Modernster Kaserne Europas fehlt die Munition

Modernster Kaserne Europas fehlt die Munition
Großprojekte im Land liegen auf Eis, kein Geld für nötige Ausbildung und Material

Die Montecuccoli Kaserne in Güssing gilt als modernste Kaserne des österreichischen Bundesheeres. Zum Traditionstag am Freitag waren auch SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, FPÖ-Vizelandeshauptmann Johann Tschürtz sowie Militärkommandant Gernot Gasser beim Jägerbataillon 19 zu Gast. Diskutiert haben die Ehrengäste gemeinsam mit Bataillonskommandant Thomas Erkinger über die Budgetkrise des Heeres.

„Die Lage ist so ernst, wie es sich anhört“, erklärt Gasser. Denn das Heer ist 2020 pleite, wenn es nicht mehr Budget gibt. Es sei keine neue Situation. „Vor 30 Jahren hatten wir das letzte Mal ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Landesverteidigung ausgegeben“, sagt Gasser. Aktuell sind es nur 0,58 Prozent, „zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig“.

Modernster Kaserne Europas fehlt die Munition

Projekte auf Eis

In der Kaserne Güssing sei die Infrastruktur optimal, in Bruckneudorf hingegen bräuchte es dringend Investitionen. „Die Küche hätte saniert werden sollen, weil wir schon Hygiene-Probleme haben. Auch ein Kompaniegebäude hätten wir gerne adaptiert, aber das liegt alles auf Eis“, sagt Gasser. Ebenso wie das Projekt Sicherheitsinsel, bei dem im Falle eines großflächigen Stromausfalls die Kaserne autark weiter funktionieren soll. Auch in Güssing gibt es keine eigene Energieversorgung, hier fehle es aber vor allem an den nötigen Mitteln für Überstunden der Ausbildner. „Bei der Schießausbildung leiten wir den Bedarf nicht vom Beherrschen der Waffe ab, sondern von der verfügbaren Munition“, sagt Erkinger. Die Waffensysteme seien veraltet. „Unser Scharfschützengewehr ist heuer 50 Jahre im Dienst. Da gibt es Gebrauchsspuren und Abnützung. Wir haben einen Riesenbedarf bei der Nachbeschaffung.“

 

Dem Bundesheer geht das Geld aus

Tschürtz ist zuversichtlich, dass sich jetzt etwas bewegen wird, sonst stehe das Heer vor dem Ruin. „Unter Hans Peter Doskozil als Verteidigungsminister wurde begonnen das Heer zu reformieren, Minister Mario Kunasek ist diesen Weg weitergegangen“, erklärt Tschürtz.

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Inlandsaufgabe

Für Doskozil ist die Zeit vor einer Wahl, „die Zeit der politischen Unvernunft, sehr günstig auf gewisse Zustände aufmerksam zu machen, und die Zahlen auf den Tisch zu legen“. Er glaubt nur mit einer weiteren Inlandsaufgabe, neben der Verteidigung würden die Mittel für das Heer aufzubringen sein. „Der Katastrophenschutz sollte vom Innen- ins Verteidigungsressort verlegt werden“, meint Doskozil. In der aktuellen Situation sieht er vor allem die Großveranstaltungen, wie die Airpower und die Leistungsschau am 26. Oktober in Wien kritisch. „Hier wird ein Schein nach außen gewahrt, aber Ausrüstungs- und Ausbildungskosten leiden darunter“, sagt Doskozil. Er könne sich auch vorstellen Auslandseinsätze zu reduzieren, „um in weiterer Folge den Katastrophenschutz und Assistenzeinsatz zu sichern“.

Kritik kommt von ÖVP-Sicherheitssprecher Rudolf Strommer: „Das Problem der Personalkosten ist durch die Aufnahme von zusätzlichem Personal ohne begleitende budgetäre Abdeckung unter Doskozil entstanden und hat sich dadurch verstärkt.“

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