SPÖ Eisenstadt: Kampfabstimmung unter Genossen

Charlotte Toth-Kanyak, Chrsitoph Fertl , SPÖ Eisenstadt
SPÖ Eisenstadt. Klubobmann Christoph Fertl fordert beim Stadtparteitag die amtierende Vorsitzende und 2. Vizebürgermeisterin Charlotte Toth-Kanyak heraus. Landesparteichef Hans Peter Doskozil findet das okay.

Aus Sicht der regierenden Roten im Burgenland ist Eisenstadt ein Ärgernis.

In der Landeshauptstadt ist die Volkspartei seit 1950 nicht und nicht von der Macht zu verdrängen. Der amtierende Bürgermeister Thomas Steiner sitzt seit 2011 im Rathaus, und daran wird sich wohl auch nach der Kommunalwahl im Herbst 2027 nichts ändern.

Ein gerüttelt Maß an Verantwortung dafür trägt die größte Oppositionspartei. 

Die Geschichte der Eisenstädter SPÖ in den vergangenen Jahren ist eine von Zerwürfnissen, Kränkungen und Rücktritten.

Die Wähler in der größten Stadt des Landes hat das nur in Maßen begeistert, bei der jüngsten Kommunalwahl 2022 erreichte die SPÖ unter Charlotte Toth-Kanyak 26 Prozent der Stimmen (plus vier Prozentpunkte). Die ÖVP, in der die Reihen dicht geschlossen sind, kam auf 53,4 Prozent (-1,9 %).

400 Mitglieder

Welchen Schluss zieht die SPÖ daraus? Dass sich alle hinter der Frontfrau versammeln? Mitnichten.

Beim Stadtparteitag am 22. Oktober in der Arbeiterkammer wird sich neben Toth-Kanyak (53) auch Klubobmann Christoph Fertl (41) um Parteivorsitz und Spitzenkandidatur für die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl in zwei Jahren bewerben. Rund 400 Parteimitglieder sind eingeladen, in geheimer Wahl darüber zu befinden. Ob weitere Kandidaturen hinzukommen, wird sich spätestens beim Stadtparteitag zeigen.

Was Toth-Kanyak falsch gemacht habe, fragt der KURIER Herausforderer Fertl – immerhin konnte sie das Ergebnis im Vergleich zu ihrem Vorgänger Günter Kovacs verbessern. Ist sie als 2. Vizebürgermeisterin und Eisenstädter Volksschuldirektorin gegenüber Steiner zu konziliant?

Jeder habe seinen eigenen Stil, antwortet Fertl ausweichend, „ich spreche Themen direkt an“. Spricht man mit Kennern der Eisenstädter SPÖ, ist zu hören, dass Toth-Kanyak und Fertl eigentlich ein Dream-Team sein müssten. Sie präsentiere die Partei nach außen, er arbeite im Hintergrund.

Allerdings soll Toth-Kanyak dabei die eigene Partei zu wenig einbinden, außerdem mangle es ihr an politischen Ideen. Fertl andererseits wird nachgesagt, sehr ehrgeizig zu sein und selbst vor die Kamera zu drängen. 

Was, wenn er die Abstimmung verliert? Davon gehe er nicht aus, antwortet der Kameramann und Videoproduzent, der aktuell als Referent im Büro von LH Hans Peter Doskozil beschäftigt ist. Aber dann würde er 2027 nicht mehr für den Gemeinderat kandidieren und sich vorher zurückziehen.

In der Zwickmühle befindet sich Landesparteichef Doskozil. Einerseits hat er Toth-Kanyak 2022 unterstützt, andererseits ist Fertl ein Mitarbeiter. Wie reagiert Doskozil? Dass es mehrere Kandidaten gebe, „ist für mich schon in Ordnung“.

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