Wirtshaussterben: Mit Innovation gegen den Tod

Seit 2003 haben im Burgenland 132 traditionelle Gasthäuser, das ist jeder dritte Wirt, zugesperrt.
Seit 2003 hat ein Drittel der Gasthäuser zugesperrt. Wirte weichen auf andere Bereiche aus - und sind damit erfolgreich.

Drei Generationen lang hatte der Stooberhof in der mittelburgenländischen Töpfergemeinde seine Pforten geöffnet. Im Juni ist Sperrstunde. „Mein Mann und ich sind im Pensionsalter und unsere Söhne wollen den Betrieb nicht übernehmen“, erklärt Wirtin Sabine Taschner im KURIER-Gespräch. 1959 hatte Taschners Großvater das Wirtshaus gegründet.

Wirtshaussterben: Mit Innovation gegen den Tod

Weniger Wirtshäuser heißt auch weniger Kommunikation am Stammtisch.

„Heute ist das klassische Wirtshaus nicht mehr ,trendy’“, sagt Taschner. Die unattraktiven Arbeitszeiten, der Mangel an Fachpersonal und auch die strengen Auflagen würden immer mehr Wirte zum Aufhören zwingen, sagen Unternehmer. „Bei uns in Stoob hat schon die Hälfte der einstigen Gastronomiebetriebe zugesperrt“, sagt Taschner. Vor Kurzem musste auch der Traditionsheurige „Alte Mühle“ Konkurs anmelden.

Wirtshaussterben?

„Die klassischen Wirtshäuser werden immer weniger im Burgenland“, sagt Franz Perner, Geschäftsführer der Sparte Gastronomie und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Burgenland. Laut den aktuellen Zahlen gab es im Vorjahr im Burgenland noch 266 klassische Wirtshäuser, 15 Jahre davor waren es im Jahr 2003 immerhin knapp 400.

Dass es immer weniger Gastronomiebetriebe gibt, zeigt sich auch bei der Anzahl der Bars, Tanzlokalen und Diskotheken: 172 an der Zahl gab es im Vorjahr, 2003 waren es noch knapp über 200. Was allerdings stabil bleibt, ist die Anzahl der Kaffeehäuser, von denen es im Vorjahr laut Wirtschaftskammer 238 Standorte gab.

Stark am Vormarsch sind Buffets aller Art, also etwa bei Tankstellen. Mit 184 Betrieben liegen die Buffets, was die Anzahl betrifft, bereits auf Platz drei hinter Gast- und Kaffeehäusern.

Probleme der Branche

Gutes und geeignetes Personal für die Gastronomie zu finden, sei laut Perner fast unmöglich. „Wenn dann die Kindergärten und Schulen ihr Essen auf Rädern auch noch von Großbetrieben aus Wien beziehen, dann haben die dörflichen Wirte gar keine Chance mehr.“ Dafür, so Perner, würden immer mehr Gastronomen in „kleinere Bereiche“, wie Vinotheken oder Cafés ausweichen.

Da seien die Auflagen weit weniger streng.Während es etwa in der Steiermark bereits gelungen sei, Wein und Tourismus zu vernetzten, herrsche im Burgenland noch Aufholbedarf. Vor allem im Südburgenland werde der Uhudler nicht entsprechend beworben, sagt Perner: „Wir stehen jetzt in puncto Übernachtung und Gastronomie auf einem Scheideweg.“

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Für die Wirtschaftskammer wird der Uhudler im Südburgenland noch zuwenig vermarktet.

Ein wohl gelungenes Beispiel einer geglückten Kombination von Wein- und Übernachtungsbetrieb ist der Betrieb von Heinz Velich in Apetlon. Bereits vor sieben Jahren hat der Winzer ein altes Zollhaus zu einem Hotel umgebaut.

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Winzer Heinz Velich hat ein altes Zollhaus zu einem Hotel umgebaut - mit Erfolg.

„Es war damals eine Notwendigkeit, denn die Übernachtungsmöglichkeiten für unsere Weinkunden sind in der Umgebung gering oder entsprechen nicht der erforderlichen Qualität“, sagt Heinz Velich.

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Ab Juli stehen insgesamt 34 Betten im Weingut Velich zur Verfügung.

Zehn Betten hat er bereits in seinem Betrieb, weitere 24 kommen dazu. Für Juli ist die Eröffnung vorgesehen.

Auch das Weingut Scheiblhofer baut aus: In der „Wein-Wellness-Residenz Andau“ soll man künftig unter Vier Sternen nächtigen können.

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