Wiesen: Erdbeer-Saison startet mit Verspätung

Wiesen: Erdbeer-Saison startet mit Verspätung
Aufgrund der großen Niederschlagsmengen hat sich die Haupternte verzögert. Die Einbußen liegen bei 60 Prozent, die Qualität ist ausgezeichnet.

Zwischen Wiesen und Bad Sauerbrunn (Bezirk Mattersburg) ist am Dienstag so einiges los. Neben der Landesstraße L222 stehen alle paar Meter Verkaufsstände, wo Erdbeeren, Kirschen, Himbeeren und auch Spargel feilgeboten werden. Autos aus Wien, Niederösterreich, Ungarn und dem Burgenland parken daneben.

Alexandrina Scharnbacher macht beim Obststand von Michael Habeler halt. Den Genuss der pflückfrischen Wiesener Ananas-Erdbeeren lässt sich die Wienerin nicht entgehen. „Seit 13 Jahren komme ich hierher und kaufe Erdbeeren. Sie schmecken einfach süß und sind noch dazu gesund“, sagt die Kundin.

Lesen Sie auch: Rekorde 2022: Größte Erdbeere, älteste Erdbeer-Gemeinde, längster Rückwärtslauf

300 Tonnen Erdbeeren werden in Wiesen pro Jahr geerntet. Der Großteil wird Ab-Hof oder im Lebensmittelhandel verkauft. Derzeit lauft die Erdbeer-Haupternte auf Hochtouren, wenn auch mit drei Wochen Verspätung, wie Obstproduzent Habeler schildert.

Seit etwa 150 Jahren bietet die Familie in mittlerweile fünfter Generation die Erdbeeren zum Verkauf an. Doch die Herausforderungen für den 30-Jährigen werden nicht weniger, im Gegenteil. Der Klimawandel mit entweder langen Trockenphasen, oder wie heuer mit Frost und dann nassem und unbeständigem Wetter, machen den Landwirten zu schaffen.

Erdbeer-Anbau
Im Burgenland werden auf einer Fläche von  70 Hektar Erdbeeren angebaut. Es gibt landesweit 40 Betriebe. Auf etwa 2 Prozent der Gesamtanbaufläche  werden Erdbeeren unter Glas bzw. Folie kultiviert. Der Selbstpflückanteil ist auf etwa 7 Prozent der Gesamtfläche möglich

Gemeinde Wiesen
 In Wiesen werden seit 1870 Erdbeeren angebaut. Die Gemeinde wurde im Vorjahr vom „Rekord Institut Österreich“ als „älteste Erdbeergemeinde Österreichs“ zertifiziert

3,3Kilogramm
Erdbeeren verspeist jede Österreicherin bzw.  jeder Österreicher pro Jahr

 

Früher, sagt Bürgermeister Matthias Weghofer (ÖVP), wurden in Wiesen auf 600 bis 700 Hektar Erdbeeren angebaut, damals wurden in fast jedem Haushalt Ananas-Erdbeeren, wie sie in Wiesen heißen, kultiviert. Heute bewirtschaften burgenlandweit noch rund 40 Betriebe 70 Hektar Erdbeerfläche. Das „Erdbeer-Zentrum“ liegt aber nach wie vor in Wiesen, die auch die älteste Erdbeer-Gemeinde des Landes ist (siehe Faktenbox).

Geschützter Anbau

Der größte Teil der Früchte wird im Freiland produziert, nur ein kleiner Teil wird unter geschütztem Anbau gezogen. Michael Habeler wollte schon vor sechs Jahren „unabhängig von den diversen klimatischen Bedingungen sein“ und hat auf einem seiner insgesamt sechs Hektar Freilandfläche Folientunnel errichtet. „Diese Produktionsweise gewinnt immer mehr an Bedeutung, da die Produktionssicherheit mit gleichbleibender Fruchtqualität gewährleistet wird“, ist er überzeugt. Die Investitionskosten seien zwar hoch, dennoch rentiere sich ein geschützter Anbau.

Lesen Sie mehr zum Thema: Zwei Millionen Euro Schaden durch Frost im Burgenland

Wiesen: Erdbeer-Saison startet mit Verspätung

Erdbeerkönigin Amelie I. und Erdbeerprinzessin Elisa I. mit LK-Präsident Berlakovich, Vize-Bgm. Ramhofer und Bgm. Weghofer am Erdbeer Feld

Der Schaden, den Frost und Hagel dieses Frühjahr bei den Obstbauern in Wiesen verursacht haben, ist beträchtlich, beziffern lasse sich das laut Hagelversicherung noch nicht genau. Die Ernteeinbußen bei den Erdbeeren liegen jedenfalls bei 60 Prozent, bei den Kirschen und Marillen schaue es noch schlechter aus. Dennoch ist der Preis bei den Erdbeeren im Vergleich zum Vorjahr unverändert: 12 Euro kostet ein Kilo.

Erdbeeren im Herbst

Auch wenn der Ertrag weniger ist: „Die Qualität ist heuer top“, sagt Burgenlands Landwirtschaftskammer-Präsident Nikolaus Berlakovich. "Die Erdbeere schmeckt nicht nur hervorragend, sie schützt auch das Klima durch kurze Transportwege und sichert die regionale Wertschöpfung." Berlakovich  appelliert, beim Kauf auf die Herkunft zu achten oder die Früchte direkt beim Bauern zu beziehen.

Drei Wochen werden die Erdbeeren noch geerntet. Aus dem geschützten Anbau gibt es sie auch noch im Herbst.

Marillenernte in Kittsee

Im Juli wird in Kittsee mit der Marillenernte begonnen, sagt Josef Maurovich. Der Obmann des Vereins Kittseer Marille rechnet, bedingt durch den Frost, mit rund 40 Prozent weniger Ertrag. In einem durchschnittlichen Jahr werden etwa 700 Tonnen produziert. „Es ist halt jedes Jahr eine Glückssache, wie viel wir ernten können.“

Kommentare