Warum das neue Vorzugsstimmensystem Männer bevorzugt
Am 19. Jänner wird im Burgenland nicht nur über die Zusammensetzung des Landtags entschieden, erstmals kommt auch das neue Vorzugsstimmensystem zur Anwendung. Erstmals zählt auf den Bezirkslisten nur die Vorzugsstimme – die Reihung spielt keine Rolle mehr. "Wer eine Vorzugsstimme mehr hat, ist vorne", erklärte Landeswahlleiter Bernhard Ozlsberger.
Während dieses System für mehr demokratische Mitsprache sorgen soll, könnte es den Frauenanteil im Landtag senken.
Aktuell liegt er bei 30 Prozent, wobei die Grünen mit 50 Prozent den Spitzenplatz einnehmen. SPÖ, ÖVP und FPÖ kommen auf Werte zwischen 27 und 33 Prozent.
"Frauen profitieren von Vorzugsstimmen eher nicht", analysiert Julia Partheymüller von der Universität Wien. Die Analyse vergangener Wahlen zeigt, dass Listenerste, häufig Männer, besonders viele Vorzugsstimmen erhalten. "Das liegt an der Logik der Spitzenkandidaten", so Partheymüller. Sichtbarkeit sei entscheidend: "Das System belohnt jene, die öffentlichkeitswirksam auftreten."
Besonders deutlich zeigt sich das bei den Regionalwahlkreislisten: Bei der ÖVP führt keine Frau die Listen an. Bei der FPÖ ist Jennersdorf die Ausnahme, und auch auf der Landesliste der Blauen steht die erste Frau erst an fünfter Stelle. Die SPÖ hingegen setzt diesmal auf eine 50-prozentige Frauenquote, verzichtet jedoch auf ein Reißverschlusssystem.
Die Aussichten für den Frauenanteil sind wenig rosig: Sollte die FPÖ wie erwartet zulegen, könnte dieser im Landtag weiter sinken. Auch der Bekanntheitsvorteil von SPÖ-Chef Hans Peter Doskozil und FPÖ-Frontmann Norbert Hofer verstärkt die Schieflage zugunsten der Männer. "Das politische Angebot, wie es ist, nutzt den Männern", fasst Partheymüller in ihrer Analyse zusammen.
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