Superstar bringt Aufschwung
1000 Einwohner zählt Raiding – "mit Haupt- und Nebenwohnsitzern", erklärt ÖVP-Bürgermeister Markus Landauer. Die kleine Gemeinde hat sich einen großen Namen gemacht, nicht zuletzt wegen ihres berühmtesten Sohnes, dem Komponisten Franz Liszt. Seit 2006 wird das musikalische Genie an seinem Geburtsort alljährlich mit dem Liszt Festival Raiding gewürdigt (siehe Zusatzbericht). Anlässlich des Jubiläums zieht auch der Bürgermeister Bilanz und plant neue Projekte.
Weil sich die Sammlung des Liszt-Vereins ständig vergrößere, sei es angedacht, die Lisztbibliothek zu erweitern, schildert Landauer ein Vorhaben, das demnächst realisiert werden soll. Ein Zu- bzw. Anbau werde überlegt, die Gemeinde wird die Idee des Vereines unterstützen.
"Europäisch"
VP-Bezirksparteiobmann Niki Berlakovich wünscht sich, dass das Lisztzentrum europäische Dimensionen erlangen soll. "Das Lisztzentrum soll neben der Musikpflege mit internationalen Künstlern zu einem europäischen Kultur- und Kompetenzzentrum für Liszt ausgebaut werden", fordert Berlakovich.
"Für die Region war es jedenfalls eine wichtige Entscheidung, auf Liszt zu setzen", ist der Bürgermeister überzeugt. Dafür würden auch die Zahlen sprechen. Etwa 35.000 Besucher kommen jedes Jahr nach Raiding. 14.000 Gäste besuchen das Liszt-Festival, die anderen kommen zu Konzerten, oder um das Museum, den Liszt-Pfad und das Japan-Projekt zu begutachten. Letzteres hatte der Autor und Fotograf Roland Hagenberg 2010 ins Leben gerufen. Die Idee war, im Geburtsort von Liszt Kunstwerke als experimentelle Gästehäuser entstehen zu lassen. Häuser namhafter japanischer Architekten wurden errichtet und ziehen Interessierte an. Am kommenden Samstag wird Landschaftsarchitekt Yoshiki Toda – er hat u.a. den japanischen Garten in Schönbrunn restauriert – im Lisztzentrum einen Vortrag halten.
In Raiding stehen aber auch die klassischen burgenländischen Häuser nicht leer. "Wir haben durch Liszt zwar keine Bevölkerungs- oder Touristenexplosion, aber es gibt in beiden Bereichen ein ständiges, moderates Wachstum", sagt der Bürgermeister. "Unser Ortskern ist belebt, es steht kein Haus leer, so wie das oft in anderen Ortschaften der Fall ist."
Einziger Wermutstropfen seien die "überharten behördlichen Gastronomieauflagen", so Landauer,. "Sie sind ein Hemmschuh bei der Weiterentwicklung der Raidinger Gastronomie."
Im Oktober 2006 wurde das Lisztzentrum mit seinem Konzertsaal für bis zu 600 Besucher eröffnet. Damals fand unter der Intendanz von Walter Reicher das erste Liszt-Festival in dem neuen Gebäude statt. Seither erklangen bei über 120 Konzerten mehr als 300 Einzelwerke des großen Komponisten und Klaviervirtuosen, der zu seinen Lebzeiten im 19. Jahrhundert zu einem Superstar nach heutigem Begriff avancierte. Seit 2008 haben die Pianisten Eduard und Johannes Kutrowatz die künstlerische Leitung des Festivals inne.
Wie bereits rund um Liszts 200. Geburtstag im Jahr 2011, als Martin Haselböck mit der „Wiener Akademie“ in einem zweijährigen Vorhaben sämtliche Orchesterwerke des Meisters aufführte, ist auch zum ersten runden Jubiläum des Festivals ein musikalisches Großprojekt geplant: Diesmal sollen unter Verwendung dreier historischer Konzertflügel, gespielt von den Pianisten Gottlieb Wallisch, Steven Mayer und Eduard Kiprsky, sämtliche Werke Liszts für Orchester und Klavier zu Gehör gebracht werden.
Haselböck und die Wiener Akademie eröffnen den ersten von vier Konzertblöcken des Festivals, der am 20. März beginnt. Im zweiten Teil ist am 12. Juni Mezzosopranistin Elisabeth Kulman mit Liszts Liedern in sechs Sprachen zu hören. An den folgenden beiden Tagen erklingt unter anderem der Klavierzyklus „Annees de Pelerinage“, ein zentrales Werk der romantischen Klaviermusik.
Ab 17. Juni steht wieder Kammermusik im Mittelpunkt. Zum Auftakt bestreiten die beiden Intendanten einen Klavierabend. Am 19. Juni steht Bruckners Messe Nr. 2 in e-Moll am Programm. Ein Konzertblock setzt von 21. bis 25. Oktober den musikalischen Schlusspunkt beim Festival-Jubiläum.www.lisztfestival.at
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