Volksabstimmung: Pfad finden für die Waldschule

Volksabstimmung: Pfad finden für die Waldschule
Die Bewohner von Ritzing stimmen am Sonntag über den neuen Nutzungsvertrag mit dem Verein zum Erhalt der Waldschule ab.

Idyllisch, von Wald und Wiese umgeben, liegt die Waldschule Helenenschacht im mittelburgenländischen Ritzing. Seit etwa 40 Jahren wird die einstige Schule, die 1923 eröffnet und 1959 geschlossen wurde, als Pfadfinderzentrum genutzt.

Am Sonntag sollen die Bewohner darüber entschieden, ob der im Gemeinderat beschlossene Nutzungsvertrag zwischen der Gemeinde Ritzing und dem Unterstützungsverein zum Erhalt der Waldschule Helenenschacht umgesetzt werden soll.

Seit 1970er Jahren von Pfadfindern genutzt

Seit den 1970er Jahren wird die Waldschule von Pfadfindern während der Sommermonate frequentiert. Grundlage dafür ist ein Nutzungsvertrag mit dem Verein gegen jederzeitigen Widerruf (Prekarium). Im Gemeinderat wurde mehrheitlich – mit Stimmen der ÖVP und der Liste für Ritzing – beschlossen, dem Verein einen Nutzungsvertrag für zehn Jahre und einer zehnjährigen Kündigungsfrist einzuräumen.

Die SPÖ stimmte dagegen und regte eine Volksabstimmung an, die am Sonntag, von 8 bis 14 Uhr im Pfarrsaal stattfinden wird.

"Wir brauchen Sicherheit"

Dem Obmann des Vereins, Viktor Pavlu, gehe es vor allem darum, mit einem neuen Vertrag Sicherheit zu bekommen. „Wir haben in den vergangen acht Jahren etwa 85.000 Euro in den Erhalt der Waldschule investiert. Unsere Mitglieder engagieren sich zudem ehrenamtlich“, sagt Pavlu.

Aufgrund des derzeitigen Prekariats könne die Gemeinde aber dem Verein theoretisch von heute auf morgen kündigen. „Wir wollen das Dach neu machen. Wenn wir nicht sicher wissen, dass wir in den kommenden Jahren bleiben können, können wir nicht investieren.“ Denn finanziert werden soll das neue Dach unter anderem - so das Vorhaben - durch künftige Einnahmen der kommenden Jahre.

Volksabstimmung: Pfad finden für die Waldschule

Die Waldschule Helenenschacht in Ritzing

Für Bürgermeister Ernst Horvath (ÖVP) ist die Argumentation des Vereins-Obmannes „nachvollziehbar“. „Es ist ein nicht tragbarer rechtlicher Zustand für den Verein, der ja weiter investieren will“, sagt Horvath.

Dem Argument der SPÖ, der Gemeinde würde durch den neuen Nutzungsvertrag wirtschaftlicher Schaden entstehen, widersprecht er. „Im Gegenteil: Der Erlös von der Durchforstung des Waldes gehört weiter der Gemeinde, ebenso der Pachtzins für die Schulwiese.“ Der Verein zahle außerdem einen Euro pro Gast  am Ende jeden Kalenderjahres an die Gemeinde.

Auch die Liste für Ritzing befürwortet den neuen Nutzungsvertrag.

"Sind nicht gegen Pfadfinder"

„Wir sind nicht gegen die  Pfadfinder“, kontert SPÖ-Vizebürgermeister Jochen Müllner.  Das Prekariat habe sich 40 Jahre lang bewährt, deshalb sehe man keinen Bedarf für eine Neuregelung. Zudem habe auch die Gemeinde  40.000 Euro in die Schule investiert, räumt Müllner ein.

„Die geforderte Pachtdauer von mindestens 20 Jahren beschneidet die Gemeinde aber massiv in ihren Eigentumsrechten.“ Zudem, so räumt der Vize-Ortschef ein, bestünde für den Verein die Möglichkeit zur Untervermietung an Firmen.

Abzug bei einem "Nein"

Für Vereinsobmann Pavlu steht jedenfalls fest: Ginge die Volksabstimmung am Sonntag mit einem „Nein“ aus, müsste man sich einen anderen Standort suchen. „Ohne Vertrag wäre eine Zukunft für uns in Ritzing wirtschaftlich unmöglich.“

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