Prozess: Millionen in Dubai, Kontakte zum König - aber kein Geld für Kindergarten

Die beiden Angeklagten auf der Gerichtsbank
Angeblich liegen Millionen auf einem Konto in Dubai, aber die Schulden häuften sich - ein Betrug mit vielen Opfern endete am Landesgericht Eisenstadt.

Daniel Piozo sieht gut aus. So gut, dass er unter dem Künstlernamen "Antony Piozo" als Model Geld verdient. Er fährt Bugatti, vermittelt Firmen nach Dubai und hat einen Privatjet. Das Problem ist nur: Er existiert nicht.

Daniel Piozo ist ein gefälschtes Profil auf Facebook. In Wirklichkeit heißt er René W., kommt aus dem Südburgenland, hat ein Bäuchlein, eine Glatze, neun Vorstrafen und ist Geschäftsführer einer dubiosen Firma.

Das Unternehmen gehört Liane S. Sie existiert wirklich und hat nach eigenen Angaben mehrere Millionen Euro in Dubai, wird vom dortigen Emiraten als Familienmitglied akzeptiert und will die Trump Towers in Istanbul und den Verkauf von Mercedes vermitteln. Sie ist gelernte Friseurin und Kosmetikerin.

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Warum haben beide dann Schulden in Österreich, Deutschland und der Schweiz

Prozess am Landesgericht Eisenstadt

"Gewerbsmäßiger schwerer Betrug" wird dem Pärchen von der Staatsanwaltschaft Eisenstadt vorgeworfen. Durch Täuschungsmanöver sei ein Schaden von über 100.000 Euro entstanden.

Ein Großteil der Schadenssumme sei durch einen sogenannten Love-Scam entstanden. Mit einem gefälschten Profil habe der Angeklagte eine Frau aus dem Mittelburgenland umgarnt und ihr aufgrund einer angeblichen Notlage Geld entlockt. Beide sind geständig, auch wenn seine Lebensgefährtin zunächst nichts davon gewusst haben will.

Die Liste der potenziell Geschädigten:

  • eine Frau aus dem Bezirk Oberpullendorf via Love-Scam
  • eine Vermieterin in der Schweiz
  • eine Frau, die in Kryptowährung investieren wollte
  • die Bank Austria Real Invest GmbH
  • der Wiener Kindergarten Emm & Ludo
  • eine Kosmetikfirma in Hannover
  • die Hotel Moser Seeblick GmbH in Pöchlarn

So sieht übrigens das Fake-Profil aus, das zum Zeitpunkt der Verhandlung noch existiert:

Die Geschädigte ist am Verhandlungstag anwesend. Sie habe dem angeblichen Modell mehrere fünfstellige Beträge überlassen. Am Ende habe sie sich bereits Geld von ihrem Sohn geliehen, um dem Angeklagten zu helfen. 

"Wenn ich das Geld nicht hatte, hat 'Daniel' angerufen. Liane sagte, wenn ich etwas verspreche, muss ich es auch halten. Ursprünglich wollte ich helfen. Warum ich so viel Geld gegeben habe, kann ich nicht beantworten", erklärt die Geschädigte. Sie tritt dem Verfahren als Nebenklägerin bei. Die beiden Angeklagten räumen einen Schaden von rund 70.000 Euro ein.

Die beiden Beschuldigten hätten aus akuter Geldnot gehandelt. Wie hoch die Schulden in der DACH-Region waren, wollen sie nicht gewusst haben. Bei Liane S. gab es jedenfalls mehrere Exekutionsverfahren und eine Delogierung. Dass beide überhaupt Schulden anhäufen konnten, erscheint merkwürdig. Immerhin soll in Dubai ein zweistelliger Millionenbetrag auf sie gewartet haben.

Privatjets, Trump Towers und Mercedes

Das Geld sollte aus Vermittlungstätigkeiten der eigenen Firma kommen. Man bot Firmenumzüge in die Steueroase Dubai an, wollte einen Nanny- und Escortservice aufbauen und Luxusautos und Privatjets vermieten. Sogar ein Investor wollte in das vielversprechende Konzept einsteigen. "Leider entpuppte sich dieser Business Angel als Business Teufel. Er wollte nur unser Konzept", sagt René W.

Doch das Unternehmerpaar hatte noch weitere lukrative Deals - oder "Kontakte", wie es die Angeklagte beschreibt. Über diese wollte man den Verkauf der "Trump Towers" in Istanbul abwickeln. 260 Millionen Euro Provision hätten dafür fließen sollen. Auch der Verkauf der Mehrheitsanteile an Mercedes sollte über ihre Kontakte abgewickelt werden. Sogar der Prinz von Dubai soll mit der Angeklagten in Kontakt gestanden haben, so die Behauptungen. 

17 gesperrte Bankkonten und Bodyguards

"Sie stellen sich so dar, als würden sie Millionenprovisionen bekommen, aber gleichzeitig naiv auftreten. Welches geschäftliche Interesse könnte der Prinz von Dubai an ihnen haben", ist Richterin Karin Lückl verblüfft. "Ich habe gute Kontakte", so die Angeklagte.

Gegenüber einer geschädigten sei sie als "Top-Unternehmerin" mit professionellen Bodyguards aufgetreten. Lobbyisten hätten immer wieder ihre Kontos sperren lassen, deshalb die Geldnot.

In der Schweiz mietete man sich mit einem "Letter of Credit" der Londoner Barclays Banks in der Höhe von 750 Millionen ein. Diesen habe sie von einem Geschäftspartner bekommen. Das Gericht bezweifelte die Echtheit des Dokuments.

Die Vermieterin habe weder Miete noch Kaution erhalten. Die Wohnung sei benötigt worden, weil ein anderer potentieller Investor seine Privatjets in der Nähe vermieten wollte. Die geforderte Kaution in Höhe von 25.000 Euro sei jedoch nicht aufzubringen gewesen.

Weitere Geschädigte

In Wien habe man einen privaten Kindergarten, der vom Kind des Angeklagten besucht wurde, teilweise nicht bezahlt. Das angeklagte Paar verbrachte 25 Nächte in einem Hotel in Pöchlarn, zahlte die Rechnung aber nicht. Bei einer deutschen Kosmetikfirma sollen ebenfalls Waren im Wert von 30.000 Euro bestellt worden sein. Geld überwiesen wurde aber nie. 

Der ermittelnde Beamte des Landeskriminalamtes Burgenland sah "keine signifikanten Umsätze" auf den Konten der beiden und "keine Hinweise, dass irgendwelche Geschäfte abgeschlossen wurden". 

Größtenteils schuldig gesprochen

Das Gericht sprach die beiden am Montagnachmittag in vielen Punkten schuldig. Der mehrfach einschlägig bestrafte René W. wurde zu vier Jahren verurteilt, Liane S. zu zwei Jahren unbedingter Haft. Die Untersuchungshaft wird beiden angerechnet. René W. wurde in den Punkten Kindergarten, Mietvertrag und Bank Real Invest GmbH Austria freigesprochen.

Richterin Karin Lückl zur Angeklagten S.: "Ihr Geständnis war mehr als halbherzig. Das was sie machen, ist wirklich kriminell." Beide verzichten auf Rechtsmittel. Die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab, das Urteil ist deshalb nicht rechtskräftig.

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