Nach Widerstand: Keine Reintegration psychisch kranker Straftäter am Friedrichshof

Friedrichshof, Hotel
Die Organisation Agora wollte psychisch kranke Straftäter aus dem Burgenland in ehemaligem Hotel außerhalb von Zurndorf resozialisieren. Warum es dazu nicht kommt, begründet Agora-Geschäftsführer Lef im KURIER-Gespräch.

Im Keim erstickt: So könnte man den Plan, am Friedrichshof bei Zurndorf psychisch kranke Straftäter auf eine Rückkehr in die Gesellschaft vorzubereiten, knapp resümieren.

Am Freitagnachmittag hatte LH Hans Peter Doskozil das Vorhaben per Aussendung publik gemacht und gemeinsam mit dem Zurndorfer SPÖ-Bürgermeister Werner Friedl Widerstand angekündigt: „Dieses Projekt wird es mit uns nicht geben.“

Am Sonntag gibt es das Projekt schon nicht mehr. Angesichts dieser massiven Ablehnung sei eine Reintegration nicht möglich, begründet Andreas Lef im KURIER-Gespräch den Rückzug.

Lef ist Geschäftsführer von Agora, einer gemeinnützigen Genossenschaft für Sozialpsychiatrie, die an acht oberösterreichischen Standorten sozialpsychiatrische Wohnprojekte betreibt. Auftraggeber sind Gerichte oder Justizzentren.

Um psychisch kranke Straftäter aus dem Burgenland zu resozialisieren, wurde im Land ein geeigneter Standort gesucht und man stieß auf das leerstehende Hotel am Friedrichshof.

Im ehemaligen Gutshof, den Aktionskünstler Otto Muehl in den 1970er Jahren in eine berühmt-berüchtigte Kommune verwandelte, entstanden ab der Jahrtausendwende neuer Wohnraum und ein Hotel. 

Man habe 40 Gespräche mit Interessenten geführt, auch das Land habe vom Leerstand gewusst, erklärte Jennifer Griemann, Geschäftsführerin der Friedrichshof Wohnungsgenossenschaft, am Freitag. Ob das Haus tatsächlich an Agora verpachtet werde und dort anfangs fünf bis zehn Männer betreut werden, müsste aber erst die Eigentümerversammlung der  Friedrichshof Wohnungsgenossenschaft entscheiden.

All das ist mittlerweile Makulatur. 

Neben Land und Gemeinde hatten bereits am Freitag auch Anrainer am Friedrichshof massive Bedenken geäußert, 130 Unterschriften wurden gesammelt, man würde sich kaum mehr aus dem Haus trauen, wenn das Projekt tatsächlich käme, so der Tenor. Kurz darauf sprangen auch FPÖ und ÖVP auf den Widerstandszug auf.

Agora-Geschäftsführer Lef hat mit dieser Phalanx von Gegnern nicht gerechnet. Auch in Oberösterreich habe es anfangs Widerstände gegeben, aber man habe die Projekte langsam entwickelt und Bevölkerung und Behörden eingebunden.

Im Burgenland sei das Projekt schon torpediert worden, bevor es überhaupt spruchreif gewesen sei. Unter diesen Umständen sei an eine Reintegration der Menschen nicht zu denken. In einem abschließenden Gespräch mit dem Land wolle er aber dennoch versuchen, Missverständnisse aufzuklären.

Man werde auch nicht anderswo im Burgenland einen Standort suchen. Statt Agora müsse sich nun eine andere Organisation um die Resozialisierung kümmern, sagt Lef.

Und die Friedrichshof Wohnungsgenossenschaft muss weiter nach einem Pächter fürs Hotel suchen.

Kommentare