Totholz und Trockenrasen fördern die Biodiversität im Land

Stefan Schaja (Obmann der Urbarialgemeinde Siegendorf), Bürgermeisterin Rita Stenger und Astrid Eisenkopf am Trockenrasengebiet.
Das Burgenland soll ein neues Naturschutzgebiet bekommen: den Trockenrasen „Rokos“ in Siegendorf.

40 Prozent der Gesamtfläche des Burgenlands stehen bereits unter Naturschutz. In Zukunft werden die Schutzflächen sogar noch größer werden.

Im Bezirk Eisenstadt-Umgebung gibt es bereits konkrete Pläne, das bestehende Landschaftsschutzgebiet zu erweitern. So wie schon die Siegendorfer Puszta und Heide soll künftig das Trockenrasengebiet „Rokos“ ebenfalls Schutzstatus erhalten. Auf einer Fläche von rund 15 Hektar am südöstlichen Ortsrand ist eine außergewöhnliche Artenvielfalt vorzufinden.

Die niedrige, lückenhafte Vegetation begünstigt das Gedeihen einiger selten gewordener Tier- und Pflanzenarten. Am Trockenrasen fühlt sich das vom Aussterben bedrohte Ziesel ebenso zu Hause wie der Boden-Tragant – in Siegendorf gibt es eines der letzten Vorkommen des gelb blühenden Schmetterlingsblütler in Österreich.

Im Sommer flattern auch zahlreiche Bienenfresser über dem „Rokos“ – es gibt hier eine Kolonie mit 170 Brutpaaren des farbenprächtigen Zugvogels.

Wertvoller Lebensraum

Um den wertvollen Lebensraum langfristig zu erhalten, sind auch Eingriffe des Menschen nötig: So müssen aufwachsende Bäume und Gebüsche am Trockenrasen regelmäßig zurückgeschnitten werden und eine Beweidung mit Rindern durchgeführt werden.

Siegendorfs Bürgermeisterin Rita Stenger (SPÖ) sieht in der Erweiterung des Naturschutzgebietes auch einen Mehrwert für die Dorfgemeinschaft: „Eine intakte Natur in der eigenen Gemeinde ermöglicht der Ortsbevölkerung das Naturerlebnis vor der eigenen Haustür“.

Totholz und Trockenrasen fördern die Biodiversität im Land

Astrid Eisenkopf und Matthias Grün, Geschäftsführer der Pannatura, in einer Totholzinsel im Leithagebirge

In den existierenden burgenländischen Naturschutz-Zonen – und auch außerhalb – werden dieser Tage Schritte gesetzt, um mehr naturbelassenen Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt zu schaffen. Das Esterhazy-Unternehmen „Pannatura“ bewirtschaftet rund 22.500 Hektar Wald und will dabei künftig ein größeres Augenmerk auf den Erhalt von Totholz legen. Denn dieses stellt zugleich Lebensraum als auch Nahrungsquelle für eine Vielzahl von Nützlingen dar.

Viele forstwirtschaftliche Betriebe entfernen Totholz aus den Wäldern. Pannatura hingegen hat heuer entlang einer 30 Kilometer langen Waldstrecke insgesamt 1.200 abgestorbene Bäume stehen gelassen. Laut Peter Fischer, Leiter des Forstbetriebs, bietet das Totholz gänzlich naturbelassene Rückzugszonen – davon profitieren zum Beispiel der Hirschkäfer ebenso wie der Mittelspecht und sogar der Seeadler.

Tot, aber nützlich

Abgestorbene und umgefallene Bäume können also die Artenvielfalt fördern – ohne dass dabei der Forstbetrieb wesentlich eingeschränkt werde, betonte auch Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ) bei einem Pressegespräch am Dienstag: „Bewirtschaftung und Naturschutz schließen sich nicht aus.“ Das Alt- und Totholz sei ein wichtiges Zuhause für rund ein Drittel der Pflanzen, Tiere und Pilze, so Eisenkopf. Außerdem würden die toten Bäume vor Erosionen schützen und damit einen Beitrag zu Klimaschutz leisten. Deshalb solle das Leithagebirge und seine Artenvielfalt inklusive dem Alt- und Totholz geschützt bleiben.

Wer sich selbst einen Eindruck von der Forstwirtschaft am Leithagebirge verschaffen will, hat am 30. September und 1. Oktober Gelegenheit dazu. Nach dem Vorbild der „Biofeldtage“ in Donnerskirchen finden zum ersten Mal die „Waldtage“ statt. Das zweitägige Event wird von Pannatura in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer und dem österreichischen Waldverband veranstaltet. 30 Aussteller werden sich dabei auf das 40 Hektar große Waldgebiet am Leithaberg verteilen und Innovationen der modernen Forstwirtschaft vorstellen.

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