Österreichs erstes griechisch-orthodoxes Kloster: Baustart verzögert sich weiter

Pater Raphail im einzig griechisch-orthodoxen Kloster Österreichs.
Die Arbeiten im Burgenland verzögern sich seit Jahren. Bis heute leben die Mönche in St. Andrä in einem Provisorium.

Die Kapelle war früher ein Stall. „Das passt eigentlich ganz gut“, sagt Pater Raphail und lacht herzhaft. Der hochgewachsene Mönch mit pechschwarzem Haar und Bart hat den KURIER eingeladen, das erste (und bisher einzige) griechisch-orthodoxe Kloster Österreichs zu besuchen.

Es ist ein Provisorium, in dem die Bruderschaft seit 2016 in der Nähe des Bahnhofs von St. Andrä am Zicksee lebt. Die Metropolis von Austria (griechisch-orthodoxe Diözese) hat für sie zwei alte Häuser gekauft, die zu einem Kloster auf Zeit umfunktioniert wurden. Bereits 2014 hat die Diözese Eisenstadt der Metropolis ein Grundstück am Ortsrand von St. Andrä für einen Klosterneubau geschenkt. 

Die Bautätigkeiten dort beschränkten sich bisher auf die Grundsteinlegung – im September 2020.

Bei der Frage, wann denn endlich mit dem Bau des eigentlichen Klosters begonnen werde, verstummt Pater Raphails gewinnendes Lachen für einen Moment und er wird nachdenklich.

Österreichs erstes griechisch-orthodoxes Kloster: Baustart verzögert sich weiter

Bereits im September 2020 wurde der Grundstein gelegt.

„Ich empfinde es als einen riesigen Segen, dass ein griechisch-orthodoxes Kloster im deutschsprachigen Raum entstanden ist. Denn es gibt sehr viele Gläubige, aber die Klöster kann man an einer Hand abzählen. Und die Gläubigen haben schon das Bedürfnis nach einem Kloster“, holt der 33-jährige Geistliche aus. 

Baukosten sind extrem gestiegen

Doch die orthodoxe Kirche plagen ähnliche Probleme wie private Häuslbauer: Alles ist viel teurer geworden. „Es gibt leider noch immer keinen konkreten Termin. Wir könnten zwar anfangen zu bauen, aber leider haben sich die Materialkosten so sehr erhöht, dass unsere Ressourcen nicht ausreichen, um zumindest eine Einheit des Klosters fertig zu bauen“, erklärt Pater Raphail. Nun wartet man auf einen günstigeren Zeitpunkt für den Baubeginn, während die Kirche auf weitere Spenden für das Projekt hofft.

 

Österreichs erstes griechisch-orthodoxes Kloster: Baustart verzögert sich weiter

Das Kloster Maria Schutz (Bahngasse 40, St. Andrä am Zicksee) ist öffentlich zugänglich.

Raphail und seine beiden Mitbrüder, der Mönchspriester Jakovos und der Novize Ruslan, stellen sich derweil darauf ein, noch längere Zeit in der St. Andräer Bahngasse zu leben. Derzeit sind sie mit Renovierungsarbeiten am älteren Gebäude, dem sogenannten Mönchshaus, beschäftigt.

Die Bruderschaft muss sich also weiter in Geduld üben. Das sind sie aber gewöhnt, was sich unter anderem an ihrem disziplinierten Tagesablauf zeigt. Tagwache ist in aller Herrgottsfrüh, um 5 Uhr. Denn bereits um 6 Uhr beginnt der erste von täglich zwei eineinhalbstündigen Gottesdiensten in der kleinen Kapelle. Für orthodoxe Verhältnisse sind das relativ kurze Messen – in der Mönchsrepublik auf dem Berg Athos habe er schon drei- bis vierstündige Gottesdienste erlebt, erzählt Pater Raphail.

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Pater Raphail vor dem Eingang des Klosters

Der Tagesablauf der Mönche

Nach Gebet und Gesang ruhen sich die Mönche aus, bevor sie ab 9 Uhr mit ihrer Tagesarbeit beginnen. Dabei wird jeder nach seinen Fähigkeiten eingeteilt, sodass die Bruderschaft möglichst alle anfallenden Arbeiten – vom Kochen bis zum Gärtnern – selbst erledigt. Nach dem Mittagessen wird wieder gearbeitet, bis um 17 Uhr die Vesper beginnt. Abends gibt es dann oft noch Unterricht in Musik oder Gottesdienstordnung, bevor sich die Mönche gegen 21 Uhr in ihre Zellen zurückziehen.

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 Mindestens drei Stunden pro Tag verbringen die Mönche beim Gottesdienst in ihrer Kapelle.

Besuch im Kloster: Das Kloster Maria Schutz (Bahngasse 40, St. Andrä am Zicksee) ist öffentlich zugänglich. Am Dienstag und am Donnerstag können die Gottesdienste um 17 Uhr besucht werden, am Samstag und Sonntag ist das Kloster vormittags (7.30 bis 12 Uhr) geöffnet.

Mit rund 437.000  Angehörigen (Zahlen von 2021) stellen die orthodoxen Christen die drittgrößte Religionsgemeinschaft in Österreich – nach den Katholiken (4,7 Millionen) und Muslimen (746.000).
 

Was dem Kloster neben dem Neubau übrigens noch fehlt, ist ein Abt. Offiziell wird dieses Amt von Metropolit Arsenios ausgeübt – der aber auch viele andere Aufgaben zu erfüllen hat. Ziel sei es schon, dass das Kloster im Seewinkel in Zukunft einen eigenen Abt bekommt, erklärt Pater Raphail.

"Aufgabe kommt mit viel Verantwortung"

Das Bewerberfeld sei jedoch mager: „Auf dem Heiligen Berg Athos sagt man, dass der Abtsstuhl Dornen hat. Die Aufgabe kommt mit sehr viel Verantwortung. Wer unser Abt wird, weiß wahrscheinlich nur der Herrgott selbst“, scherzt der Mönch.

Wer wissen will, wann die St. Andräer Bruderschaft endlich in ihr eigenes Haus einziehen können, muss sich wohl ebenfalls an eine höhere Instanz wenden.

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So sollte das Kloster im fertigen Zustand aussehen.

19.000  griechisch-orthodoxe Christen  in Österreich

Die Geschichte der griechisch-orthodoxen Kirche in Österreich geht zurück auf das 18. Jahrhundert. Die „Heilige Metropolis von Austria“ wurde aber erst 1963 gegründet, seit 1967 ist sie staatlich anerkannt. Sieben verschiedene orthodoxe Kirchen sind in Österreich vertreten. 

Zur Gruppe der Griechisch-orthodoxen zählen sich rund 19.000 Menschen, die meisten davon leben in Wien. Kirchenoberhaupt ist der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I. 

Diözesanmetropolit von Österreich ist seit 2011 Arsenios Kardamakis. Er war es auch, der die Bestrebungen zur Gründung des ersten griechisch-orthodoxen Klosters in Österreich vorangetrieben hat. Von der Diözese Eisenstadt bekam die Glaubensgemeinschaft 2014 ein Grundstück in St. Andrä für den Klosterbau zur Verfügung gestellt. Mit Bischof Ägidius Zsifkovics pflegt Metropolit  Arsenios nach eigenem Bekunden eine „brüderliche Freundschaft“.

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