Mit dem Schalldämpfer zur Jagd

In etlichen EU-Ländern ist der Einsatz von Schalldämpfern schon erlaubt
Was bisher verpönt war, soll bei Berufsjägern bald möglich sein. Auch Tierschützer sind dafür.

Schießen gefährdet die Gesundheit. Nicht nur die des anvisierten Wilds, auch die des Jägers: Ein Gewehrschuss hat eine Lautstärke von 165 Dezibel – das ist lauter als ein Düsenjet. Bis vor Kurzem war der Einsatz von Schalldämpfern bei der Jagd allerdings tabu. Doch eine Novelle des Waffengesetzes soll es möglich machen: Allerdings nur für Berufsjäger.

Der Entwurf findet sich, gut versteckt, auf der Homepage des Innenministeriums. Demnach sollen Unternehmen, die "hauptberuflich Arbeitnehmer beschäftigen, zu deren wesentlicher Verpflichtung der Abschuss von Wild gehört (...)", künftig Schalldämpfer einsetzen dürfen – im Sinne des Arbeitnehmerschutzes.

"Man darf sich das ja nicht so vorstellen wie in den James-Bond-Filmen – da hört man ja nur noch ein Ploppen. Auch mit Schalldämpfer hat der Schuss mehr als 120 Dezibel", sagt Peter Lebersorger, Generalsekretär des nö. Landesjagdverbandes. Er befürwortet den Einsatz.

In Österreich war der Einsatz von Schalldämpfern bisher streng verboten. Wobei – eine Ausnahme gab es: Weil in Vorarlberg bei Rotwild Tuberkulose aufgetreten war, musste es zur Prävention stärker bejagt werden. Deshalb wurde der befristete Einsatz von Schalldämpfern durch 29 Berufsjäger genehmigt. Das Resümee der Jäger: ein positives. Denn das Wild konnte so schwerer die Herkunft des Knalls orten, mehr Wild konnte erlegt werden.

Urbaner Raum

Eine Lösung, der auch der Wiener Forstdirektor Andreas Januskovecz einiges abgewinnen kann. "In derartigen Fällen macht das Sinn. Aber nur in den Händen von Berufsjägern." Speziell in Wien kann er sich den Einsatz gut vorstellen. Denn hier gibt es das Problem, dass Wildschweine gerne ins urbane Gebiet eindringen. "Und hier schreckt ein Schuss die Bevölkerung auf."

Auch der größte Arbeitgeber von Jägern in Österreich, die Bundesforste, begrüßt den Vorstoß. Mehr als 300 Jäger und Förster sind in den Revieren unterwegs. "Der derzeit in Verwendung stehende Gehörschutz stellt durch das eingeschränkte Hörvermögen eine Erschwernis bei der Jagd dar", erklärt eine Sprecherin. Durch den Einsatz von Schalldämpfern könne man dem EU-Arbeitnehmerschutz gerecht werden. Und: "Schließlich ist das auch eine Schutzmaßnahme für die Jagdhunde, die noch viel sensibler auf Lärm reagieren als Menschen. Und für den Wildbestand bedeutet ein gedämpfter Knall weniger Stress. In Salzburg wollten die Bundesforste bereits einen entsprechenden Versuch starten – der wurde allerdings nicht bewilligt.

Selbst Martin Balluch, Obmann des Vereins gegen Tierfabriken und Kritiker der Jagd, kann dem Entwurf Positives abgewinnen. "Uns ist es wichtig, möglichst wenig Tierleid zu produzieren. Laute Schüsse erzeugen Panik." In etlichen EU-Ländern, darunter Deutschland, sind Schalldämpfer übrigens längst im Einsatz.

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