Die Zukunft des Neusiedler Sees: Was Politik und Tourismus tun wollen

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KURIER-Diskussion über Wasserverlust, Schilf und Perspektiven für das "Meer der Wiener": Einigkeit über Probleme – und erste Lösungsansätze.

Fast als hätte er gewusst, dass über ihn geredet wird, präsentierte sich der Neusiedler See am frühen Mittwochabend von seiner besten Seite. Manch ein Besucher der KURIER-Diskussion „Natur. Genuss. Wasser“ mag Urlaubsfeeling verspürt haben, angesichts der fast schon mediterranen Stimmung am Seeufer in Weiden am See.

KURIER TV: Tourismus im Wandel

Der stimmungsvolle Sonnenuntergang konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Saal des Restaurants "das Fritz" ein emotionales Thema diskutiert wurde – der Tourismus am Neusiedler See, seine Herausforderungen und Chancen sowie die Belastungen für die ansässige Bevölkerung.

Der KURIER habe die Diskussion angestoßen, weil Themen rund um den Neusiedler See immer kontrovers diskutiert werden, leitete KURIER-Chefredakteur Martin Gebhart die Runde mit Podersdorfs Bürgermeisterin Michaela Wohlfart (ÖVP), Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) und Patrik Hirner, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Nordburgenland, ein: "Was funktioniert – und was muss sich ändern?"

"Der See ist essenziell"

Wohlfart betonte die zentrale Rolle des Sees: "Er ist essenziell – für die Menschen, für die Gemeinden, für den Tourismus." Podersdorf sei zuletzt erfolgreich gewesen. "Wir müssen nicht klagen", so Wohlfahrt. Dennoch: Viele Betriebe seien klein strukturiert, es gebe ein Nachfolgeproblem. Investitionen seien schwer zu stemmen, behördliche Auflagen erschwerten Umbauten.

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"Wir müssen den See erhalten – für uns und für die kommenden Generationen", forderte Bürgermeisterin Wohlfart.

An die Phase des Niedrigwassers im Jahr 2022 erinnert sie sich nur ungern zurück: "Segler konnten nicht ausfahren, das war eine schwierige Zeit." Umso wichtiger sei, überparteilich zusammenzuarbeiten. "Wir müssen den See erhalten – für uns und für die kommenden Generationen."

„Wäre alles anderes“

Für Hirner ist der Neusiedler See "die bekannteste Marke des Burgenlands", die auch international wahrgenommen werde. "Ohne See wäre der Tourismus ganz anders." Mit Initiativen wie "Pannonisch Wandern" und der Verknüpfung von Natur, Kulinarik und Thermen will man das Angebot in der Vor- und Nachsaison stärken. Hirner sparte aber nicht mit (Selbst)-kritik: Die Vernetzung der Angebote müsse verbessert und das Kirchturmdenken verringert werden. Positivbeispiel: der grenzüberschreitende Nationalparkradweg.

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Hirner forderte langfristige Perspektiven. Es gehe nicht nur um Rekorde, sondern um Qualität, Nachhaltigkeit und funktionierende Strukturen. 

Landesrat Dorner nahm zur Frage des Seemanagements Stellung. Die Idee sei nicht neu, werde aber seit 2022 systematischer verfolgt. Der Wasserverlust habe bereits 2020 eingesetzt – seither arbeite eine Taskforce an Lösungen. Eine große Herausforderung stelle künftig das Schilfmanagement dar. 

Dorner merkte auch an, dass insbesondere beim Thema Wasser in der Vergangenheit mediale Berichte erschienen seien, die der Realität nicht entsprochen hätten. "Da wurden Bilder vermittelt, die uns geschadet haben." Die Umsetzung vieler Maßnahmen sei ein langwieriger Prozess, der im Hintergrund laufe. Es gebe nicht täglich Neuigkeiten, aber man arbeite konsequent.

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Dorner verwies auf das LIFE-Projekt zur Wassererhaltung im Seewinkel. Ziel sei, das Wasser in der Region zu halten.

Das gelte auch für die geplante Wasserzuleitung. Weil Ungarn daran kein Interesse zeigte, gibt es eine Kooperation mit Niederösterreich, um so an Donauwasser zu kommen. Insgesamt gehe es aber darum, den Wasserhaushalt im Seewinkel generell zu stabilisieren, betonte Dorner.

Publikum am Wort

Dann folgte die Publikumsrunde. Ein Bürger äußerte Lob für die sichtbare Weiterentwicklung. Freilich gab es auch kritische Stimmen, etwa zum Bau des Krankenhauses in Gols – reger Applaus des Publikums war die Folge.

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Traumhaftes Ambiente beim Sonnenuntergang am Seeufer beim "das Fritz" in Weiden am See.

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Beim Schilfmanagement, das ebenfalls von einem Mann aus dem Publikum stark kritisiert wurde, zeigte sich Dorner optimistisch: Erste Ergebnisse des kontrollierten Abbrennens seien positiv, insgesamt werde man diesen Bereich stärker in den Mittelpunkt rücken.

Die Zusammenfassung des Abends lieferte aber Tourismusmanager Hirner: "Ohne Natur kein Tourismus."

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