Wie ein Seewinkler Autor "Gedankenmord" begeht

Wie ein Seewinkler Autor "Gedankenmord" begeht
In seiner neuen Kurzgeschichtensammlung denkt Martin Franz Neuberger alltägliche Absurditäten bis zu ihrem vermeintlich logischen Schluss durch.

Der Serientäter Martin Franz Neuberger hat wieder zugeschlagen. Nur ein Jahr nach der Veröffentlichung seines Werks „umso sprache desto anarchie“, hat der St. Andräer Autor schon wieder ein Buch fertiggestellt.

Dieses Mal ist es eine Sammlung von Kurzgeschichten geworden. Der Titel des Werks: „Gedankenmord“.

Die Interpretation seiner Bücher überlässt Neuberger am liebsten zu 100 Prozent der Leserschaft.  Seine oft mehrdeutigen und immer tiefgründigen Texte erklärt er nicht gern. 

Für den KURIER macht der Schriftsteller freundlicherweise eine Ausnahme und erläutert, was er unter "Gedankenmord" versteht: "Das kann man in zwei Richtungen verstehen: Ich begehe einen Mord in Gedanken, oder – und das kommt wesentlich häufiger vor – Mord an den Gedanken selbst. Es gibt sehr viele Bestrebungen, Menschen gedanklich zurückzustutzen, Gedanken nicht zuzulassen oder zu manipulieren. Oder man traut sich nicht rauszugehen mit dem, was man denkt und begeht Gedanken-Selbstmord. Die Gedanken sind aber trotzdem da."

Wie ein Seewinkler Autor "Gedankenmord" begeht

„Gedankenmord“ von Martin Franz Neuberger ist im Verlag Buchschmiede erschienen. 248 Seiten, 14,50 Euro. Erhältlich auf buchschmiede.at.

Auf 245 Seiten fanden 14 neue Geschichten aus Neubergers Feder Platz. Neben dem titelgebenden "Gedankenmord" gibt es ingeniös betitelte Erzählungen wie "Das falsche Pferd", "Vier Betten" oder "Der Tagedieb". Bei letzterem handelt es sich übrigens um einen Kriminellen, der tatsächlich Tage stiehlt. In einer anderen Geschichte geht es um eine Mordserie mit dem Motiv Umweltschutz. 

Mehr Handlungsdetails sollen an dieser Stelle nicht verraten werden.  

Martin Franz Neuberger wurde 1956 in St. Andrä am Zicksee geboren und lebt hier bis heute. Er war beruflich als Mittelschullehrer und Bio-Landwirt tätig. Seit 2018 ist er im Ruhestand. Neubergers erstes Buch „Das Ungegenteil“ ist 2006 erschienen, es folgten zehn weitere literarische Veröffentlichungen. 

Fanatisch gegen Fanatismus

Wer schon einmal ein Buch von Martin Franz Neuberger gelesen hat, der wird den Stil des pensionierten Lehrers sofort wiedererkennen. Denn Satzzeichen und Großbuchstaben glänzen erneut durch Abwesenheit. "Ich bin irgendwann zu der Überzeugung gekommen, dass man Satzzeichen nicht braucht. Ich würde aber nicht garantieren, dass das für immer so bleibt." Denn das wäre auch eine Form des Gedankenmords, meint der Seewinkler. Sicher ist für ihn nur, dass er seinem Credo treu bleibt: "Allgemein gegen Verallgemeinerungen, fanatisch gegen Fanatismus."

Wie ein Seewinkler Autor "Gedankenmord" begeht

Martin Franz Neuberger mit Stefan Haider.

Die Veröffentlichung von "Gedankenmord" wird am kommenden Mittwoch um 19 Uhr im Schloss Kittsee gefeiert. Im Kultursalon wird Neuberger wieder mit seinem langjährigen musikalischen Weggefährten Stefan Haider auf der Bühne stehen. 

Was sich das Publikum erwarten darf? 

Neuberger macht neugierig: "Es wird keine Lesung im üblichen Sinn, sondern eher ein Streifzug zwischen Lesung, Kabarett und Liederabend. Wir probieren auch eine Doppelgleisigkeit aus: Das Buch wird mit den Liedern verflochten. So wie wenn man beim Radio zwei Sender gleichzeitig hört."

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