Nach Strahlenunfällen ermittelt die Kripo
Die Behörden geben sich zu den Strahlenunfällen in Seibersdorf und Innsbruck nach wie vor wortkarg. Wie es dazu kommen konnte, dass insgesamt vier Menschen einer erhöhten Dosis radioaktiven Americium 241 ausgesetzt wurden, beschäftigt seit gestern die Tiroler Justiz. „Wir haben aufgrund der Medienberichterstattung das Landeskriminalamt mit Erhebungen beauftragt“, sagt der Sprecher der Innsbrucker Staatsanwaltschaft, Hansjörg Mayr.
Ermittelt wird unter anderem wegen des Verdachts auf „fahrlässige Gefährdung durch Kernenergie oder ionisierende Strahlen“. In dieselbe Richtung untersucht auch die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, bestätigt deren Sprecher Erich Habitzl: „Wir haben am 3. Mai, also am Tag nach dem Unfall in Seibersdorf, das Ermittlungsverfahren eingeleitet.“
Wie KURIER-Recherchen ergeben haben, dürfte an der „Alten Chemie“ der Uni Innsbruck ein Behälter mit Americium 241 falsch deklariert worden sein. Bei der Entsorgung des Materials im Nuclear Engineering Seibersdorf sind deswegen am 2. Mai zwei Mitarbeiter verstrahlt worden. In weiterer Folge stellte sich heraus, dass auch in Innsbruck zwei Mitarbeiter einer erhöhten Strahlendosis ausgesetzt waren. „Der Vorfall hat sich ereignet, als das Material zur Entsorgung vorbereitet wurde“, bestätigt Vizerektorin Anke Bockreis.
Dass in Innsbruck zwei Menschen verstrahlt wurden, stellte sich allerdings erst zwei Wochen nach dem Vorfall in Seibersdorf heraus. Warum das so lange gedauert hat, wollte Bockreis „mit Rücksicht auf die behördlichen Ermittlungen“ gestern nicht beantworten. Heute werden Vertreter der Uni , der Stadt und des Landes vor die Presse treten.
Uni sofort informiert
Roman Beyerknecht, Geschäftsführer der Nuclear Engineering in Seibersdorf, sagt jedoch: „Wir haben am Tag des Unfalls die Strahlenschutzbehörde und die Universität Innsbruck informiert.“ Am 3. Mai wurde das Innsbrucker Magistrat aktiv. Erst am 18. Mai stand jedoch fest, dass es eine Kontamination gegeben hatte.
Die Verstrahlung einer Halle in Seibersdorf dürfte zu deren Abriss führen. Kosten: 500.000 Euro.
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