Vom Bettenzählen und von Fallzahlen in Spitälern

Vom Bettenzählen und von Fallzahlen in Spitälern
ÖVP befürchtet Kahlschlag bei kleinen Spitälern, Experte hängt Qualität nicht an Zahl der Betten

87 Covid-19-Patienten wurden am Freitag in Burgenlands Spitälern behandelt, davon 19 intensivmedizinisch. In der Steiermark wurde vorsorglich wegen der Übernahme burgenländischer Patienten angefragt. Während also die Pandemie die Leistungsgrenzen der fünf burgenländischen Krankenhäuser ausreizt, wird auf politischer Ebene um das längerfristige Leistungsangebot gerungen.

Grundlage ist der Ende 2019 von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) präsentierte Masterplan für die Spitäler, in die schon damals jährlich rund 210 Millionen Euro geflossen sind.

Die SPÖ-Regierung spare die Krankenhäuser „kaputt“ und die drei kleineren Häuser in Kittsee, Oberpullendorf und Güssing würden im Schatten der Schwerpunktkrankenhäuser Oberwart und Eisenstadt zu geriatrischen Betreuungszentren „degradiert“, zeigten sich am Freitag ÖVP-Klubchef Markus Ulram und Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas alarmiert. „Die Versorgungssicherheit ist nicht mehr gegeben“, sagte Ulram. Die türkisen Politiker verwiesen auf den im Dezember beschlossenen, aber noch unveröffentlichten Regionalen Strukturplan Gesundheit (RSG) 2025 und eigene Berechnungen, wonach in den kommenden Jahren die Zahl vollstationärer Betten um 63 auf 989 sinke. Am ärgsten treffe es Oberpullendorf, das fast die Hälfte der Reduktion schlucken müsse.

„Betten sind nicht alles“

Karl Helm vom Burgenländischen Gesundheitsfonds (Burgef), der für Finanzierung, Planung und Steuerung aller Krankenanstalten (vier Landesspitäler und das Eisenstädter Krankenhaus der Barmherzigen Brüder) zuständig ist, relativiert.

Richtig sei, dass der Strukturplan aufgrund einer Empfehlung des Grazer Entwicklungs- und Planungsinstituts für Gesundheit weniger Betten vorsehe. Auf eine Zahl wollte sich Helm nicht festlegen, weil es sich um einen „Planungshorizont“ handle. Soll heißen: Man könne auf veränderte Lagen reagieren und mehr oder weniger Betten streichen. Die angepeilte Bettenreduktion sei aber nicht aus Jux und Tollerei ins Auge gefasst, sondern „aufgrund der Menge der bisher erbrachten Leistungen“. Leere Betten könne sich niemand wünschen, so Helm. Darüber hinaus sei die Anzahl der Betten kein Qualitätsmerkmal für ein Spital, sondern welche Leistungen in welcher Güte geboten werden. Und das hänge nicht zuletzt an hohen Fallzahlen, etwa bei bestimmten Operationen. Auch in der Pandemie hake es nicht an den Betten, sondern am fehlenden intensivmedizinischen Personal.

Dass Kittsee, Oberpullendorf und Güssing „degradiert“ würden, weist Helm entschieden zurück. Es handle sich um Standardkrankenhäuser mit definierten Schwerpunkten und planbaren Operationen.

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