ÖVP-Gemeinderäte wollen gehen, wenn Kölly nicht angeklagt wird

ÖVP-Gemeinderäte wollen gehen, wenn Kölly nicht angeklagt wird
Drei Wochen vor der Wiederholung der Kommunalwahl in Deutschkreutz attackieren SPÖ und ÖVP Bürgermeister Kölly, gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelt

Drei Wochen vor dem Wahltermin am 9. September startet in Deutschkreutz das Werben um die knapp 3000 Wahlberechtigten. Die Gemeinderats- und Kommunalwahl von 2017 muss in der mittelburgenländischen Gemeinde wiederholt werden, weil die Landeswahlbehörde bei „der Beantragung und Ausstellung der Wahlkarten als auch (...) der Gültigkeit von Stimmzetteln (...) Rechtswidrigkeiten festgestellt“ hatte. Die ÖVP hatte den Urnengang angefochten und Vorwürfe gegen den seit 2002 regierenden Ortschef Manfred Kölly (LBL) erhoben. Gegen Kölly und eine Gemeindebediensteten ermittelt wegen Verdachts des Amtsmissbrauchs die Staatsanwaltschaft – bis zum Wahltermin gibt es kein Ergebnis. Kölly hat Manipulationsvorwürfe zurückgewiesen und geht von der „Einstellung des Verfahrens“ aus.

Phänomen Kölly

Ob der 64-jährige Landtagsmandatar, der seit 20 Jahren zu den schillerndsten und medial ergiebigsten Politikern des Landes gehört, Recht behält, sei dahingestellt – es offenbart aber sein Naturell: „Kölly ist kein G‘schreckter, er fürchtet sich selbst vorm Teufel nicht“, sagt ein eingesessener Deutschkreutzer zum KURIER. Der mit „Schmäh“ ausgestattete Ortschef, der die frühere SPÖ-Hochburg erobert hat, grüße im Gasthaus auch jene, die ihn nie wählen und er habe in der Kommune etwas weitergebracht; schließlich sei Kölly selbst Unternehmer und handle nach dem Motto „ständig in Bewegung“.

Tatsächlich plant Kölly schon für die Zeit nach der Wahl, für die er keine großen Umbrüche erwartet: Bei der Bürgermeisterwahl kam er 2017 auf fast 60 Prozent, SPÖ-Mann Johann Steinhofer auf 23 und ÖVP-Kandidat Andreas Kacsits auf 17 Prozent, im Gemeinderat hat die LBL die relative Mehrheit. Neben einem neuen Gemeindezentrum möchte Kölly auch ein Wellnesshotel, vier Financiers gebe es bereits. Ein möglicher Standort sei neben dem Schloss.

Steinhofer möchte Bürgermeister werden, damit „die Korruption aufhört“ und Kacsits den Amtsinhaber zumindest in eine Stichwahl zwingen. Was, wenn Kölly wieder gewinnt und die Ermittlungen eingestellt werden? Der Sieg bei der Wahl sei eines, sagt Kacsits. Aber wenn auch die Ermittlungen nichts brächten, würde der ÖVP-Mann „den Hut nehmen“ und die Riege der ÖVP-Gemeinderäte es ihm wohl gleichtun. Denn dann sei klar, dass Kölly „anscheinend tun kann, was er will“.

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