Maul- und Klauenseuche: Tödliche Gefahr für Paarhufer, 450 Betriebe betroffen

Rinder in einem Stall.
Ungarn meldet einen neuen Ausbruch der Maul- und Klauenseuche nur zehn Kilometer von der Grenze entfernt. Betroffen ist ein Rinderbetrieb in Levél.

Zusammenfassung

  • Neuer Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Ungarn nahe der österreichischen Grenze, Überwachungszone eingerichtet.
  • Strenge Auflagen für Tierhalter in vier betroffenen Gemeinden, um Seuchenausbreitung zu verhindern.
  • Österreich verhängt Importverbote für bestimmte Tierprodukte aus Ungarn und Slowakei, Risiko für Menschen als gering eingestuft.

Ungarn meldet einen weiteren Ausbruch der hochansteckenden Maul- und Klauenseuche (MKS) – diesmal in der Gemeinde Levél, nur rund zehn Kilometer von der burgenländischen Grenze entfernt. Die Situation im Nordburgenland spitzt sich damit weiter zu.

Update Freitag 18.15 Uhr: Am Freitag wurde für das Burgenland Entwarnung gegeben - alle Tests in den vier betroffenen burgenländischen Gemeinden fielen negativ aus. 

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Nach dem neuerlichen Ausbruch in Ungarn hat Österreich am Donnerstag sofort reagiert: Eine Überwachungszone wurde eingerichtet, die Deutsch Jahrndorf, Mönchhof, Nickelsdorf und Halbturn umfasst. In diesen Gemeinden gelten ab sofort verschärfte Auflagen für Tierhalter.

Hochansteckend. So klassifiziert Virologe Norbert Nowotny die Maul- und Klauenseuche (MKS). Doppelt problematisch, dass die Viren auch über die Luft übertragen werden können und deshalb die verstärkten Grenzkontrollen dagegen also nur wenig nutzen. 

Das ist freilich nicht die einzige Maßnahme, seit im ungarischen Levél, nur zehn Kilometer von der Grenze entfernt, ein Ausbruch der Tierseuche bestätigt wurde. Deshalb traten am Donnerstag drei Verordnungen des Innen- und Gesundheitsministeriums in Kraft. Das Ziel: Das Risiko einer Einschleppung nach Österreich so gering wie möglich zu halten. 

Mit einer  eigenen Maul- und Klauenseuche-Bekämpfungsverordnung wurden Sperrzonen definiert. Diese betreffen insbesondere landwirtschaftliche Betriebe mit Paarhufern – also Rinder, Schweine, Schafe oder Ziegen – und beinhalten verstärkte Hygieneregeln, betriebliche Kontrollen und Einschränkungen bei Tiertransporten. 

Die gute Nachricht

Für Menschen und Haustiere bestehen in den Zonen keinerlei Einschränkungen, der Aufenthalt in den Gebieten ist unbedenklich.

Für Landwirte bedeutet das:

  • Stallungen müssen gesichert werden.
  • Klauentiere sind vor Wildkontakt abzuschirmen.
  • Jede Tierbewegung muss lückenlos dokumentiert werden.
Maul- und Klauenseuche: Tödliche Gefahr für Paarhufer, 450 Betriebe betroffen

  • hochansteckende Viruserkrankung bei Paarhufern
  • betrifft Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Wild
  • für Menschen ungefährlich
  • Folge im Seuchenfall: Tierverluste, Exportverbote, massive wirtschaftliche Schäden

Einfuhrverbote wurden erlassen

Mit der Verordnung zur Unterstützung durch Polizei und Zoll bei grenznahen Kontrollen soll zudem verhindert werden, dass möglicherweise kontaminierte Tierprodukte nach Österreich eingeführt werden. 

Österreichweit wurden Einfuhrverbote für bestimmte Tierprodukte verhängt, darunter Fleisch, Rohmilch, Gülle, Jagdtrophäen und Wild.

Dazu gehören konkret:

  • frisches Fleisch von gehaltenen und wild lebenden Tieren,
  • Rohmilch,
  • Schlachtnebenerzeugnissen von gehaltenen und wild lebenden Tieren,
  • Gülle und Mist,
  • Jagdtrophäen,
  • Wild in der Decke und erlegtes Wild.

