten nicht zuletzt im Sommer, die das Image Niederösterreichs mitprägen.
Überhaupt wird, auch wegen der Größe des Einzugsgebiets, hier mehr ans Publikum gedacht als anderswo: Die Anreise zu den St. Pöltner Häusern etwa wird, u.a. mit eigenen Busangeboten, auch entfernt wohnenden Niederösterreichern leicht gemacht. Im Sommer ist die nächste Theateraufführung von keinem Ort Niederösterreichs aus weit entfernt. Vermittlungs- und Abo-Angebote sorgen für Nähe zu den Institutionen; dass vergleichsweise wenige Wiener während der regulären Saison den Weg zu Niederösterreichs Kultur finden, ist ein blinder Fleck der Städter. Es gibt hier einiges, das es auch in Wien nicht gibt.
Gute Leute
Die St. Pöltner Bühnen sind ebenso längst Sprungbretter für Top-Jobs geworden: Bei jeder Diskussion um hochkarätige Neubesetzungen spielen derzeitige und ehemalige Leiterinnen niederösterreichischer Bühnen eine Rolle, zuletzt ging etwa Bettina Hering vom Landestheater zu den Salzburger Festspielen. Auch beim Burgtheater - das dann anders besetzt war - wurde auf niederösterreichische Personalangebote geschaut.
Rittern um den selben Kuchen
Eine Herausforderung ist jedoch immer – etwa in Linz, und auch in Niederösterreich –, die Infrastruktur auf Dauer mit dem entsprechenden Leben zu füllen. Zuletzt hat man sich etwa bei den imagebildenden Sommertheaterbesetzungen zu sehr auf das Muster „Nebenjob für bekannten Schauspieler bzw. bekannte Schauspielerin“ verlassen: Da sind gewisse Ermüdungserscheinungen am Horizont.
Noch dazu rittern hier viele um denselben Kuchen, engere Abstimmung der Angebote ist in punkto Befindlichkeits- und Markenmanagement sicherlich schwierig, wäre jedoch ein Plus: Eine programmatisch ordnende Hand würde dem Angebot auf Dauer wohl die notwendige Gesamtform geben.
Das Gerangel um den neuerdings im Fokus stehenden Kulturort Semmering ist wenig erbaulich mitanzusehen. Nicht weit weg davon, in Reichenau, muss der Neustart noch in trockene Tücher gebracht werden.
Museenmarken auf dem Weg zur Etablierung
Eine große Chance verpasst hat man mit dem Essl Museum, das derzeit brach liegt - und eventuell, als letzter Großakt von Klaus Albrecht Schröder, von der Albertina einverleibt wird. Da wäre mehr drin gewesen; ein Haus mit Strahlkraft vor den Toren Wiens aber hat man sich durch die Finger gehen lassen.
Und auch die neuesten der eigenen Museen-Marken – die Landesgalerie in Krems etwa, und das Haus der Geschichte NÖ – sind noch im Prozess, ihrem Image klare Kanten zu verpassen. Das ist im Prinzip kein Problem, aber auch hier darf nicht lockergelassen werden, bis die Häuser etabliert sind.
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