Zu ihnen gehört unzweifelhaft die Zoologin Elke Schmelzer, die von den „kleinen, frechen Nagetieren“ begeistert ist. „Das sind einfach coole, liebenswerte Tiere, die einen glücklich machen, wenn man sie aus dem Gras lugen sieht und pfeifen hört“, schwärmt Schmelzer, die „Zieselbeauftragte“ des Naturschutzbundes. 2.000 bis 2.500 der Nagetiere aus der Familie der Hörnchen siedeln noch auf burgenländischem Boden (Parndorfer Platte, Seewinkel u. a.), rund 1.000 davon in Trausdorf. Diese Tatsache hat zuletzt Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht, auf der Hutweide eine große Photovoltaikanlage zu errichten.
Denn das Ziesel ist stark gefährdet und steht auf der Roten Liste. Für die Hutweide, die zu 90 Prozent im Eigentum der Trausdorfer Urbarialgemeinde steht, gibt es als Naturschutzfläche EU-Fördergelder. Im Gegenzug muss das Gras zumindest einmal jährlich gemäht werden. Das schafft neben dem grabfähigen Boden und einem Abstand zum Grundwasser von eineinhalb bis zwei Metern ideale Bedingungen für das rund 20 Zentimeter lange Tier, das in einem jährlichen Wurf zwei bis acht Junge zur Welt bringt, die auf eine Lebensdauer von fünf bis sechs Jahren hoffen dürfen.
Das Ziesel (mundartlich Zeisel oder Zeißl) solle aber bitte nicht als „Projektverhinderer“ gebrandmarkt werden, appelliert Zoologin Schmelzer, Wirtschaft und Tierschutz „nicht gegeneinander auszuspielen“. Sonst sehe sie „schwarz für das Ziesel“, sagt die 50-Jährige, die – Zufall oder Fügung – selbst am „Zeiselberg“ wohnt. Diese alten Riednamen verweisen auf die Verwurzelung der Ziesel in der pannonischen Landschaft. Ziesel seien „ein Teil unserer Kulturgeschichte“, betont Schmelzer. Dort, wo die Menschen einst Weidewirtschaft betrieben, könnten die pfiffigen, pflanzenfressenden Nager bis heute überleben. Mit „fortschreitender Modernisierung“ würden diese Lebensräume aber immer weiter abgegraben. Noch in den 1950er-Jahren sei etwa auf der Trausdorfer Hutweide Milchwirtschaft gang und gäbe gewesen.
Aber wenn Einfamilienhäuser immer näher an Trockenrasenflächen heranrücken, werde der Stress für die Ziesel immer größer. Nicht nur wegen der Bodenversiegelung, sondern auch wegen freilaufender Hunde und Katzen, die das Potpourri natürlicher Ziesel-Feinde – Füchse, Greifvögel, aber auch Weißstörche – ausweiten.
Aber wenn Ziesel die Menschenmassen bei der Papstvisite und den jahrzehntelangen Flugbetrieb überstanden haben, sollten sie auch anderen menschlichen Zumutungen trotzen, oder? „Ein Flugplatz in der Form bedeutet nicht überall permanente Störung“, erklärt Schmelzer. Aber das Ziesel könne sich nicht an alle Veränderungen anpassen, es sei nun einmal „kein klassischer Opportunist“.
Allein deshalb sollte es uns am Herzen liegen.
Wo ein ORF-General am liebsten abhob
Seit Mitte der 1930er-Jahre wurde die Hutweide auch als Flugfeld genutzt, ab 1938 durch die NS-Luftwaffe. Bis 1945 diente der Flugplatz Kriegszwecken. Der 1950 gegründete Union Sportflieger Club startete 1957 mit dem zivilen Flugbetrieb mit kleinen Motorfliegern und Segelflugzeugen, heißt es in der Geschichte Trausdorfs (trausdorf-wulka.at).
Es gab zwei Landebahnen in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung mit einer Länge von 1.100 und 800 Metern. Ein 1963 zwischen Fliegerclub sowie Urbarialgemeinde und politischer Gemeinde abgeschlossener Pachtvertrag wurde nach 20 Jahren nicht mehr verlängert. Die Lärmbelastung hatte zugenommen, 1973 gab es bereits 35.000 Starts und Landungen von Motorflugzeugen.
Die Sportflieger wehrten sich gegen die Schließung. Um die Jahrtausendwende focht nur noch Ex-ORF-General Thaddäus Podgorski um Ausnahmebewilligungen für 24 Außenlandungen und -starts aufs Jahr verteilt. Der Verwaltungsgerichtshof gab dem Hobbyflieger zwar recht, dennoch blieb der Flugbetrieb auf der langen Wiese eingestellt.
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