Norbert Hofer: „Da verstehe ich keinen Spaß“

Norbert Hofer: „Da verstehe ich keinen Spaß“
Von Herbert Kickl ins Burgenland geschickt, hat der 53-jährige Hofer die FPÖ bei der Landtagswahl erstmals auf Platz zwei geführt. Er spricht über Doskozil, Bischof Zsifkovics und die Bundespräsidentenwahl

Zusammenfassung

  • Norbert Hofer kritisiert Hans Peter Doskozil für dessen Äußerungen zu seinem privaten Grundstück und der Wahl der Koalitionspartner.
  • Hofer sieht eine rot-blaue Koalition als logische Option und kritisiert die aktuelle Regierungspolitik im Burgenland.
  • Er schließt eine Rückkehr in die Bundespolitik aus, außer für eine mögliche Kandidatur bei der Bundespräsidentenwahl 2028.

Als Norbert Hofer ins Burgenland zurückkehrte, hoffte er auf den Einzug in die Landesregierung. Hans Peter Doskozil entschied sich für die Grünen als Koalitionspartner und ließ in der ORF-Pressestunde wissen, warum er die Blauen nicht wollte: Der Zaun um Hofers Privathaus sei mit öffentlichem Geld errichtet worden, und ein Ex-Mitarbeiter habe Verbindungen zu rechtsextremen Kreisen.

KURIER: Vor nicht allzu langer Zeit haben Sie Ihr Verhältnis zu Doskozil als „ganz hervorragend“ beschrieben. Gilt das seit den Vorwürfen des SPÖ-Chefs immer noch?

Norbert Hofer: Ich war an diesem Sonntag bei meiner Tochter zum Mittagessen und habe geglaubt, ich falle vom Sessel. Es gibt Dinge, die tut man einfach nicht. 

Nach allem, was ich im damaligen Bundespräsidentschaftswahlkampf erlebt habe mit Personen, die versucht haben auf mein Grundstück einzudringen, und durchs Badezimmerfenster filmenden TV-Kameras. Und dann erklärt der Landeshauptmann im Fernsehen, wie leicht man auf mein Grundstück eindringen könne und sogar er dazu in der Lage wäre. 

Alles andere ist mir egal, da bin ich Profi genug. Aber wenn es um den privaten Bereich geht, wo meine Familie lebt, da verstehe ich keinen Spaß. Ich habe ihm gesagt, er soll das bitte nicht mehr tun. Es gibt eine Grenze in der Politik.

Hat Doskozil reagiert?

Nein.

Norbert Hofer: „Da verstehe ich keinen Spaß“

Landeshauptmann Doskozil und Oppositionsführer Hofer nach der Angelobung von Rot-Grün im Landtag. Daneben LH-Vize Anja Haider-Wallner von den Grünen

Aber Faktum ist, dass die FPÖ 2016 den Zaun bezahlt hat. Da hat er doch recht?

Das ist vor bald zehn Jahren passiert und hundert Mal abgehandelt worden. Da gibt es andere Gründe für Rot-Grün, die wichtiger waren. Ich verstehe schon, dass es für ihn schwierig ist zu erklären, warum er diese Konstellation gewählt hat. Aber das ist sein Problem, nicht meins.

Sie meinen, das war eine vorgeschobene Begründung für Rot-Grün?

In Wirklichkeit war es der eleganteste Weg für ihn. Astrid Eisenkopf (SPÖ-Vizelandeshauptfrau, jetzt Landtagspräsidentin, Anm.) hatte die Agenden, die jetzt ihre Nachfolgerin von den Grünen hat. Und Eisenkopf hatte bei der Landtagswahl ein hervorragendes Ergebnis. 

Es ist kein Geheimnis, dass sie innerhalb der SPÖ die kommende Person ist, aufgrund ihres Auftretens, ihres Wissens und ihrer sozialen Kompetenz. Aber Doskozil hat gesagt, ich brauche dieses Ressort, du musst jetzt wo anders hingehen.

Von Grünen hörte man, der Posten der Vizelandeshauptfrau sei nicht gefordert, sondern angeboten worden. Das habe ich nicht gehört. Aber ich hätte eine rot-blaue Koalition der Wahlsieger mit fünf plus zwei in der Regierung für gut befunden. Die SPÖ hat zwar die Absolute verloren, ist aber stärkste Partei. Dazugewonnen hat nur die FPÖ, und das massiv. Außerdem haben Doskozil und ich die meisten Vorzugsstimmen, deshalb wäre Rot-Blau eine logische Sache gewesen.

