Was Grün und Blau zur Bodenentsiegelung sagen

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Anja Haider-Wallner startet Wettbewerb, Norbert Hofer schaut nach Wels

Dass Bodenschutz auf der Agenda der Grünen steht, überrascht nicht. Weil täglich Flächen in der Größe von zwei Fußballfeldern versiegelt werden, hat die grüne LH-Stellvertreterin Anja Haider-Wallner unter dem Motto „Baba, Beton!“ einen Entsiegelungswettbewerb ausgelobt. 

Zwischen September und November kann jede der 171 Gemeinden geplante Entsiegelungsprojekte einreichen. Das Siegerprojekt wird vom Land mit bis zu 100.000 Euro gefördert und im Frühjahr 2026 umgesetzt.

Im Burgenland wurden laut einer Studie der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) aus dem Jahr 2022 rund 9,5 Prozent der Landesfläche beansprucht (Straßen, Häuser, Betriebe, Freizeiteinrichtungen) – der höchste Wert aller Bundesländer mit Ausnahme Wiens. 46 Prozent der beanspruchten Fläche waren – für Wasser und Luft undurchlässig – versiegelt.

Vorbild Wels?

„Jede entsiegelte Fläche verbessert die Versickerung, kühlt die Umgebung und steigert die Lebensqualität“, appelliert Haider-Wallner am Donnerstag im Eisenstädter Ortsteil Kleinhöflein.

Zwei Stunden später und gut zwei Kilometer weiter östlich widmet sich die FPÖ – bisher eher als Autofahrerpartei bekannt – ebenfalls der Bodenentsiegelung. Klubchef Norbert Hofer hat dazu den seit 2015 amtierenden blauen Welser Bürgermeister Andreas Rabl eingeladen, in dessen Stadt derzeit das mit rund 40.000 Hektar bundesweit größte Entsiegelungsprojekt läuft. Aus dem Welser Messegelände wird ein Volksgarten. Kosten: rund 60 Millionen Euro.

Rabl, der aus dem roten Wels eine blaue Hochburg gemacht hat, überrascht auch sonst mit grünen Zugängen: Neuer Wohnraum sollte dort entstehen, wo er immer schon war und die Infrastruktur vorhanden ist – im Zentrum von Städten und Gemeinden, sagt Rabl, ein Neffe des früheren burgenländischen FPÖ-Chefs Wolfgang Rauter

Verdichtung der Zentren erspare das Auto und belebe durch Ansiedelung von Gastronomie und Dienstleistern das Herz der Kommunen. So habe Wels „den niedrigsten Leerstand in Oberösterreich“.

Im Burgenland sollten Gemeinden Siedlungsgrenzen beschließen und das Land endlich aufhören, „Krieg“ gegen Wohnbaugenossenschaften zu führen. OSG & Co. seien beim Schaffen von Wohnraum in Zentren viel besser und effizienter als Landesgesellschaften, sagt Hofer. Und beim Neubau von Straßen wünscht sich der frühere Verkehrsminister eine Prüfung, ob dadurch vielleicht andere Straßen obsolet würden.

In seiner Heimatstadt Pinkafeld, wo Hofer seit Jahren im Gemeinderat sitzt, sei der schönste Platz im Zentrum derzeit ein Parkplatz. Das müsse sich ändern, "wir müssen neu denken", so Hofer.

Änderungen kündigt Hofer auch in eigener Sache an. Bei der nächsten Kommunalwahl 2027 werde er nicht mehr kandidieren, dafür aber seine 21-jährige Tochter. "Ein Hofer ist genug", sagt der 54-jährige Oppositionschef im Landtag.

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