Bibliothekarin in Oberwart: "Bücher kommen nie aus der Mode"

Silke Rois ist Bibliothekarin in Oberwart.
Von Vanessa Halla
Schon allein das Wort „Bücherei“ klingt für die jüngere Generation oldschool – fast ein bisserl sagenumwoben. Denn wer bitte borgt sich heutzutage am Land noch Bücher aus, wo man doch alles am Handy hat und findet?
Nun, überraschend viele Landsleute – das können wir nach dem Besuch bei Silke Rois in der Bücherei bestätigen. Aber immer schön der Reihe und dem Register nach.
A wie Anfang
Die Geschichte der AK Bücherei Oberwart begann mit ihrer Gründung 1973. Die Geschichte ihrer Bibliothekarin Silke Rois im Jahr 1987 – ihrem Geburtsjahr. Aufgewachsen ist Silke Rois in Hochart, mittlerweile lebt sie in Pinkafeld und leitet seit acht Jahren die Bücherei im Kellergeschoss der Arbeiterkammer in der Lehargasse.
Dass Silke Rois die nunmehr vierte Leiterin dieser Bücherei sein wird, war nicht klar – ihr selbst nämlich nicht. „Gelesen habe ich immer gerne, das überrascht jetzt aber vermutlich nicht“, beginnt die Südburgenländerin lachend die Geschichte ihres beruflichen Werdeganges.
Nach der Schule studiert sie Publizistik und Vergleichende Literaturwissenschaften. Die Frage „Was willst du mit diesem Studium einmal machen?“ begleitet die heute 38-Jährige von Beginn weg. „Ich hatte lange keine Antwort darauf, aber das Studium habe ich seit der ersten Vorlesung geliebt. Es ist ein Nischenstudium, keine Frage. Aber sich mit der gesamten Weltliteratur auseinandersetzen zu können, mit unterschiedlichen Kulturen und Sprachen, war genau meins.“
B wie Bücherei
Während des Studiums arbeitet Silke Rois bei einer Lokalzeitung. „Journalismus hat mich stets interessiert, auf Dauer war es aber kein Beruf für mich. Ich habe mehr Struktur gebraucht.“ Der Zufall führt Rois nach dem Studium ins Verlagswesen und von Wien heim ins Burgenland. Sie arbeitet für die „edition lex liszt 12“, den größten Verlag des Landes. „Durch diesen Job habe ich viele wertvolle Kontakte in der Region knüpfen können.“
Die Bücherei der Arbeiterkammer Oberwart wurde 1973 eröffnet. 2018 wurde die ehemalige Stadtbücherei der Oberwarter Gemeinde mit der AK Bücherei in der Lehargasse zusammengelegt.
Rund 11.000 Medien können vor Ort ausgeborgt werden, weitere 70.000 Exemplare bieten die AK Büchereien ihren Mitgliedern in digitaler Form zur Nutzung. Über 8.800 Menschen besuchten die Bücherei in Oberwart im Vorjahr.
2013 landet sie in der damaligen Stadtbücherei Oberwart. „Das war mein erster Schritt in die Welt der öffentlichen Bibliotheken und da wurde langsam klar, jetzt bin ich beruflich angekommen.“ Silke Rois absolviert die Bibliothekarsausbildung, knüpft erste Kontakte in den Landesverband der Bibliotheken Burgenland und bewirbt sich im Jahr 2017 für die frei werdende Stelle als Bibliothekarin in der AK-Bücherei Oberwart.
Offener Zugang zu Bildung und Kultur für alle – so lautet das Grundcredo. Wie viele Welten es in dieser Welt voller Bücher(eien) noch zu entdecken gibt, fasziniert die Bibliothekarin immer noch.
C wie couragiert
„Es ist viel mehr, als nur Bücher vor Ort auszuleihen. Büchereien bieten auch Hörbücher, Zeitschriften, Filme, Spiele, Toniefiguren, E-Reader und digitale Formate an und entwickeln ihr Angebot stets weiter. Auch uns ist dieser vielfältige und aktuelle Medienmix wichtig. Darüber hinaus geht es als öffentliche Bibliothek aber ganz stark auch darum, einfach ein offener Ort für Austausch und Horizonterweiterung zu sein.“
Ein weiterer Schwerpunkt der AK Bücherei Oberwart und Silke Rois’ Engagement zu verdanken ist eine buntes Veranstaltungsprogramm mit Lesungen im Stadtpark, Diskussionsrunden, der Bibliotheken-Führerschein oder Vorlesestunden. „Es ist mir wichtig, dass schon Kleinkinder die Bücherei als einen Wohlfühlort entdecken können.“
D wie .....
70 Angebote die 2024 von über 1.700 Menschen besucht und genutzt wurden – so lautet die Arbeitsbilanz des Oberwarter Büchereiteams abseits des Ausleihbetriebes. Und die Vorsitzende des Landesverbandes burgenländischer Bibliotheken, Silke Rois, hat noch lange nicht genug. „Eine Bücherei ist ein konsumfreier Ort. Eine Welt, die allen offensteht. Hier bekommst du Bestseller vom Ladentisch gratis, aber auch wunderbare Begegnungen mit anderen Menschen.“
Rois’ Lieblingsarbeit? „Neue Bücher bestellen zu können ist großartig! Das ist aber aufgelegt, gell?“ lacht sie. Auf die Frage nach ihrem Lieblingsbuch war die Bibliothekarin offenkundig nicht vorbereitet: „Oh Gott, das kann ich nicht beantworten, es gibt so viele! Aber ich liebe es, neue Bücher zu entdecken und auch zu schauen, wie es gemacht ist. Welches Papier wurde verwendet? Welche Schrift? Was steht im Klappentext und das Cover, das muss einfach passen. Da denke ich mir schon manchmal ‚Na servas, was haben sich die Autoren und Mitarbeiter in den Verlagen dabei bloß gedacht?’“, gibt Silke Rois schmunzelnd zu.
Selbst ein Buch zu schreiben, darüber denkt sie umgekehrt nicht nach. „Da habe ich schon eine gesunde Selbsteinschätzung“, lacht sie, „aber vielleicht ist für die Schublade etwas dabei.“
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