"Dann schaute ich in eine Pistole"

"Dann schaute ich in eine Pistole"
Geländewagenfahrer beschweren sich über die Polizeischikanen in Ungarn.

Als ich dieses Video auf der KURIER-Seite gesehen habe, kamen die Erinnerungen wieder hoch“, sagt Dietmar Schmidt. „Ich habe selbst bei Polizeikontrollen in Ungarn zwei Mal in Schusswaffen geschaut. Unser Geländewagenclub fährt deshalb nicht mehr nach Ungarn. Wir werden dort fast jedes Mal schikaniert“, berichtet der Burgenländer.

Nach den Mordvorwürfen und einem entlastenden Video kocht der Fall rund um den Salzburger Thomas B. wieder hoch. Während ihm von den ungarischen Behörden die absichtliche Tötung eines Verkehrspolizisten im Oktober vorgeworfen wird, spricht er selber von einer Tränengas-Attacke der Polizei. Was auf jeden Fall verwundert: Auf dem Video ist zu sehen, wie ein ziviler Polizist aus einem silbernen Auto springt und die anderen Hummer-Fahrer sofort mit gezogener Pistole in Schach hält. Das Motiv dafür ist nicht ganz klar.

Auch Schmidt hat bereits Ähnliches erlebt. „Wer einen Geländewagen besitzt, der wird offenbar mit viel Geld assoziiert. Wir werden eigentlich jedes zweite Mal, wenn wir in Ungarn sind, kontrolliert. Uns wird dann irgendein Delikt angedichtet und man muss 50 Euro in bar zahlen“, sagt der Geschäftsmann und Vorsitzende des Jeep-Clubs.

„Die Wegelagerei in Ungarn nimmt überhand. Geländewagen sind im Visier der Polizei.“ Dietmar Schmidt, Unternehmer

„Vor vier Wochen war es das letzte Mal und ich habe mich geweigert, das bar zu bezahlen.“ Denn tatsächlich darf die ungarische Polizei nur Anzeigen ausstellen, aber kein Geld entgegennehmen. „Ich habe gesagt, dann sollen sie mich eben anzeigen.“

Laut Schmidts Schilderung zog ein Beamter daraufhin die Waffe und er wurde zum Aussteigen genötigt. „Dann schaute ich in eine Pistole und sie haben mir gesagt, wenn ich nicht zahle, bleibe ich zwei Wochen in Ungarn. Außerdem würden mir zahlreiche Delikte angelastet und ein europäischer Haftbefehl ausgestellt.“

Nachdem sie Schmidts Pass hatten, blieb ihm ohnehin keine Wahl. „Außerdem musste ich ihnen die Speicherkarte meiner Kamera
übergeben, damit ich keinen Beweis habe.“ Angezeigt hat Schmidt den Fall nicht: „Ich habe ja nichts in der Hand, um das zu belegen“, sagt er. „Aber unser Club fährt künftig statt nach Ungarn in die Slowakei zum Offroad-Fahren. Nach diesem Vorfall und dem von Thomas B. riskieren wir das nicht mehr. Die Wegelagerei in Ungarn nimmt überhand.“

„Es gibt immer wieder Beschwerden über ungarische Behörden“, bestätigt auch Verena Pronebner, Rechtsexpertin des ÖAMTC. „Solche Wildwest-Methoden sind uns bisher nicht bekannt, aber die Behörden haben dort mitunter ein eigenwilliges Verhalten zu Vorschriften, teilweise gibt es auch Kompetenzüberschreitungen.“

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