Kein Kloster, aber viele Fragen

Hier sollte das Kloster in St. Andrä errichtet werden
Volksabstimmung vorerst weiter auf Schiene; Orthodoxe geben Gemeinde noch Zeit.

"Betrübt, aber überzeugt von der moralischen Richtigkeit dieser Entscheidung" ziehe die griechisch-orthodoxe Kirche "ihr Ansuchen auf Umwidmung des Grundstücks" zurück, heißt es in einem Brief von Erzbischof Arsenios Kardamakis an den Bürgermeister von St. Andrä. Der dreiseitige Brief des Metropoliten von Austria an SPÖ-Ortschef Erich Goldenitsch, der am Sonntag verfasst und am Donnerstag publik wurde, scheint eindeutig: Die Seewinkelgemeinde St. Andrä wird nicht Standort für das erste griechisch-orthodoxe Kloster in Österreich. Für den Bürgermeister wäre "eine einmalige Chance" vertan, denn der "Wallfahrts- und Pilgertourismus nimmt weltweit zu", sieht Goldenitsch neben dem Imageschaden auch wirtschaftliche Nachteile für seine Kommune. Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics sagte, "ich schäme mich, dass im Burgenland so etwas möglich ist". Die Entscheidung des Metropoliten sei "absolut verständlich". 2014 hatte die Diözese Eisenstadt das Grundstück zur Verfügung gestellt, aber bald regte sich Widerstand in der 1360-Einwohner-Gemeinde. Am 11. Juni sollte eine Volksabstimmung Klarheit bringen. Aber, so schreibt Metropolit Kardamakis, die Ökumene sei "eine Angelegenheit des menschlichen Herzens". Sie könne nicht "durch arithmetische Mehrheitsfindungen erzwungen" werden. Wie geht es nun weiter? Das weiß offenbar niemand, denn zu überraschend und zu singulär ist dieses Ereignis.Fraglich ist erstens, ob die Volksabstimmung am 11. Juni trotzdem stattfinden muss. Die Kloster-Gegner wollen, dass die vom Gemeinderat am 2. November 2016 beschlossene Umwidmung des Grundstücks in Bauland-Sondergebiet-Kloster aufgehoben wird.

Türen offen

Man werde den Fall "genau prüfen", sagte Brigitte Novosel, Leiterin der Gemeindeabteilung im Eisenstädter Landhaus. Es handle sich um eine komplexe Materie für die es offenbar noch keine Judikatur gebe. Derzeit laufe alles weiter, als hätte es den Brief des Metropoliten nie gegeben. Das Problem: Die schon per Bescheid auf den Weg gebrachte Volksabstimmung kann nicht einfach per Knopfdruck abgesagt werden. Die Betreiber des Plebiszits wären allenfalls bereit, den Antrag zurückzuziehen, sagte deren Sprecher Gerhard Mauersics am Donnerstag zum KURIER. Ob das ausreichend wäre, ist aber zweifelhaft. Experten meinen, man sei im Verfahren schon "zu weit", um die Volksabstimmung noch zu verhindern. Fraglich ist aber zweitens auch, wie endgültig der Rückzug der griechisch-orthodoxen Kirche ist? Man wolle der Gemeinde Zeit geben, heißt es auf KURIER-Nachfrage in der Zentrale, der Metropolis von Austria. Aber am Ende müsste ein einhelliges Ja zum Kloster stehen, ließ ein Sekretär von Kardamakis am Donnerstag durchblicken.

Kommentare