Basketballer ohne Platz - ausgerechnet in der Sportstadt Oberwart

Neu: zwei Körbe auf dem Platz vor der alten Volksschule. Noch hängen sie zu niedrig.
Der Oberwarter Basketballfreiplatz war – auch für den Autor dieser Zeilen – jahrzehntelang weit mehr als nur eine Asphaltfläche mit ein paar Körben. Generationen von Jugendlichen, darunter auch spätere Bundesligaspieler der Oberwart Gunners, haben am Areal neben der damaligen Hauptschule Oberwart – seit heuer „Bildungscampus“ – das Spiel kennengelernt, erlernt oder zumindest ausprobiert.
Der Freiplatz war nicht nur ein sportlicher, sondern auch ein sozialer Treffpunkt. Dort wurden Freundschaften – manchmal sogar Liebschaften – geschlossen, Rivalitäten ausgetragen und natürlich auch so manche Feier abgehalten. Kurz: ein Ort, an dem man gerne Zeit verbrachte.
Es tut mir selbst auch weh, dass zum Beispiel am Samstagvormittag niemand auf unseren wirklich tollen Sportanlagen zu sehen ist.
über die Sportanlagen des Bildungscampus
Und einer, an dem sich auch viele Sportler anderer Disziplinen trafen, wo Tennis, Volleyball, Fußball, Cricket oder Frisbee gespielt wurde – und auch zahlreiche Eltern mit ihren Kindern anzutreffen waren. Alles ohne Konsumzwang, alles gratis, gelebte Integration inklusive. Dass es vereinzelt zu Vandalismus kam – geschenkt, angesichts der vielen positiven Aspekte.
Heute: Kein Zutritt!
Will man sich das alles heute anschauen, heißt es: Kein Zutritt, bitte gehen Sie weiter. Denn der neue Bildungscampus spielt zwar sportlich alle Stückerl, ist aber ausschließlich den Schülerinnen und Schülern vorbehalten. Für die Öffentlichkeit ist das Areal gesperrt.
Der Aufschrei in Oberwart ließ nicht lange auf sich warten. Denn in der drittgrößten – und basketballverrückten – Stadt des Landes mit etwas mehr als 8.000 Einwohnern gibt es de facto kaum Möglichkeiten, auf öffentlichen Plätzen Sport auszuüben.
1957 wurde in Oberwart der Grundstein für die heutige Basketballverrücktheit gelegt. 68 Jahre später gab es – zumindest kurzfristig – keinen öffentlichen Basketballkorb in der „Sportstadt“. Das ist umso verwunderlicher, als Oberwart dank der Gunners sogar die Basketballhauptstadt Österreichs ist.
In den sozialen Medien ließen daraufhin erzürnte Eltern und andere sport- beziehungsweise basketballaffine Menschen ihrem Unmut freien Lauf. Auch deshalb, weil es in Oberwart durch die Inbetriebnahme des Bildungscampus keine öffentlichen Sportmöglichkeiten mehr gibt – das Areal steht ausschließlich Schülerinnen und Schülern zur Verfügung.
Auf Anfrage des KURIER Anfang der Woche war man sich des Themas bewusst – und man hatte auch direkt eine Lösung parat, zumindest für die Basketballer: Vor wenigen Tagen wurde der Platz vor der alten Volksschule mit zwei Basketballkörben hergerichtet und eine LED-Beleuchtung installiert. Einschränkung: Die Körbe hängen (noch) zu niedrig, zumindest einer sollte auf regulärer Höhe installiert werden.
Und die anderen?
Auch in Sachen öffentlicher Sport am Bildungscampus signalisiert Stadtchef Georg Rosner (ÖVP) Gesprächsbereitschaft: „Es ist wichtig, dass es solche Plätze für die Jugend gibt. Es tut mir selbst auch weh, dass zum Beispiel am Samstagvormittag niemand auf unseren wirklich tollen Sportanlagen zu sehen ist.“
Zumindest für die Basketballer wurde kurzfristig eine Lösung gefunden: der Platz vor der alten Volksschule. Doch der Druck auf die Stadtgemeinde wird deshalb kaum geringer werden. Und er sollte es auch nicht: Denn wer sich „Sportstadt“ auf die Fahnen schreibt, muss auch ein entsprechendes Angebot bereitstellen – zum Wohle aller.
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