NÖ: Wassertaxi trickst die Steinlawine in der Wachau aus

Personen verladen Fahrräder auf eine Fähre, um einen Fluss zu überqueren.
Nach Felssturz und Straßensperre beschert Rad-Fähre Hoffnung für Aggsbach-Dorf und Aggstein.

Es mutet fast wie eine kurze spritzige Erlebnisfahrt an, wenn man im flotten Fährboot auf der Donau den mächtigen Felssturz bei Aggsbach-Dorf umschifft. Der am Montag in Betrieb genommene Wassertaxi-Dienst, der die Orte Aggsbach-Dorf und Aggstein an der südlichen Donauuferstraße B33 für Fußgänger und Radfahrer wieder verbindet, schlug gleich am ersten Tag ein.

Zwei Männer verladen ein Fahrrad mit Gepäck auf ein kleines Boot an einem Fluss.

Bootsführer Roland Zipfinger chauffiert die Fährenpassagiere 

"Wir wurden zweimal überrascht. Wir haben weder vom Felssturz gewusst, noch von dem Fährboot. Nun sind wir natürlich sehr froh darüber“, sagt der Berliner Radtourist  Gordon Schmidt. Mit Sohn Paul hat er heute am späten Montagnachmittag den "schönsten Campingplatz Österreichs“ in Rossatz im Visier. Wie die beiden deutschen Pedalritter sind viele Radler aus den unterschiedlichsten Gründen für das Gratis-Taxi dankbar.

Zwei Männer warten mit Gepäck an einer Radfähre auf die Überfahrt.

Gordon Schmidt und Sohn Paul aus Berlin

Auch Einheimische nutzen das neue Angebot vom Start weg. "Ich kann jetzt wieder leichter zu meiner 87-jährigen Mutter in Aggsbach-Dorf. Das ist sicher eine große Erleichterung“,  freut sich Susanne Kienesberger aus Aggstein, die mit ihrem Rad über die Donauwellen heimchauffiert wird. Gut eine Stunde dauert sonst der mühsame Umweg mit dem Auto nach Aggsbach-Dorf.

Eine Frau mit Fahrrad steht an einem Anleger, während eine Fähre ablegt.

Aggsteinerin Susanne Kienesberger

Sicher über 250 Fahrgäste habe er am ersten Tag im Pendelverkehr zwischen den beiden Orten transportiert, rechnet Bootsführer Roland Zipfinger kurz vor Dienstschluss gegen 18 Uhr vor. "Wenn’s sein muss, fahren wir auch noch etwas länger“, sagt der Angestellte der Dürnsteiner Firma „Donautouren Wachau“, die jetzt bis in den Herbst den Fährenbetrieb bewerkstelligen wird.  Das 75 PS starke Arbeitsboot kann zehn Personen und acht Räder transportieren.

Selbst der Radanhänger samt Baby, den ein tschechisches Paar dabei hat, findet probelos Platz, zeigt sich beim Lokalaugenschein des KURIER. "Am Wochenende fahren wir dann von Freitag bis Sonntag mit zwei Booten“, sagt Zipfinger. Den ersten Einsatztag mit einer bunten internationalen Passagierzahl beschreibt er als problemlos.

In Aggsbach-Dorf und Aggstein ist die Steinlawine, die am 3. Juni auf die B33 niedersauste, prägendes Thema des Sommers. Die Fähre ist eine der Unterstützungen des Landes NÖ gegen den befürchteten touristischen Ausfall und wird allgemein sehr gut bewertet. Bis zu 250.000 Euro soll das Land für den Gratis-Fährdienst vorgesehen haben.

Ein Mann sitzt in einem Café oder einer Bar vor Regalen voller Gläser und Flaschen.

Wirt Domingo Gonzalez, Aggsbach-Dorf

Die Auswirkungen der Geröllblockade seien in den betroffenen Orten  jedenfalls deutlich zu spüren, wird vielfach versichert. "Die gewohnten Gäste zur Marillenernte sind heuer komplett ausgefallen“, beklagt der alteingesessene Wirt Domingo Gonzalez, vom Restaurant Lieblings-Platzl in Aggsbach-Dorf. Jetzt könnten wieder Radfahrer problemlos bei ihm einkehren und nächtigen, hofft er.

Im nun abgetrennten Nachbarort Aggstein sitzt Zimmerwirt Josef Kienesberger mit deutschen Urlaubsgästen am Heurigentisch. "Jetzt haben wir seit zwei Jahren den Hochwasserschutz, da trifft uns diese Rutschung“, beschreibt der ehemalige Feuerwehrkommandant das Ereignis als schicksalhaft. "Wir haben trotzdem zu dir gefunden“, tröstet ihn Stammgast Karl Schalge aus dem deutschen Aachen. "Wir kommen sicher schon 25 Mal hierher“, erzählt er.

Drei ältere Männer sitzen an einem Holztisch und trinken ein Bier.

Josef Kienesberger (l.) mit Urlaubsgästen Karl Schalge und Jochen Auerbach

Dass man das Schreckgespenst aus Geröll und die Behinderungen aber noch Monate akzeptieren muss, nervt die Betroffenen trotzdem. "Wäre das auf der anderen Donauseite passiert, würden schon die Bagger fahren, hier herüben bei uns dauert alles ein bisschen länger“, beklagt eine Anrainerin, die mit ihrem Mann die neue Fähre erkundet.

Zwei Radfahrer und ihre Fahrräder werden mit einer kleinen Fähre über einen Fluss transportiert.

Die sei nach ihrem Geschmack zu mickrig, so wie auch der Anlegesteg, „keine Ahnung, warum das alles soviel kostet.“

Ein Fluss fließt an einem bewaldeten Hang mit einem Erdrutsch vorbei.

Bis zum Start der nächstjährigen Sommersaison dürfte die Räumung der B33 dauern. Interessant wird es, wenn die notwendigen Sprengungen des Rutschhanges starten, sind die Anrainer gespannt. 
  

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