Burgenland in Zahlen: Die größten Überraschungen

Die jährliche Broschüre der Arbeiterkammer bietet ungewöhnliche Blickwinkel.
Die AK Burgenland hat ihre neue Ausgabe von „Das Burgenland in Zahlen“ veröffentlicht. Das Bild ist zwiespältig: Spitzenwerte bei Wohnfläche und Leistbarkeit treffen auf Abwanderung, eine angespannte Arbeitsmarktlage und deutliche Einkommensunterschiede.
Ein Land, das schrumpft
Mit −0,05 Prozent war das Burgenland 2024 das einzige Bundesland mit Bevölkerungsrückgang. Eisenstadt-Stadt verzeichnete als einziger Bezirk im Norden ein Plus von 0,51 Prozent (+81 Personen), während Güssing im Süden 0,84 Prozent verlor (−220 Personen).
Langfristig prognostiziert die ÖROK bis 2051 Zuwächse vor allem in Neusiedl am See (+16,4 %) und Eisenstadt-Umgebung (+12,3 %), während Oberwart, Güssing und Jennersdorf weiter Einwohner:innen verlieren dürften.
Wohnkomfort und Preisgefälle
Burgenländer wohnen auf durchschnittlich 126,4 Quadratmetern – das sind 56,8 Quadratmeter pro Kopf und damit Spitzenwert in Österreich. Nur 33,9 Prozent leben allein, der niedrigste Wert bundesweit. Die Hauptmiete liegt bei durchschnittlich 571,70 Euro inklusive Betriebskosten, nur Kärnten ist günstiger. Auffällig ist das Preisgefälle bei Baugrundstücken: In Eisenstadt kostet der Quadratmeter 289 Euro, in Güssing und Jennersdorf nur 35 Euro. Bei Einfamilienhäusern reicht die Spanne von 2.345 Euro pro Quadratmeter in Neusiedl bis 1.297 Euro in Jennersdorf.
Energie und Preise
Die Strompreise stiegen 2024 um 36,3 Prozent – vor allem durch das Auslaufen staatlicher Zuschüsse und steigende Netzkosten. Diesel wurde um 7,8 Prozent billiger, Superbenzin um 4,7 Prozent, Heizöl um 8,6 Prozent. Gas verbilligte sich um 11,6 Prozent, bleibt aber deutlich teurer als vor der Energiekrise. Die Inflation sank auf 2,9 Prozent (2023: 7,8 Prozent).
Arbeitsmarkt in Bewegung
30 Prozent der Beschäftigten im Burgenland haben keine österreichische Staatsbürgerschaft – größtenteils aus EU-Nachbarstaaten, vor allem Ungarn. Sie arbeiten überdurchschnittlich oft in Land- und Forstwirtschaft (74,5 Prozent) sowie in Gastronomie und Beherbergung (66,3 Prozent).
Gleichzeitig pendeln 53.190 Burgenländer:innen vor allem nach Wien, Niederösterreich und in die Steiermark, während 27.552, überwiegend Ungar:innen, ins Burgenland einpendeln. Damit hat das Land den höchsten Einpendleranteil Österreichs (20,5 Prozent).
Einkommensrätsel
Wer im Burgenland arbeitet, verdient im Median 2.439 Euro brutto – fast zwölf Prozent weniger als der Österreichschnitt. Wer hier wohnt, aber teils außerhalb arbeitet, erzielt mit 3.065 Euro im Schnitt 5,4 Prozent mehr als der Bundesschnitt.

AK-Expertinnen: Stefanie Vlasits, Gabi Tremmel-Yakali.
Höchste Einkommen (Arbeitsort) gibt es in Eisenstadt-Stadt, niedrigste im Bezirk Neusiedl am See; als Wohnort liegt Jennersdorf am unteren Ende.
Ungleichheit bleibt Thema
Der Gender Pay Gap beträgt 15,3 Prozent, was einem Minus von 9.646 Euro pro Jahr entspricht. Bei Pensionen beträgt der Unterschied zwischen Männern und Frauen 40,5 Prozent – Männer erhalten im Schnitt 35.207 Euro, Frauen 20.942 Euro. Der Equal Pay Day 2025 im Burgenland fällt auf den 6. November, der Equal Pension Day bereits auf den 5. August.
Arbeitslosigkeit steigt
Die Arbeitslosigkeit legte 2024 in allen Gruppen zu: gesamt um 6,9 Prozent, bei unter 24-Jährigen um 12,5 Prozent, bei Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft um 13,2 Prozent. Die höchste Quote verzeichnete die AMS-Region Stegersbach/Jennersdorf mit 8,8 Prozent, gefolgt von Oberwart mit 8,1 Prozent. Die Zahl der offenen Lehrstellen sank um 14,3 Prozent, während die Lehrstellensuchenden um acht Prozent zunahmen.
Das Burgenland ist ein Land der Gegensätze: viel Platz zum Leben, niedrige Wohnkosten – aber auch demografische Herausforderungen, Einkommensunterschiede und eine angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt.
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