Jagd auf Turteltauben erlaubt, aber ein Land rudert zurück

Die Turteltaube darf in zehn EU-Staaten gejagt werden, obwohl sie als gefährdet gilt – auch in Ostösterreich ist das der Fall.
Tauben polarisieren. Vor allem in Wien, wo es jede Menge gibt. Trotzdem sind einige Arten vom Aussterben bedroht, wie etwa die Turteltaube (Streptopelia turtur), die seit dem 17. Jahrhundert als Symbol der Liebe gilt.
Die kleinste heimische Taubenart ist eine Langstreckenzieherin, die in Europa brütet und in der Sahelzone überwintert.
In Österreich sind die Bestände seit 1998 um 71 Prozent zurückgegangen. Deshalb fordern Birdlife, Tierschutz Austria und das Volksbegehren „Für ein Bundesjagdgesetz“, dass bedrohte Arten wie diese künftig als nicht mehr als jagdbar gelten dürfen.
➤ Mehr dazu hier: Tauben in der Stadt: Vergiften verboten, Füttern ebenso
Das Problem: Es gibt keine validen Daten. Bejagt werden darf die Turteltaube ausschließlich in Ostösterreich. Aber das dürfte nicht mehr lange der Fall sein, wie Recherchen des KURIER ergaben.
Die Jagd auf die Turteltauben ist im Burgenland (ab 16. August) sowie in Wien (ab 31. August) und Niederösterreich (ab 14. September) erlaubt. Weil die Jagdstatistik aber nur den Abschuss von "Wildtauben" dokumentiert und nicht nach Arten unterscheidet, ist sie zur Ermittlung der Abschusszahlen wertlos.
Seltene Taubenjagd
Im Burgenland ist der Abschuss von Wildtauben grundsätzlich eher selten. 873 Stück waren es laut Jagdstatistik 2021/22 insgesamt. In NÖ ist die Zahl etwa doppelt so hoch (1.972), in Wien weitaus niedriger (136) – im verbauten Stadtgebiet ist die Jagd ohnehin verboten.
Österreichweit wurden laut jüngster Daten knapp 13.000 Stück Wildtauben geschossen, ein Rückgang um 13,3 Prozent im Vergleich zu 2020/21.
Konkrete Zahlen zu den Abschüssen von Turteltauben liegen nur aus NÖ vor: In den vergangenen fünf Jahren wurden 793 Tiere dieser Art erschossen.

Die Turteltaube darf in zehn EU-Staaten gejagt werden, obwohl sie als gefährdet gilt – auch in Ostösterreich ist das der Fall.
Überwiegend betrifft dies Zugvögel auf der Durchreise, also Turteltauben aus nördlicheren Ländern, wo ihre Bestände noch stärker schwinden als in Österreich. In keinem der Nachbarländer Österreichs, Italien ausgenommen, darf die Turteltaube gejagt werden.
Burgenland lenkt ein - und widerspricht
Die gute Nachricht für alle Taubenfreunde: Die Jagd soll zumindest im Burgenland bei nächster Gelegenheit verboten werden. "Aller Voraussicht nach wird das in die nächste Novelle aufgenommen und repariert", so ein Sprecher des zuständigen Landesrats Leonhard Schneemann (SPÖ).
Für das von den Initiatoren angestrebte einheitliche Bundesjagdgesetz sieht man im Burgenland keinen Bedarf. "Schon jetzt stimmen sich die Bundesländer über den Dachverband Jagd ab. Allerdings muss man die teils gravierenden regionalen Unterschiede sehen." So ist beispielsweise die Alpinjagd im Burgenland kein Thema, dafür umso mehr die Niederwildjagd.
Einfach gelingen dürfte die angestrebte Gesetzesänderung ohnehin nicht, weil dafür die Aufgabenverteilung von Bund und Ländern in der Verfassung geändert werden müsste. Dafür braucht es eine Zweitdrittel-Mehrheit.
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