Warum wurde evaluiert?
Das Klimaschutzministerium prüft geplante Neubau- und Erweiterungsprojekte der Autobahngesellschaft Asfinag in ganz Österreich auf deren Klimaverträglichkeit. Die Verlängerung der A3 vom Knoten Eisenstadt bis zur Staatsgrenze bei Klingenbach ist seit fast 20 Jahren ein heißes Thema.
Seit 2003 wehrt sich die Bürgerinitiative BIG A3, die mittlerweile in sieben Gemeinden vertreten ist, dagegen. Im Frühjahr 2020 haben sich im Landtag auch SPÖ, ÖVP und Grüne gegen den Bau des rund 9,3 Kilometer langen Teilstücks bis zur Grenze ausgesprochen. Druck kommt von Ungarn, wo die Autobahn M85 gebaut wird und 2024 rund zwei Kilometer vor der österreichischen Grenze bei Klingenbach enden soll.
Worauf stützt die Ministerin ihre Entscheidung?
Auf einen Bericht der Wiener Ziviltechnikergesellschaft „arealConsult“ (84 Seiten) und das Umweltbundesamt (17 Seiten), das sich im Einflussbereich des Klimaschutz-Ministeriums befindet.
Das sagen die Ziviltechniker: Der Verkehr werde ohne und mit Verlängerung der A3 zunehmen. Für die B16, die derzeit vom Knoten Eisenstadt bis Klingenbach führt, wird bei Siegendorf ein Plus des Pkw-Verkehrs um 5.400 Kfz/Tag oder 23 Prozent prognostiziert. Für Lkw über 7,5 Tonnen gilt in diesem Bereich mit Ausnahme von Quell- und Zielverkehr ein Fahrverbot. Der Lückenschluss der A3 würde zwar die B16 um 15.200 Kfz/Tag entlasten, auf A3 und S31 stiege aber das Aufkommen.
Bei den „attraktiven Eisenbahnverbindungen“ zwischen Wien-Mattersburg-Wr. Neustadt-Sopron sieht das Ziviltechnikerbüro „noch beträchtliche Potenziale“. Derzeit sind im grenzüberschreitenden Personenverkehr täglich 26.300 Personen mit dem Auto, aber nur 3.000 mit dem Zug unterwegs.
Dass durch den A3-Lückenschluss 60 Hektar „großteils hochwertige Böden“ versiegelt würden, sagt das Umweltbundesamt. Die Ziviltechniker sehen nur eine „geringfügige Beeinträchtigung hochwertiger Ökoflächen“.
Was passiert jetzt?
Eine Arbeitsgruppe von Ministerium und Land soll „ehebaldigst“ die Arbeit aufnehmen, hieß es von beiden Seiten. Ziel sei, rasch umsetzbare Alternativen zu erarbeiten. Die Ministerin denkt vor allem an „Verbesserung des Öffi-Angebots und gezielte Ausbauten im niederrangigen Straßennetz“. Das Land denkt groß: Das durch den Verzicht auf den A3-Weiterbau „ersparte“ Geld solle im Burgenland bleiben, sagt Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ). Die Asfinag war von 261 Millionen Euro ausgegangen.
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