Mit 15 Wetterstationen wird das burgenländische Wetter kontinuierlich beobachtet. Aus den gewonnenen Daten werden mit Hilfe von Niederschlagsradar, Satelliten und registrierten Blitzeinschlägen verschiedene Wettermodelle erstellt.
Mehrere deshalb, weil sie sich in Zeit, Raum und damit letztlich auch in der Genauigkeit unterscheiden. „Ein Meteorologe kombiniert all diese Daten und bastelt daraus eine Wettervorhersage. Das Wichtigste ist aber, das gewählte Modell immer wieder anhand der aktuellen Situation zu überprüfen“, erklärt die Oberwarterin.
Schwierige Prognosen
Denn die Prognosen können schwanken. „Bei einem stabilen Hoch kann die Prognose für die nächsten zwei Wochen stimmen, aber das Wetter ist sehr komplex“, so Sabrina Nujic-Marth. Vor allem in Mitteleuropa wechseln sich Hoch- und Tiefdruckgebiete in der Westwindzone ab. Bei einem schnellen Wechsel der Druckgebiete kämen auch die Wettermodelle an ihre Grenzen.
Ihre Faustregel lautet: „Etwa fünf Tage kann man immer relativ gut vorhersagen. Was in zwei Wochen passiert, das sind oft nur Trends.“ Am schwierigsten seien aufziehende Gewitter zu erkennen.
Dank Handy-Apps und Internetdiensten ist es heute einfacher denn je, sich einen aktuellen Überblick über die Wetterlage zu verschaffen. „Wer sich damit auskennt, kann relativ gute Vorhersagen treffen“, sagt die Meteorologin. Die Daten der Wetterradaranlagen würden im Sommer oft zeigen, wohin ein Gewitter ziehen werde.
„Für den Überblick sind die Apps ganz gut, aber Detailvorhersagen können sie nicht machen“, heißt es von der Meteorologin. In der täglichen Arbeit arbeitet man aber immer mit mehreren Modellen und passt sie in Echtzeit an.
Geschriebenstein zu klein
Wenig Wahres sei laut Nujic-Marth aber an zahlreichen Wetter-Mythen dran. So könne ein Berg wie der Geschriebenstein mit seinen bescheidenen 884 Metern eher nicht dafür sorgen, dass Wolken hängen bleiben.
„Meiner Meinung nach hat er allein schon von der Strömungslage her wenig Einfluss. Aber in den Alpen kann es schon passieren, dass ein Berg das Wetter beeinflusst. Dazu zählt zum Beispiel das Wechselgebiet in der Buckligen Welt, das ein Wolkenanker für das Mittel- und Südburgenland sein kann“, erklärt die Expertin.
Eisheilige und Weihnachtstauwetter
Dass Industriegebiete mit ihren Abgasen Wolken vertreiben können, ist ebenfalls nur eine (falsche) Legende. Genau das Gegenteil sei der Fall: „Gerade in größeren Gebieten wie rund um Graz und Wien können die Abgaspartikel der Industrie als Kondensationskerne dienen und sogar für mehr Niederschlag sorgen.“ Lokal kann es rund um ein Industriegebiet sogar schneien, während es in der angrenzenden Region nur regnet.
Was wissenschaftlich nicht bewiesen ist, sich aber fast jedes Jahr aufs Neue bewahrheitet, sind die sogenannten „Eisheiligen“. Zwischen dem 11. und 15. Mai gibt es oft die letzten nennenswerten Kaltlufteinbrüche. Ähnliches, so die Oberwarterin, sei auch beim „Weihnachtstauwetter“ zwischen dem 24. und 29. Dezember zu beobachten.
Wohl eher keine „weißen Weihnachten"
Was die Daten aber belegen: „Weiße Weihnachten werden bei uns immer unrealistischer. Das heißt nicht, dass es keine mehr geben wird, aber es wird von Jahr zu Jahr unwahrscheinlicher.“ Die Klimaerwärmung schlage zu.
Schnee sei künftig eher um Ostern zu erwarten, wenn Kaltlufteinbrüche stattfinden. Das stelle vor allem die Obstbauern vor große Probleme. „Weil es wärmer wird, treiben die Obstbäume früher aus, es gibt aber trotzdem den Kälteeinbruch und somit Schäden. Die Natur spielt hier verrückt“, sagt Sabrina Nujic-Marth.
Von Künstlicher Intelligenz (KI) sieht sie ihren Beruf nicht bedroht – noch nicht. Vieles sei Erfahrung und Wissen, aber die Experimente von Google & Co. zeigten, was bereits möglich ist. In Zukunft müsse man sich einfach anpassen, sagt Sabrina Nujic-Marth, die sich seit ihrer Kindheit für das Wetter interessiert: „Ich habe schon als Kind immer zum Himmel geschaut, bei Gewitter war ich besonders aufgeregt.“
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