Wie im Südburgenland aus Wald bald Wiesen werden soll

Wie im Südburgenland aus Wald bald Wiesen werden soll
Mehrere Hektar wild gewachsener Wald sollen gerodet werden und Streuobstwiesen weichen.

Der „Naturpark in der Weinidylle“ im Südburgenland hat seinen Namen nicht von ungefähr.

Freilich darf zum Ausgleich auch etwas Wildnis in der malerischen Umgebung nicht fehlen, so wie zum Beispiel am „Prostrumer Weinberg“ südlich der Gemeinde Eberau. Dort hat sich nämlich im Lauf der vergangenen Jahre und Jahrzehnte ein wild gewachsener Wald ausgebreitet, der lange Zeit niemanden störte.

Dem Gestrüpp soll es demnächst aber an den Kragen gehen. Nach der für November geplanten Rodung sollen Streuobstwiesen gepflanzt werden, um so eine „langfristige und nachhaltige Nutzung des Gebiets“ zu gewährleisten.

Kritik von Anrainer

Genau daran stoßen sich aber einige Anrainer. Denn für sie ist nicht geklärt, was nach dem Ende des auf drei Jahre angelegten Projekts mit den betroffenen Flächen passieren wird. „Bis die Bäume auf den Streuobstwiesen Früchte tragen, dauert es seine Zeit. Dann vergehen wieder ein paar Jahre, und das Gebiet wächst erneut zu. Und dafür soll jetzt eine gewachsene Struktur zerstört werden?“, fragen sich einige der betroffenen Grundbesitzer und orten eine Art „Beschäftigungstherapie“ unter dem Deckmantel eines geförderten EU-Projekts.

Das lassen die Projektverantwortlichen freilich nicht gelten und verweisen auf die erst kürzlich bei der Generalversammlung des Vereins „Südburgenland plus“ präsentierten Zahlen: In der vergangenen Periode 2014 bis 2022 wurden durch 73 umgesetzte Projekte 13,2 Millionen Euro an Wertschöpfung für das Südburgenland generiert. In der aktuellen Förderperiode bis 2027 stehen dem Verein insgesamt 3,2 Millionen Euro zur Verfügung. „Wenn man mit offenen Augen durch das Südburgenland fährt, sieht man überall Projekte, die mit EU-Mitteln von Südburgenland plus unterstützt wurden“, fasst Obmann Temmel zusammen.

Am Prostrumer Weinberg dürfte man die Veränderung bereits ab Anfang November sehen. Da wird nämlich mit den Rodungen begonnen, heißt es vom Verein Weinidylle. Den Bedenken der Anrainer begegnet man mit einem genauen Plan: Die neuen Obstbäume würden die Biodiversität in der Region fördern, außerdem würden bei der Rodung nur Neophyten sowie Robinien entfernt und alte, wertvolle Arten wie etwa Kirschbäume stehengelassen. Außerdem sollen Totholzhaufen aufgestellt werden, um die Lebensräume von Käfern zu erhalten.

Für die Pflege der Grundstücke seien aber die Eigentümer zuständig. Seitens des Naturparks werde es aber Hilfe für jene Anrainer geben, die nicht in der Nähe wohnen beziehungsweise nicht mehr pflegen können. Zentrales Projektziel sei auch die Wissensvermittlung und Bewusstseinsbildung der Bevölkerung. Der geplante Themenweg soll mit sechs Tafeln inklusive QR-Code die Geschichte und Bedeutung des Prostrumer Weinbergs näherbringen.

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