Neu sind die Grenzkontrollen übrigens nicht: Zu Tschechien und der Slowakei sind sie seit Herbst 2023 in Kraft, zu Ungarn seit Herbst 2015. Darüber hinaus werden jetzt auch kleine Grenzübergänge punktuell von der Polizei überwacht. Tiertransporte mit einem Gewicht über 7,5 Tonnen würden ohnehin die kontrollierten Grenzübergänge der Kategorie 1 und 2 benutzen, heißt es von der Polizei.

Die dritte Verordnung: Das Gesundheitsministerium hat die vier nordburgenländischen Gemeinden Deutsch Jahrndorf, Mönchhof, Nickelsdorf und Halbturn zur Überwachungszone erklärt. Von den Tieren der dort ansässigen Betriebe werden Proben genommen. Zusätzlich wurden Beobachtungszonen in den burgenländischen Bezirken Neusiedl, Eisenstadt, Eisenstadt-Umgebung, Mattersburg und Oberpullendorf  eingerichtet.

Maul- und Klauenseuche: Tödliche Gefahr für Paarhufer, 450 Betriebe betroffen

Im Nordburgenland wurde eine Überwachungszone eingerichtet.

In Niederösterreich gelten seit Mittwoch Sperrzonen in den Bezirken Gänserndorf und Bruck an der Leitha sowie für Teile der Bezirke Mistelbach und Wiener Neustadt. In beiden Bundesländern sind rund 450 Betriebe betroffen. 

Die genommenen Proben werden nun in Wien untersucht. Die Ergebnisse dürften demnächst vorliegen. Anzeichen für eine Ansteckung mit der Maul- und Klauenseuche gebe es bislang nicht, heißt es von den zuständigen Stellen.

Krisenstäbe tagen täglich

Alle befassten Behörden stimmen sich tagesaktuell ab. Die Koordination übernimmt das Staatliche Krisen- und Katastrophenschutzmanagement im Innenministerium gemeinsam mit dem Krisensicherheitsbüro im Bundeskanzleramt. Auch in den beiden betroffenen Bundesländern wurden Krisenstäbe eingerichtet. Das Gesundheitsministerium appellierte zur Einhaltung der "höchsten Hygienestandards". 

Für Burgenlands Landeshauptmann-Stellvertreterin Anja Haider-Wallner (Grüne) ist diese Maßnahme "überfällig": "Der Bund muss endlich auch Grenzkontrollen einführen, um die Verbote wirksam zu kontrollieren", forderte sie und sieht sich hier einer Meinung mit dem niederösterreichischen Amtskollegen Stephan Pernkopf (ÖVP), der ebenfalls "harte Maßnahmen an den Grenzen" fordert. Haider-Wallner: "Wir brauchen dringend Grenzkontrollen, damit keine Tiere oder Fleisch eingeführt werden. Es ist völlig unverständlich, dass das Innenministerium hier zögert."

Was passiert im Ernstfall?

Ein Ausbruch im Burgenland hätte weitreichende Folgen: Alle infizierten und gefährdeten Tiere müssten getötet werden, betroffene Betriebe wären gesperrt, der Handel käme zum Erliegen.

Das Risiko stuft die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) derzeit als hoch ein – für Menschen besteht laut Experten jedoch keine Gesundheitsgefahr. "Wenn wir alle Vorkehrungen einhalten, können wir das Risiko minimieren", so Haider-Wallner. Notfallpläne liegen bereit.

Niederösterreichs Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) stimmt da zu: „Eine Ausbreitung der hochansteckenden Tierseuche nach Österreich muss mit allen Mitteln gestoppt werden. Dafür braucht es harte Maßnahmen an der Grenze und dafür haben wir uns in den letzten Stunden intensiv im Sinne unserer Bäuerinnen und Bauern eingesetzt. Jetzt kommen diese harten Maßnahmen auch, das Gesundheitsministerium hat sie verordnet."

Johannes Schmuckenschlager, Präsident der NÖ Landwirtschaftskammer, betont: "Auch in den grenznahen Bezirken werden präventive Schutzmaßnahmen vorbereitet und umgesetzt. Nach Anordnung des Gesundheitsministeriums sind veterinärrechtliche Maßnahmen wie verstärkte Hygieneregeln, betriebliche Kontrollen und Einschränkungen bei Tiertransporten umzusetzen. Hygienestandards, saubere Stallkleidung, Quarantäne sowie Reinigung und Desinfektion von Transportmitteln sind penibel einzuhalten. Unsere bäuerlichen Betriebe und ihre Tiere müssen geschützt werden.“ 

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