Fünf plus zwei hätte geheißen, dass die Regierung wieder größer geworden wäre?

Ja, aber so hätten auf SPÖ-Seite auch alle Regierungsmitglieder bleiben können. Ich bin überzeugt, dass die Siebenervariante früherer Jahre besser war. Es ist in der Regierung viel Arbeit zu erledigen. Zwei weitere Regierungsmitglieder sind nicht die großen Kostentreiber, die Regierungsbüros dürften halt nicht so groß sein, dort fallen die Kosten an. Man sollte den Mitarbeitern in der Verwaltung ein bisschen mehr vertrauen. Dann müssten die Büros nicht so groß sein.

Jetzt sind Sie Oppositionsführer mit einer Schar an Newcomern im blauen Klub. Wie werden Sie’s anlegen? 

Ich mache gern Opposition, jetzt auch als Obmann im Rechnungshofausschuss. Es wird Prüfaufträge zum Konzern Burgenland geben und U-Ausschüsse. Von unseren Mandataren verlange ich, dass sie sich in Aufgaben vertiefen. Kritik am Regierungsprogramm gibt es dort, wo es schlecht ist: Das Land will zum Beispiel eine eigene KI entwickeln, da wird das Burgenland zur Lachnummer. Oder wenn Dinge, die die Burgenland Energie – eine Aktiengesellschaft – betreffen, als Regierungsarbeit verkauft werden, vergisst die Regierung, wo die Grenzen sind.

Werden FPÖ und ÖVP in der Opposition kooperieren?

Man muss warten, wie sich die ÖVP neu aufstellt. Bis Juni erwarte ich mir nicht viel (dann wählt die ÖVP einen neuen Obmann, Christian Sagartz nimmt nach der Wahlniederlage den Hut; Anm.).

Sie haben im Wahlkampf einen Kassasturz im Land gefordert. Was befürchten Sie? 

Von Mitarbeitern der Landesholding habe ich Dinge gehört, die mich mit Sorge erfüllen. Blickt man auf die vielen Aktivitäten des Landes, fragt man sich, wo das Geld dafür herkommt. Wenn das alles so gut läuft, wie behauptet wird, müssen ja alle anderen Bundesländer dumm sein, es nicht genauso zu machen.

Droht dem Burgenland das Schicksal Kärntens unter Jörg Haider?

Wir hatten in Kärnten viele Probleme. Mit der Auffanggesellschaft der Hypo Alpe Adria haben wir es aber am Ende noch gut hinbekommen. Man muss als Politiker immer daran denken, dass das Geld, das man ausgibt, nicht das eigene ist.

Was Sie, Haider und Doskozil eint, ist das Drängen in die Bundespolitik ...

Ich war 20 Jahre dort. Jetzt will ich nicht zurück in die Bundespolitik. Doskozil hatte nur einen Kurzauftritt, vielleicht will er deshalb zurück.

Mit Verlaub, das Burgenland als politische Traumdestination – wer soll das glauben?

Ich übernehme kein Ministeramt und keine Parteifunktion auf Bundesebene mehr und will auch nicht zurück in den Nationalrat. Es gibt eine einzige Funktion im Bund, wo ich darüber nachdenken würde: die Hofburg.

Die nächste Bundespräsidentenwahl ist 2028, denken Sie an diesen Termin?

Ich habe mich noch nicht entschieden (denkt länger nach). Derzeit eher nein. Es würde sehr viel Überzeugungskraft brauchen, mich zu einer abermaligen Kandidatur zu bewegen. Ich würde die Wahrscheinlichkeit dafür bei weniger als 20 Prozent ansetzen.

Wann würde denn vor 2028 eine Entscheidung fallen?

Spät. Vielleicht gibt’s bis dahin andere Kandidaten, die ähnlich gute Chancen haben.

Noch ein Wort zum Bundespräsidenten: Bei der Angelobung von Doskozil in der Hofburg war auch Bischof Ägidius Zsifkovics dabei. Würden Sie das auch machen?

Ich weiß nicht, ob er als persönlicher Freund oder als offizieller Vertreter einer Kirche dabei war. Grundsätzlich: Ich hätte das nicht gemacht. Was ich mache: Zur Segnung unserer neuen Klubräume im Landhaus lade ich die Geistlichkeit ein.

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