Platzbedarf für Gymnasiasten im Nordburgenland

Platzbedarf für Gymnasiasten im Nordburgenland
Der starke Zuzug in der Region stellt das Bildungssystem vor neue Herausforderungen. Gym-Direktor wünscht sich 2. Standort.

Ein paar Tage noch, dann weiß der neue und alte Bildungsdirektor Heinz Josef Zitz genau, was Sache ist. Dann liegen nämlich die Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr 2020/21 auf dem Tisch und dürften den Trend der vergangenen Jahre bestätigen: Rund zwei Drittel entscheiden sich nach der Volksschule für eine Neue Mittelschule und ein Drittel für ein Gymnasium. Österreichweit gesehen entscheiden sich allerdings immer mehr Eltern und Kinder für das Gymnasium – das macht sich langsam auch im Burgenland bemerkbar.

Und auch eine weitere Entwicklung wird sich fortsetzen: steigende Schülerzahlen im Nordburgenland und vor allem im Bezirk Neusiedl am See aufgrund der dynamischen Entwicklung der Region, sinkende oder im besten Fall stabile im Mittel- und Südburgenland (siehe Zusatzbericht unten).

Mehr Schüler als Plätze

Eine Herausforderung vor allem für das Gymnasium Neusiedl am See mit derzeit rund 1.000 Schülern: Rund 200 davon besuchen die 1. Klasse, im September werden es wieder so viele sein. „Mehr geht nicht, insgesamt sind wir eigentlich schon überfüllt“, sagt Direktor Walter Roth im Gespräch mit dem KURIER.

Mit dem in Österreich mancherorts vorherrschenden Run aufs Gymnasium habe das nichts zu tun, denn: „Durch den Zuzug im Bezirk, vor allem von jungen Familien, gibt es einfach mehr Kinder“, sagt Roth. Deshalb wurden schon für das laufende Schuljahr Schranken eingezogen: Angehende Gymnasiasten dürfen keinen Dreier im Zeugnis haben und müssen im Bezirk wohnen. Ein weiteres Kriterium ist der Notenschnitt.

Mittelfristig wird sich die Situation weiter zuspitzen, das zeigt ein Blick auf die Zahlen. „Wenn heuer im Bezirk in der 1. Klasse Volksschule 60 Kinder mehr sitzen als ein Jahr zuvor, dann ist rund die Hälfte davon 4 Jahre später bei uns“, sagt Roth.

Der Bund ist gefordert

„Mehr geht in Neusiedl am See nicht“, sagt auch Bildungsdirektor Zitz. Man habe sich bereits an den Bund gewandt, der sei nun gefordert. Schließlich werde die Region weiter wachsen: „In der Stadt wird jetzt bereits der 4. Kindergarten gebaut“, sagt Zitz, verweist aber auch darauf, dass es in den Neuen Mittelschulen der Region jede Menge freie Plätze gibt.

Platzbedarf für Gymnasiasten im Nordburgenland

Direktor Walter Roth spricht sich hingegen für einen zweiten Standort aus – mit Verweis auf die anderen Bezirke. Im nördlichsten und bevölkerungsreichsten Bezirk gebe es nur ein Gymnasium, in Eisenstadt und Oberwart aber jeweils 3. Ein Argument dafür seien auch die Distanzen: „Eltern aus dem Seewinkel haben es schwierig, sich in Richtung Eisenstadt oder Bruck an der Leitha zu orientieren, das ist einfach zu weit weg – außerdem steht man dort auch schon auf der Bremse“, sagt Roth.

  • 11 Allgemeinbildende Höhere Schulen gibt es im Burgenland: jeweils 3 in Eisenstadt und Oberwart und jeweils einen Standort in den anderen Bezirken
     
  • 41 Neue Mittelschulen gibt es im Burgenland: die meisten davon im Bezirk Neusiedl am See (9), dahinter folgen Oberpullendorf und Oberwart (jeweils 8) sowie  Eisenstadt mit Eisenstadt-Umgebung (5)
     
  • Insgesamt gibt es  rund 32.000 Schüler und mehr als 4.200 Lehrer. Die Anzahl der Taferlklassler im laufenden Schuljahr beträgt 2.660. In Summe gibt es 176 Volksschulen sowie zusätzlich zu den bereits erwähnten NMS und Gyms noch 7 Allgemeine Sonderschulen, 7 Polytechnische Schulen, 4 Berufsschulen und 20 Berufsbildende Höhere Schulen

Blick zu den Nachbarn

Beschränkungen bei der Aufnahme ins Gymnasium gehören im Nachbarbundesland an manchen Standorten bereits zur Tagesordnung. Engpässe gibt es zum Beispiel in den Gymnasien Wr. Neustadt, Perchtoldsdorf, Baden und Purkersdorf. Während in Niederösterreich im ländlichen Bereich etwa 20 Prozent nach der Volksschule in ein Gymnasium wechseln, sind es in den Städten rund 40 Prozent – also doppelt so viele.

Der Trend weg von der NMS und hin zum Gymnasium lässt sich auch im Burgenland mit Zahlen untermauern: Im Schuljahr 2018/19 gab es in den Neuen Mittelschulen des Bezirks Neusiedl am See 348 neue Schüler, 2019/20 waren es 313, also um 35 weniger – das ist ein Rückgang von 10 Prozent. Und das trotz der dynamischen Entwicklung der Region. Die Anzahl der Schüler im Gymnasium Neusiedl am See stieg allerdings nur von 182 auf 195 (plus 13). Ähnlich im Bezirk Eisenstadt-Umgebung: Die Anzahl der neuen NMS-Schüler sank von 2018/19 auf 2019/20 von 385 auf 317, jener der Gymnasiasten von 306 auf 289.

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