Handwerk mit Sorgen: Tischler unter Druck vom Markt und vom Land?

Heimische Tischlereibetriebe klagen über zunehmend schlechte Auftragslage.
Die Auftragslage im burgenländischen Tischlerhandwerk trübt sich ein – und die Branche sieht zusätzlichen Druck durch Pläne der Landesholding Burgenland. Die Wirtschaftskammer warnt vor einer Schieflage, das Land weist die Kritik zurück.
Laut einer aktuellen Konjunkturumfrage der KMU Forschung beurteilt jeder dritte Tischlerbetrieb im Burgenland die Auftragslage als schlecht. Im Vorquartal war es nur jeder fünfte. Laut Landesinnungsmeister Christoph Grünwald sind die Auftragseingänge der heimischen Tischlerbetriebe im ersten Halbjahr gesunken.
Land als neuer Player?
Die Verunsicherung steige durch die Nachricht, dass die Landesholding Burgenland sich für das ehemalige Elkay-Werk in Großpetersdorf (Bezirk Oberwart) interessiert. Das US-amerikanische Unternehmen hatte die frühere Tischlerei Schloffer 2019 übernommen, heuer wurde das Werk geschlossen.
Das Land bestätigt Interesse am Standort, für die derzeit in Stadtschlaining beheimatete Selbsthilfewerkstätte (SHW) wird ein größeres Gebäude gesucht. Die SHW produziert Möbel für Krankenhäuser, Pflegeheime und öffentliche Einrichtungen – ein Kernbereich vieler Tischlerbetriebe. „Mit der Weitergabe öffentlicher Aufträge an landeseigene Betriebe wird das wirtschaftliche Gefüge in der Region ins Wanken gebracht“, befürchtet Grünwald, der landesweit rund 300 Tischlereien vertritt.
Die Landesholding verweist auf die gute Auslastung des bestehenden SHW-Standortes in Stadtschlaining, der zu klein geworden sei. Derzeit beschäftigt die Werkstätte 18 Personen, davon sechs unter dem Behinderteneinstellungsgesetz.
In der Stellungnahme betont die Landesholding: „Die SHW schafft Arbeits- und Ausbildungsplätze für Menschen mit besonderen Bedürfnissen.“ Befürchtungen, dass private Betriebe Aufträge verlieren, seien „nicht nachvollziehbar“.
Die SHW verfügt tatsächlich über Expertise bei der Ausstattung öffentlicher Gesundheitseinrichtungen. Sie wirkte bereits an der Einrichtung der neuen Klinik Oberwart mit und fertigt Möbel für das Pflegewohnhaus Redlschlag.
Am geplanten größeren Standort sei zudem vorgesehen, eine Ausbildung in Teilqualifikation einzuführen, um benachteiligten Personen neue Perspektiven zu geben, heißt es von der Landesholding. Entschieden sei aber noch nichts.
70 Jahre: Tischlerei in dritter Generation
Während im nur wenige Kilometer Luftlinie entfernten Großpetersdorf über die weitere Nutzung des ehemaligen Elkay-Werks diskutiert wird, feiert in Strem (Bezirk Güssing) ein alteingesessener Handwerksbetrieb sein 70-jähriges Jubiläum: Die Tischlerei Schweitzer wurde 1955 von Stefan Schweitzer senior gegründet – im selben Jahr, in dem sein Sohn Stefan junior geboren wurde. Heute führt die dritte Generation das Unternehmen.

Die Tischlerei Schweitzer gibt es seit dem Jahr 1955.
1987 übernahm Stefan Schweitzer junior den Betrieb, seit 2016 stehen seine Söhne Andreas und Stefan an der Spitze einer GmbH. Alle drei Generationen legten erfolgreich die Meisterprüfung ab – in den Jahren 1954, 1977 und 2003.
Echte Standesvertreter
Besonderes Augenmerk legte die Familie stets auf die Lehrlingsausbildung. Zudem engagierte sich Stefan Schweitzer junior in der Tischler-Landesinnung, eine Rolle, die heute Andreas Schweitzer als Landesinnungsmeister-Stellvertreter fortführt.
„Die Tischlerei Schweitzer vereint alle Tugenden der Unternehmerschaft – Leidenschaft, Liebe zum Handwerk und Familientradition“, würdigte Wirtschaftskammer-Vizepräsidentin Herta Walits-Guttmann bei den Feierlichkeiten und wünschte weiterhin viel Erfolg.
Kommentare