Vom ESC bekommt er zunächst wenig mit – bis ihn am nächsten Morgen ein Journalist die entscheidende Frage stellt: „Wärt ihr bereit, den Song Contest 2026 auszurichten?“ Rosner antwortet spontan mit einem „Ja!“ – und hat ab diesem Zeitpunkt aufgrund der vielen Medienanfragen tagelang keine Ruhe mehr.
Noch viel früher
In dieser Erzählung fehlt ein wichtiger Teil. Denn was viele nicht wissen: Oberwart wollte sich schon 2014, nach dem ESC-Sieg von Conchita Wurst, für die Austragung in der Messehalle bewerben, damals als Initiative von Landeshauptmanns Hans Niessl. Und genau darauf zielte die Frage des Journalisten an Rosner ab: „Wärt ihr wie 2014 bereit ...“
Der Oberwarter Stadtchef ergriff die Gelegenheit beim Schopf, ohne die Folgen zu bedenken. Denn während die Ankündigung zur Bewerbung im Jahr 2014 in den nationalen Medien maximal eine Randnotiz blieb und die Nachricht nur in den lokalen Blättern in epischer Breite abgefeiert wurde, ist die Realität elf Jahre später eine andere. Nämlich eine, in der soziale Medien eine gewichtige Rolle spielen. Und dort ging die jüngste Ankündigung zur Bewerbung natürlich viral.
Der Tenor war zwiespältig: Während einige den Marketingwert hinter der Ankündigung verstanden, lästerten andere in klassische Burgenlandwitz-Manier über die Initiative. Am lustigsten waren aber vielleicht jene, die ernsthaft über die Möglichkeit einer Austragung in Oberwart diskutierten. Denn kennt man die drittgrößte Stadt des Burgenlandes nur ein bisschen, ist schnell klar: Das kann nichts werden.
Song Contest in Oberwart? Die Realität
Dabei waren die Argumente in den sozialen Medien gar keine schlechten. Wie etwa der Hinweis, dass JJs Gesangslehrerin in der Nähe von Oberwart lebt. Oder dass Opus im Jahr 1984 im Stadion den Welthit „Life is live“ aufgenommen hat. Und dass Falco als Kind regelmäßig seine Oma in Bad Tatzmannsdorf besucht hat. Übrigens dort, wo die Gäste des ESC untergebracht hätten werden sollen – denn in Oberwart gibt es nur ein Hotel mit 50 Betten und drei Gasthäuser mit Übernachtungsmöglichkeiten. Der Bahnhof ist nur für Güter und sogar davon gibt es nur eines: Holz. Kein Wunder, dass Oberwart auf Instagram zum Meme wurde.
Mittendrin meldete sich das ORF Landesstudio NÖ zu Wort, vielleicht etwas beleidigt ob der großen Aufmerksamkeit für das kleine Oberwart und der geringen für die Metropolen St. Pölten und Ebreichsdorf: Der Braten wurde bereits gerochen: „Nenne deinen Mini-Ort für den ESC – gratis Ortswerbung garantiert.“
Der Höhenflug blieb sogar Cyberkriminellen nicht verborgen: Kurz nach dem ESC-Rummel fielen die Webseiten der Messe und der Trampolinhalle „Star Jump“ einem Hackerangriff zum Opfer. Ob die Attacke tatsächlich mit dem ESC-Hype zu tun hatte, blieb offen.
Die Folgen
Am 20. Juni 2025 ist der Traum offiziell vorbei. Die Messehalle ist zu klein, die Zeit zu knapp, das Budget kaum vorhanden. Die Stadt zieht ihre Bewerbung zurück – mit Würde und Witz. Und kündigt einen „Oberwarter Song Contest“ an. Oder ein Public Viewing des ESC2026. Die Chance zur Eigenwerbung wurde jedenfalls genutzt – Oberwart war europaweit in vieler Munde.
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