Polizei hat ein Nachwuchsproblem

Polizei hat ein Nachwuchsproblem
Gewerkschafter klagen über zu wenig Bewerber für Ausbildungslehrgänge und sehen Personalstand durch Pensionierungen in Gefahr. In der Landespolizeidirektion sieht man nicht so schwarz

Rund 3.900 Euro brutto bekommen Polizistinnen und Polizisten, wenn sie nach der Ausbildung in den Job einsteigen – kein schlechtes Anfangsgehalt, sollte man meinen. Dennoch stehen die Bewerber für den Polizeidienst nicht gerade Schlange.

Im vergangenen März sollten im Bildungszentrum der Sicherheitsakademie (BZS) in der Landespolizeidirektion zwei Kurse starten, mangels Interessenten blieb es aber bei nur einem Lehrgang mit 35 Polizeischülern, erfuhr der KURIER aus Gewerkschaftskreisen. „Wir haben ein Rekrutierungsproblem“, heißt es; zumal auch nur rund 30 Prozent der Interessenten das Aufnahmeverfahren meistern, bevor sie dann die Schulbank im Bildungszentrum drücken. Zu oft fehlt es an den notwendigen körperlichen oder psychischen Voraussetzungen für den fordernden Beruf.

Der stellvertretende Landespolizeidirektor Werner Fasching relativiert, die Absage eines Kurses im März sei „eine Ausnahme gewesen“, üblicherweise könnten die Klassen gut gefüllt werden.

Am 1. September startet ein neuer Lehrgang mit rund 30 Schülern, für den Kurs am 1. Dezember läuft die Ausschreibungsfrist noch bis 31. August. Diese Schüler könnten einen Teil ihrer Ausbildung schon im neuen Einsatztrainingszentrum absolvieren, das 2023 eröffnet wird.

2015 als Wendejahr

In den vergangenen fünf Jahren wurden im BZS Eisenstadt in Summe 13 Lehrgänge durchgeführt. Neun für den fremden- und grenzpolizeilichen Bereich mit 223 Teilnehmern (58 Frauen und 165 Männer) und vier Grundausbildungslehrgänge mit 110 Teilnehmern (28 Frauen und 82 Männer). Richtig in Schwung gekommen sind die Lehrgänge erst wieder im Zuge der Flüchtlingskrise 2015. Die Ausbildung dauert zwei Jahre, Grenzpolizisten durchlaufen eine sechsmonatige Basisausbildung, um rasch verfügbar zu sein, und holen die restlichen eineinhalb Jahre später nach.

Sucht man nach Gründen für die enden wollende Begeisterung für den Polizeiberuf, bekommt man Antworten, die man auch aus Tourismusbetrieben vernimmt: Arbeiten am Wochenende oder nachts möchten manche nicht so gern, stattdessen stehen geregelte Arbeitszeiten und möglichst wenig Überstunden ganz oben auf der Wunschliste. Dazu kommt das kleiner werdende Reservoir an verfügbaren Arbeitskräften: „Wir fischen alle im selben Teich“, kommentiert der oberste Personalvertreter der Polizei im Burgenland, Andreas Hochegger, das Buhlen um polizeilichen Nachwuchs. Er sorgt sich auch um die Aufrechterhaltung des Personalstands, wenn mehr Polizisten in Pension gehen als nachrücken. Noch könne man die Abgänge kompensieren, sagt Vizepolizeichef Fasching. 1.775 Mitarbeiter hat die LPD Burgenland und damit mehr Köpfe als Planstellen – aufgrund der Belastung durch Grenzkontrollen gerechtfertigt, so Fasching.

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