Weniger Ernte, aber fallende Preise und fehlende Absatzmärkte

Die Getreideernte im Burgenland hat 2019 relativ spät begonnen
Klimatisch getrübte Erntebilanz der Getreidebauern und Bio-Produkte auf Marktsuche - die Herausforderungen der Landwirtschaft

Agrarhandel ist Wandel“, bringt es Landwirt Martin Pinczker aus Oberkohlstätten auf den Punkt. Als Vertreter der Bio-Sparte präsentierte er gemeinsam mit Agrarlandesrätin Astrid Eisenkopf (SPÖ), Hannes Mosonyi (Wirtschaftskammer) und Matthias Grün (Biolandgut Esterházy) die Erntebilanz des heurigen Jahres. Diese fällt aufgrund der klimatischen Bedingungen – also Hitze und Trockenheit im Juni – leicht unterdurchschnittlich aus, soll aber von „hoher Qualität“ sein, attestierte die Landesrätin.

Bio: Steigend, aber noch zu wenig Absatz

Nun bezieht sich der eingangs angesprochene Wandel nicht nur auf das Klima allein – mit all seinen Folgen, wie Auswahl von standortangepassten Kulturen und günstige Anbauzeitpunkte. Sondern eben auch auf das Angebot und die Nachfrage am Weltmarkt, sowohl im konventionellen als auch im Bio-Bereich. „Eine Sache ist so gut wie fix: Dass wir am Ende immer mehr Bio-Getreide im Lager haben als ein Jahr davor“, sagt Pinczker und spricht damit eines der Hauptprobleme an – den im Vergleich zu den boomenden Bio-Flächen nachhinkenden Markt für biologisch produzierte Ware.

Weniger Ernte, aber fallende Preise und fehlende Absatzmärkte

Martin Pinczker, Astrid Eisenkopf, Matthias Grün und Hannes Mosonyi (v.l.)

Die Nachfrage steige zwar sowohl international als auch national grundsätzlich an, aber anders als etwa bei Eiern sei das Angebot an Bio-Getreide meist ausreichend. Die Folge davon: Allein im Vergleich zum Vorjahr ist der Preis, den ein Landwirt für eine Tonne bekommt, um mehr als 10 Prozent gesunken.

Die Lösung: Neue Märkte und Veredelung

Deshalb sollen nun neue Absatzmärkte und -länder erschlossen werden. Mit einem Volumen von 193 Millionen Euro liegen Getreide und Ölsaaten nach Maschinen und Kunststoffen auf Platz 3 der burgenländischen Exportrangliste – vor Wein auf Platz 8. Neue Absatzmöglichkeiten soll es aber auch im Inland geben, und zwar durch Betriebe, die Bio-Produkte veredeln.

Der Konsument entscheidet

Das kann sich lohnen, wie ein kleines Rechenbeispiel zeigt: Für eine Tonne Bio-Getreide erhält ein Landwirt am Markt rund 350 Euro. Lässt er diese Tonne zu 750 Kilogramm Bio-Mehl verarbeiten und verkauft dieses um 1,50 Euro pro Kilo, würde er für eine Tonne rund 1.100 Euro erhalten – abzüglich der Kosten für Herstellung und Verpackung. Natürlich würde damit auch der Arbeitsaufwand steigen und das Mehl müsste direkt verkauft werden.

Weniger Ernte, aber fallende Preise und fehlende Absatzmärkte

Bis inklusive Juli 2019 wurden im heurigen Jahr laut Hagelversicherung 750.000 Euro Schäden gemeldet

Der wichtigste Faktor zur Absatzsteigerung von Bio-Produkten sei aber der Konsument, betonte Landesrätin Eisenkopf: „Nur wer heimisch kauft, sorgt dafür, dass die Produktion qualitativ hochwertiger Lebensmittel durch die heimischen Landwirte auch weiterhin gewährleistet ist.“ Dabei seien regionale Herkunft und höchste Bioqualität entscheidend für die erfolgreiche Vermarktung, sagt Direktor Grün. Das Biolandgut Esterházy investiere deshalb auch 2 Millionen Euro in einen Zerlegebetrieb in Donnerskirchen, wo hauptsächlich Wildbret verarbeitet werden soll.

Effiziente Vermarktung sieht auch Hannes Mosonyi, Obmann des burgenländischen Agrarhandels, als wichtigen Schlüssel. „Als Agrarhändler ist es unser Ziel, die Erträge und Einkommen der Landwirte zu sichern. Wir versuchen, die Risiken stark schwankender Preise zu minimieren und Potenziale durch optimale Vermarktung und entsprechende Logistik bestmöglich zu nutzen.“

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