Gemeint sind jene schwarzen Reifenspuren am Boden, die in der Tuning-Szene längst als Markenzeichen gelten. Mit qualmenden Reifen werden Achter gedreht und gedriftet.
Was früher vor allem beim GTI-Treffen am Wörthersee üblich war - und von dort verbannt wurde - ist nun im Schatten von Österreichs höchstem Berg, dem Großglockner (3.798) gelandet. Mitten im Nationalpark Hohe Tauern.
"Man muss klar sagen, dass sich der Großteil der Verkehrsteilnehmer an die Regeln hält, aber es gibt eben jene, die rasen, oder auf durchdrehende Reifen setzen", sagt Waltraud Dullnigg, Sprecherin der Landespolizeidirektion Kärnten.
Schwerpunktaktionen
Bei der Polizei hat man deswegen reagiert. Drei große Schwerpunktkontrollen gab es heuer bereits auf der 48 Kilometer langen Großglockner Hochalpenstraße mit ihren 50er- und 70er-Zonen. Auch an diesem Sommertag.
"Führerschein und Zulassung, bitte", sagt der Motorrad-Polizist in ruhigem Ton. Leopold Etschl, blaues T-Shirt passend zum blauen Flitzer mit 335 PS, streckt alles dem Uniformierten entgegen.
Auf Wanderurlaub in Österreich war Etschl mit seiner Freundin. "Bevor es wieder nach Hause geht, wollten wir noch einmal über die Großglocknerstraße fahren. Und es geht uns ja auch um die Berge, aber die Straße verlockt halt schon, dass man kurz aufs Gas tritt", erklärt der Deutsche.
Die Hinweistafeln die entlang der 36 Kehren auf "Aussicht statt Tempo" hinweisen, habe er schon gesehen, "aber wissenS eh".
3.000 bis 4.000 Fahrzeuge täglich
Eines sei aber auch deutlich erwähnt: Auf einer kurvigen Straße, die an Spitzentagen 3.000 bis 4.000 Fahrzeugen abfahren, werden Raser alleine durch andere Verkehrsteilnehmer eingebremst.
"Aber schauen Sie sich das mal in der Vorsaison an. Oder ganz in der Früh und ganz am Abend. Da heulen hier die Motoren", sagt eine Anrainerin aus Heiligenblut. Seit Jahren beobachte man das Phänomen. Heuer sei es besonders stark. Denn auch, wenn die Straße ab 21 Uhr offiziell gesperrt ist, eine Spur der Maut bleibt alleine für die Einsatzkräfte rund um die Uhr befahrbar.
Darum steht auch verstärkt die Landesverkehrsabteilung Kärnten im Einsatz, um die Polizeiinspektion Heiligenblut zu unterstützen. "Mehrere 100 Anzeigen, mehrere 100 Organmandate und 15 Kennzeichenabnahmen gab es bei den drei Schwerpunkten in diesem Sommer bereits", erklärt Sprecherin Dullnigg. Dazu sechs Unfälle, bei denen zwei Personen schwer verletzt wurden.
Und die Saison ist noch nicht zu Ende. Ebenso, wie die Schwerpunktkontrollen der Polizei.
Raserauto-Abnahme
"Was wir allerdings auch merken ist, dass die Tuning-Szene sehr wohl darüber informiert ist, dass Rasern in Österreich die Autos abgenommen bzw. für eine gewisse Dauer still gelegt werden. Das hat eine abschreckende Wirkung", ergänzt Postenkommandant Simon.
Und auch von einem Reifnitz 2.0, einstige Hochburg von Gummi, Gummi am Wörthersee, will hier noch niemand sprechen. "Aber es geht um Lärm- und Geschwindigkeitsübertretungen, denen es gilt Einhalt zu gebieten", sagt Dullnigg.
50:50 Aufteilung
Wer die Raser und Tuner sind, und ob sie extra für den hochalpinen Drift anreisen, ist dabei nicht ganz klar. Von Seiten der Polizei zeigt die Verteilung der Strafen eine 50:50 Aufteilung zwischen Österreichern und anderen Nationalitäten.
Etschl, der Mann mit dem blauen T-Shirt und dem blauen Flitzer verlässt Österreich an diesem Tag jedenfalls mit zwei Dingen Richtung Deutschland: Dem Fuß auf der Bremse statt am Gas und 20 Euro weniger in der Geldtasche.
Gratis gibt es dafür den Blick auf den Glockner im Rückspiegel dazu.
Kommentare