Mit 21 Jahren als Bürgermeister im Amt
„Bürgermeister ist man rund um die Uhr“, weiß Fabio Halb. Er sitzt in seinem Büro im Gemeindeamt von Mühlgraben, ein Stapel Papiere liegt vor ihm. Seit fast einem Jahr ist er SPÖ-Ortschef der rund 400-Seelen-Gemeinde. Mit seinen 21 Jahren ist er das jüngste Gemeindeoberhaupt in ganz Österreich. Zu tun gibt es immer etwas, weiß der Jungpolitiker.
„Die Gemeinde gibt es noch, wir stehen gut da und Skandal hat es auch noch keinen gegeben“, sagt er in Richtung seiner Kritiker. Doch sein Alter sei weniger das Problem, auch wenn die Gemeinderäte, die Amtfrau und die Bediensteten doch um einige Jahre älter sind als er. „Wenn jemand mein Alter anspricht, muss ich nur auf den Bundeskanzler verweisen“, reagiert der Mühlgrabner mit einem Lächeln.
Politische Familie
Der gelernte Bankkaufmann war in der Fußballakademie des GAK, die Politik sei in seiner Familie schon „immer Tischgespräch“ gewesen. Sein Onkel war Bürgermeister, sein Uropa Landtagsabgeordneter. Halbs politische Heimat ist die Sozialdemokratie. „Ein politisches Amt konnte ich mir schon immer vorstellen. Dass es so schnell passieren würde, hätte ich mir nicht gedacht, aber es war definitiv der richtige Zeitpunkt“, sagt der 21-Jährige zum KURIER.
Mit fast 80 Prozent holte er sich bei der Bürgermeisterwahl 2017 den ersten Platz. Die SPÖ hält mit acht Sitzen die absolute Mehrheit, die ÖVP hat zwei Sitze im Gemeinderat und die Liste BUM einen. „Mir ist es wichtig, überparteilich für die Gemeinde zu arbeiten“, sagt Halb, der sich selbst als „grader Michel“ bezeichnet. „Wenn ich eine andere Meinung habe, sage ich das auch“, sagt der 21-Jährige.
„Meine Amtsstunden jeden Dienstag von 17 bis 19 Uhr werden von der Bevölkerung gut angenommen“, ist der Jungpolitiker zufrieden. Überhaupt gebe es viele positive Seiten am Bürgermeisteramt. „Wenn wir einer Mühlgrabnerin zum 92. Geburtstag gratulieren oder den Erstklässlern Schultüten überreichen, dann sind das schöne Erlebnisse“, sagt Halb. Für die weniger schönen Sachen hat er sich schon „ein dickes Fell“ zugelegt: „Man kann es eben nicht allen Recht machen.“
Lust auf höhere Ämter
In der Burgenländischen SPÖ sieht er einen Generationenwechsel. Ob er sich noch andere Ämter vorstellen könnte? „Mich interessiert die Politik. Mir ist meine Gemeinde wichtig, aber auch der Bezirk, das Land und Österreich“, sagt Halb. Käme ein Angebot, wäre er sicher nicht abgeneigt: „Aber der Wähler entscheidet“.
Bis dahin werde er sich zu 100 Prozent für Mühlgraben einsetzen. „Die Zeit vergeht nämlich schnell“, sagt Halb und schaut zur Tür, wo schon der erste Bürger auf die Sprechstunde wartet.
Fünf Tage fehlen auf Platz zwei
Daniel Ziniel ist ÖVP-Bürgermeister in Badersdorf, einem kleinen Ort im Bezirk Oberwart. Mit 23 Jahren wurde er im Jahr 2016 Nachfolger von Franz Heiden und damit Ortschef der rund 300 Einwohner zählenden Gemeinde. „Bevor Fabio Halb kam, war ich zweitjüngster Bürgermeister Österreichs, jetzt liege ich auf Platz Drei hinter Severin Mayr, der mit 22 Jahren zum Ortschef von Eferding (Oberösterreich) gewählt wurde – allerdings bin ich nur um fünf Tage älter“, sagt der heute 25-jährige Südburgenländer, der in seinem Brotberuf bei der Sozialversicherungsanstalt der Bauern im Außendienst tätig ist.
Seit seinem Amtsantritt habe er zum Großteil nur gute Erfahrungen in der Politik gemacht: „Ich bin überzeugt, dass es als Bürgermeister mehr Licht als Schatten gibt, auch wenn man von Zeit zu Zeit unpopuläre Maßnahmen setzen muss“, sagt Ziniel, der als eine der Zukunftshoffnungen in der burgenländischen ÖVP gilt.
Zukunftshoffnung
Seinen Amtskollegen Fabio Halb hatte er vor dessen Wahl nicht persönlich gekannt. „Aber gleich am Montag darauf habe ich ihn angerufen und ihm zu seinem Erfolg gratuliert“, blickt der 25-Jährige auf den Oktober 2017 zurück. Mittlerweile kenne man sich aber von diversen Veranstaltungen, so groß sei die Welt im Süden des Burgenlandes ja nicht, sagt Ziniel. Ein spezielles Verhältnis zueinander gebe es aber nicht.
Auf die Frage, ob der Politik angesichts eines Sebastian Kurz, eines Fabio Halbs oder eines Daniel Ziniels ein Generationswechsel bevorsteht, erklärt der Südburgenländer: „Wenn man gute Ideen hat und eine klare Richtung vorgibt, dann scheitert es nicht am Alter.“ Dieses spiele ohnehin eine untergeordnete Rolle: „Mein Team im Gemeinderat hat einen Altersdurchschnitt von 45 Jahren, das älteste ÖVP-Mitglied ist um die 70 und ich bin der Ausreißer nach unten.“
Ob die Wähler nicht skeptisch wären, einem derart jungen Kandidaten ihr Vertrauen zu schenken? Ziniel: „Darum geht es nicht, die Gesellschaft hat sich massiv verändert. Der Einfluss der Parteipolitik schwindet, es gibt keine Stammwähler mehr. Die Wähler schauen heute auf die Personen, nicht auf die Parteien. Und dann kommt es darauf an, dass man gute, vernünftige Ideen hat. Dann passt‘s.“
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