Kabale und Hiebe auf der Operettenbühne Mörbisch
Als Hans Peter Doskozil im Dezember 2017 als Landesrat ins Burgenland zurückkehrte, musste er zunächst Streit schlichten. Seine Vorgänger hatten ihm gerichtsanhängige Personalfragen hinterlassen, die Doskozil auf dem Vergleichsweg beendete – und damit an seinem Macher-Image feilte.
Mittlerweile ist Doskozil Landeshauptmann einer SPÖ-Alleinregierung und selbst Akteur der „Streit-Kultur“ (Seite 6). Seit Wochen wird diese auch auf und hinter der Bühne der Seefestspiele Mörbisch zelebriert.
Bis Mitte August stehen noch zehn Vorstellungen der West Side Story auf dem Spielplan. Der blutige Konflikt zweier New Yorker Banden, der im Zentrum des Musicals steht und das Publikum anzieht (Auslastung derzeit 91,2 Prozent), wird mehr und mehr vom Duell zwischen dem künstlerischen Leiter in Mörbisch, Peter Edelmann, und Generalintendant Alfons Haider übertönt.
Während der Begrüßung am Premierenabend wurde der Schlagabtausch öffentlich. Edelmann, dessen Vertrag bis August 2022 läuft, träumte „von einem Ort, an dem man qualitätsvolles Musiktheater machen kann, (...) wo man nicht durch die persönlichen Befindlichkeiten anderer entmachtet wird.“ Haider entgegnete ebenfalls vor den ungläubig staunenden Premierengästen: „Aber es gibt auch Entscheidungen, die man mittragen muss.“
Am Dienstag ätzte Edelmann in der „Presse“ gegen Haider-Erfinder Doskozil: Die Vorgangsweise zeige, „wie befähigt einer ist, die Kulturagenden zu bestimmen“.
Um die Schärfe der Auseinandersetzung zu verstehen, lohnt ein Blick zurück.
Edelmann trat sein Amt im Herbst 2017 an – nachdem sich das Land und der kurz zuvor präsentierte Intendant Gerald Pichowetz völlig überraschend getrennt hatten und vor Gericht zogen. „Ich war von der Operette immer schon hingerissen. Es gibt dort Melodien, die Sie in keinem Musical finden“, tat Edelmann damals via KURIER seine Vorliebe kund, ohne das Musical links liegen zu lassen, wie die West Side Story beweist. Aber 2022 wollte Edelmann, der sich nicht Intendant, sondern nur künstlerischer Leiter nennen darf, mit der Lustigen Witwe wieder eine klassische Operette auf die Seebühne bringen, Haider hat schon das Musical „The King and I“ angekündigt. Ein Konflikt, der sich schon im vergangenen Dezember abzuzeichnen begann, als Doskozil Haider als Generalintendanten (GI) mit Zuständigkeit für Mörbisch und das Opernfestival Jopera Jennersdorf präsentierte (auch Edelmann hatte sich als GI beworben). Haider solle in Mörbisch auch die Fixierung auf die Operette beenden, hatte es damals geheißen.
Da geht‘s aber nicht bloß um künstlerisch-strategische Rivalität, sondern auch ums schnöde Geld. Denn die Verträge für „Die lustige Witwe“ seien unterschrieben, so Edelmann, etwaige Ausfallskosten blieben wohl am Steuerzahler hängen. Möglich, dass auch der Vertrag Edelmanns zum teuren Streitfall wird, er wittert „Vertragsbruch“. Das sei „falsch“, kontert das Land.
Ausschreibung und Bestellung des neuen Generalintendanten seien korrekt und fair abgelaufen, so die Landestochter Kulturbetriebe Burgenland. Die vertraglichen Rahmenbedingungen seien klar abgesteckt und würden vereinbarungsgemäß eingehalten: „Alle anderen Behauptungen in diesem Zusammenhang sind falsch und werden entschieden zurückgewiesen.“ Es sei aber nachvollziehbar, dass die Bestellung des Generalintendanten „zu einer persönlichen Kränkung“ geführt habe, die man bedauere.
Stoff für noch mehr Zoff.
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