Auf wen Burgenlands LH-Vize Anja Haider-Wallner vertraut

Grüne Burgenland
Philip Juranich (li.), Leon Kusztrich und Thomas Hofer gehören zu den engsten Mitarbeitern von LH-Vize Anja Haider-Wallner.

Als sich Anja Haider-Wallner im Februar „plötzlich“ als Landeshauptmannstellvertreterin der ersten rot-grünen Landesregierung des Burgenlandes wiederfand, hatte die Landessprecherin der Grünen ein Luxusproblem: Die 45-Jährige brauchte Mitarbeiter für ihr Büro im Landhaus.

Die Grüne wählte einen unkonventionellen Weg und suchte per Ausschreibung, und nicht – wie bei anderen Parteien üblich – über politische Seilschaften oder Zurufe von Parteifreunden. Die Folge: Im Umkreis von Haider-Wallner tummeln sich Leute, die man nicht unbedingt in einem politischen Büro vermuten würde. Nicht in einem der Grünen und noch viel weniger in dem einer anderen Partei.

Leon Kusztrich studiert an der Wiener Akademie der bildenden Künste und hat sich der Malerei verschrieben. Der Spross einer Künstlerfamilie – die Eltern sind Schauspieler, die Geschwister Musiker – stand schon als Kind auf der Opernbühne. Das Singen habe er freilich „mit dem Stimmbruch aufgegeben“, ist der 25-jährige Burgenlandkroate, der in Wien und Neudorf (Novo Selo) lebt, nicht erfreut, Gegenstand eines Zeitungsartikels zu werden.

Er stehe gar nicht gerne in der Öffentlichkeit, bekennt Kusztrich. Seine Aufgabe als Assistent von Haider-Wallner sei es, ihre Termine zu organisieren und sie gut durch den Tag zu begleiten. Bei Treffen seiner Chefin mit grün-bewegten Bürgern kann Kusztrich aber auch verbindlich und bestimmt eingreifen, wenn die Wortmeldungen zu mäandern beginnen. Die sonore Stimme verleiht dem Mittzwanziger Autorität.

Zu den Grünen ist Kusztrich im Gefolge der Gemeinderatswahlen 2022 gestoßen. Während er sich in Wien politisch vertreten fühlte, gab es in Neudorf „nur SPÖ und ÖVP“. Mittlerweile ist der Assistent Haider-Wallners auch Partei-Geschäftsführer im Bezirk Neusiedl am See und der Grünen Jugend.

„Nicht in der Politik, sondern in der Kommunikation“ sieht Thomas Hofer seine berufliche Zukunft. Seit wenigen Monaten ist der Mattersburger Pressesprecher von Haider-Wallner. Der 47-jährige Werbetexter hat die Kampagne der Grünen für die Landtagswahl gestaltet und wurde danach angeheuert.

Haider-Wallner habe „ein gutes Gespür für Menschen, sie sorgt für ein harmonisches Gefüge“, sagt Hofer, der Germanistik, Geschichte und Keltologie studiert hat. Nicht nur diesseits der Leitha hat sich Hofer als Romanautor einen Namen gemacht. In „Shit, Oida!“ und „Fuck, Oida!“ erinnert er an das Leben im Burgenland in den 1980er und -90er-Jahren – den beiden letzten Jahrzehnten „ohne Internet und Handy“.

Leon Kusztrich, Thomas Hofer (v.li.)

Leon Kusztrich (li.) und Thomas Hofer

Nicht Mitarbeiter Haider-Wallners in ihrem Büro, sondern ihr Stellvertreter in der Landespartei ist der Mittelburgenländer Philip Juranich, seit einigen Monaten auch Sprecher der beiden Landtagsabgeordneten der kleinen Regierungspartei. Mit seinen 33 Jahren hat Juranich schon eine ganze Menge vorzuweisen.

Nach dem Studium der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen an der FH Eisenstadt kam er über ein Praktikum zu Uni-Credit nach Moskau. Danach wechselte er für fünf Jahre zur Austrian Business Agency, die sich um Betriebsansiedelungen kümmert. Zwischendurch reiste der Burgenlandkroate ein Jahr durch Südamerika, um Spanisch zu lernen, und begann an der Universität für Bodenkultur in Wien ein zweites Studium: Landschaftsarchitektur und -planung. Im Herbst will er die Boku abschließen: „Eine Prüfung fehlt mir noch“, sagt Juranich.

In seiner Heimatgemeinde Frankenau-Unterpullendorf (Frakanava- Dolnja Pulja) hat er die Liste „Mi skupa – Miteinander“ gegründet und sitzt im Gemeinderat. Außerdem stand er jahrelang als Kapitän des örtlichen Fußballvereins auf dem Spielfeld, jetzt unterstützt er den Klub als Sektionsleiter.

Eine Niederlage musste aber auch Überflieger Juranich schon verkraften: Mit ihm als Spitzenkandidat verloren die burgenländischen Grünen bei den Nationalratswahlen 2024 stark und fielen hinter die Neos zurück. Das habe ihn auf „den Boden der Realität“ zurückgebracht, so der Neo-Politiker damals. Weil sein Motto aber lautet, „um jeden Ball zu kämpfen“, konnte ihn das nicht entmutigen. Er sieht seine Zukunft in der Politik. Nur: „Wo es mich hin verschlägt, weiß ich nicht“.

Kann sein, dass Juranich das Burgenland zu klein wird.

Kommentare