Arbeitsgespräch: Südkorea trifft auf Südburgenland
Wussten Sie, dass es das SOS Kinderdorf auch drei Mal in Südkorea gibt? Unter anderem in der Hauptstadt Seoul. Yoon Hee Kwak, die Vorsitzende des Bezirksrats von Guro (Anm. Bezirk von Seoul), war mit einigen Abgeordneten zu Gast in Pinkafeld. Nur um die Regionen in Relation zueinander zu setzen: Im Bezirk Guro wohnen knapp 400.000 Personen – über 100.000 mehr als im gesamten Burgenland.
Im Rahmen des Besuchs diskutierte sie mit Marek Zeliska (Kinderdorf-Leiter), Petra Katzenschläger (Pädagogische Leitung) und Markus Balogh (Pädagogischer Leiter der Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge) über die verschiedenen Arbeitsweisen der Länder.
Das fängt unter anderem schon bei der Gesetzgebung an. „Österreich ist so klein, trotzdem haben wir verschiedene Regelungen in den Bundesländern“, erklärte Zeliska den südkoreanischen Gästen. „Dabei geht es nicht nur um Aspekte wie die Ausbildung der Mitarbeiter und Finanzierung, sondern auch um Vorschreibungen, wie Häuser ausgestattet sein müssen“, ergänzte Markus Balogh.
Ungleiche Voraussetzungen in Südkorea
Laut Yoon Hee Kwak sei die Kinderwohlfahrt in Südkorea ein großes Problem geworden. Die Kooperation mit den Behörden laufe nicht immer optimal. Außerdem müssen Kinder ab der Volljährigkeit die Unterstützungsangebote verlassen. „Das ist ein Problem“, erklärte die Bezirksvorsteherin.
„Ab dem Jugendalter gibt es weiterführende Angebote. Gerade Jugendliche, die an einem fremden Ort aufgewachsen sind, brauchen oft mehr Unterstützung“, führte Balogh weiter aus. Auch hier müssen Jugendliche grundsätzlich ab 18 das Kinderdorf verlassen, es gebe jedoch die Möglichkeit des betreuten Außenwohnens.
Anerkennung durch Gäste
„In diesem System begleiten wir sie, bis sie 21 Jahre alt sind, in Ausnahmefällen sogar bis 24“, sagte Balogh. Die Wohnungen seien dabei in der gesamten Region verteilt. Direkt im SOS Kinderdorf leben derzeit rund 80 Kinder, die Wohneinheiten umfassen dabei jeweils fünf bis sieben Kinder.
In Südkorea habe man laut Yoon Hee Kwak vermehrt Probleme damit, die Kinder anschließend erfolgreich in die Gesellschaft zu integrieren. „Ich finde ihr System sehr gut“, so die Bezirksvorsteherin. „Oft kommen ehemalige Kinder mit ihrer späteren eigenen Familie noch zu uns ins Dorf, um gemeinsam zu essen.
Jeder kann sich, wenn er bei uns aufgewachsen ist, bis zum Tod bei uns melden“, erklärte Zeliska. Das löste großes Staunen bei den südkoreanischen Gästen aus. Doch es zeigt sich, dass auch die Tausende Kilometer entfernten Länder Gemeinsamkeiten haben.
„Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Probleme der Kinder alle gleich, es gab ein gemeinsames Lösungskonzept. Jetzt ist alles so kompliziert, wie schafft man das?“, fragte Komitee-Mitglied Dae Geun Jung.
"Ein Konzept für die Masse, das gibt es nicht"
„Heute braucht man eigentlich für jede Familie ein eigenes Konzept. Auch wir kämpfen damit. Ein Konzept für die Masse, das gibt es nicht“, antwortete Kinderdorf-Leiter Marek Zeliska. Früher habe es gereicht, Liebe zu geben, heute benötige es zusätzlich Professionalität.
Dae Geun Jung, der selbst bei einer Wohlfahrtsorganisation gearbeitet hat, war immer wieder mit dem Problem konfrontiert, genügend finanzielle Mittel aufzustellen. Zwei Mal im Jahr habe man eine Charity-Gala abgehalten.
Kurier-Aufruf half Häuser zu bauen
„Das ist hier in jedem Bundesland anders. Das Burgenland ist gut organisiert, hier sind wir seltener auf Spenden angewiesen“, führte Marek Zeliska aus.
➤ Mehr lesen: Wie SOS-Kinderdorf und KURIER vietnamesischen Kindern halfen
Zu einer besonderen Spendenaktion kam es vor über 40 Jahren. Im Oktober 1979 holten SOS-Kinderdorf und der KURIER während des Chinesisch-Vietnamesischen Kriegs Kinder aus Vietnam nach Österreich.
Acht Häuser wurden durch die Aktion „KURIER hilft helfen“, sowie der Spendenbereitschaft der Leserinnen und Leser, gebaut. Die eine Hälfte davon im Tiroler Imst, die andere im burgenländischen Pinkafeld
Wer die SOS Kinderdörfer gründete
- Gegründet: 1949
- Die Idee: Mit dem Bau des ersten SOS-Kinderdorfs 1949 in Tirol legte Hermann Gmeiner den Grundstein für eine weltumspannende humanitäre Idee. Heute ist SOS-Kinderdorf in 138 Ländern vertreten und betreibt mehr als 550 SOS-Kinderdörfer sowie über 1500 weitere Programme in der Kinder- und Jugendbetreuung sowie Familienstärkung. Dazu zählen Kindergärten, Schulen, Sozialzentren, medizinische Zentren und Nothilfeprogramme. Ziel ist, jedem Kind ein liebevolles Zuhause zu geben.
- Spendenkonto IBAN: AT46 1644 0001 4477 4477 BIC: BTVAAT22
- www.sos-kinderdorf.at
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