Qualifizierung im BUZ Neutal: Fit machen für den Arbeitsmarkt

Qualifizierung im BUZ Neutal: Fit machen für den Arbeitsmarkt
Ein spezielles AMS-Qualifizierungsprogramm für Frauen ist eine der Maßnahmen, die dem Fachkräftemangel entgegenwirken soll

Die gute Nachricht gleich vorweg: Die Arbeitslosigkeit ist im Burgenland im Vergleich zum Vorjahr „massiv gesunken“, sagt AMS-Chefin Helene Sengstbratl. Derzeit gebe es um rund 50 Prozent mehr offene Stellen am heimischen Arbeitsmarkt als im Vorjahr. Dennoch gelte es derzeit schon vorsorglich den vielen Herausforderungen zu begegnen, denn Arbeits- und besonders Fachkräfte werden händeringend gesucht.

Da bei der Generation der Babyboomer in den kommenden Jahren eine Pensionierungswelle anstehe, werde auch die Zahl der Erwerbstätigen jährlich weniger. Aber auch die Energiewende bringe neue Anforderungen am Arbeitsmarkt mit sich, so die AMS-Chefin. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, müsse man die Menschen für die neuen Herausforderungen fit machen, erklärt Sengstbratl bei ihrem Besuch im Burgenländischen Schulungszentrum BUZ Neutal (Bezirk Oberpullendorf) am Dienstag.

Bei den FiT-Aktionstagen, die bis Donnerstag im BUZ sowie in anderen burgenländischen Bildungseinrichtungen stattfinden, sollen etwa Frauen vor allem jene Jobs schmackhaft gemacht werden, in denen sie derzeit noch unterrepräsentiert sind. Dazu zählen vor allem technische und handwerkliche Berufe.

Beschäftigte

Im Burgenland gab es im Februar 110.000 Beschäftigte, das ist ein  Plus  von  6,3 Prozent zu 2021

Offene Stellen

Mit 1.730 liegen die gemeldeten offenen Stellen fast doppelt so hoch wie im Feber 2021

9.373Arbeitslose

gab es im Februar –  das ist ein Minus von 24 Prozent  zum Vergleichszeitraum des Vorjahres

Zuerst orientieren

Acht Wochen haben die Teilnehmerinnen Zeit, um sich bei einer Orientierungsmaßnahme für einen der 14 im BUZ angebotenen Ausbildungszweige zu entscheiden, sagt Geschäftsführer Christian Vlasich. Die Teilnehmerinnen sind zwischen 18 und 55 Jahre alt. Insgesamt 290 Kursteilnehmer machen derzeit eine Ausbildung bzw Umschulung im BUZ, 38 Prozent von ihnen sind weiblich.

Auch Katja Herzog hatte ihren zweiten Bildungsweg in dem Schulungszentrum begonnen. „Ich wollte schon immer eine technische Ausbildung machen. Früher war das aber untypisch, dass Mädchen in eine HTL gehen“, schildert Herzog. Deshalb habe sie zunächst eine Tourismusschule besucht und dann in einer Bank gearbeitet. „Während der Karenzzeit mit meinem zweiten Kind habe ich entschieden, dass ich jetzt das mache, was ich schon immer wollte.“ Im Alter von 34 Jahren hat Herzog begonnen, im BUZ eine Ausbildung zur Metallbau- und Maschinenbautechnikerin zu machen.

Rückkehr als Trainerin

Nach Praktika in zwei Unternehmen wurde die Mattersburgerin in einem der Betriebe angestellt. Vor zwei Jahren ist sie ins BUZ zurückgekehrt – als Trainerin. „Die Hemmschwelle für Frauen in technischen Berufen ist sicher noch da, weil viele glauben, dass dieser Job vor allem körperlich sehr fordert.“ Doch diese Ansicht sei längst überholt, gefragt sei bei den Maschinen heute oft Feinarbeit, für die Frauen oft großes Talent mitbringen würden.

Zwei, die sich gerade beruflich neuorientieren, sind Katalin Raboczke (38) und Joan Sedlacek (46). Im BUZ machen die Frauen derzeit die Ausbildung zu bautechnischen Zeichnerinnen.

Qualifizierung im BUZ Neutal: Fit machen für den Arbeitsmarkt

BUZ-Geschäftsführer Vlasich führte Besucherinnen  – u. a. AMS-Chefin Sengstbratl (re.)  – durch die Schulungsräume und Werkstätten

„Ich war zehn Jahre lang in der Gastronomie“, schildert Raboczke. Weil der Betrieb schließen musste, war die Mutter eines Kindes gezwungen, sich beruflich etwas Neues zu überlegen. „Mir hat die Arbeit in der Gastro gefallen, auch der Verdienst war nicht schlecht. Aber die Arbeitszeiten sind mit einer Familie nicht leicht zu vereinbaren“, schildert die 38-Jährige. Das Berufsbild der bautechnischen Zeichnerin habe sie angesprochen.

Joana Sedlacek ist ausgebildete Tischlerin. Probleme mit der Wirbelsäule machten es ihr allerdings unmöglich, weiter in ihrem Traumjob zu arbeiten. „Deshalb musste ich mich umschulen lassen.“

Gute Jobchancen

Seit etwa einem Jahr macht Sedlacek gemeinsam mit Katalin Raboczke die modulare Ausbildung. „Auch hier kann ich, wie in der Tischlerei, etwas erschaffen.“ Auch wenn ihr Schaffen jetzt in digitaler Form passiere, so wisse sie doch, dass durch ihre Planung etwas Neues entstehe. Die Jobaussichten sind für beiden keine schlechten – im Gegenteil: Bautechnische Zeichnerinnen sind sehr gefragt, sagt ihr Trainer Johann Oberhofer.

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