"Im Burgenland geht eine Ära zu Ende"
„Da wirft man der Bundesregierung immer die message control vor, aber wir haben sogar das Wetter unter Kontrolle“, witzelte ein Mitarbeiter des Landeshauptmanns Donnerstagfrüh in Anbetracht des Kaiserwetters in Eisenstadt. Keinen Kaiser zwar, aber immerhin einen Langzeit-Landeshauptmann galt es zu verabschieden. Hans Niessl (67), seit Dezember 2000 im Amt, nahm den Hut, um seinem Wunschnachfolger Hans Peter Doskozil (48) Platz zu machen, damit sich der einen Amtsbonus aufbauen kann, ehe im Frühjahr 2020 der Landtag neu gewählt wird.
Regierungsübergabe im Burgenland
„Heute geht im Burgenland eine Ära zu Ende“, sagte Landtagspräsident Christian Illedits und blickte dabei in eine illustre Gästerunde: Alt-Bundespräsident Heinz Fischer war mit seiner Gattin Margit gekommen, ebenso Justizminister Josef Moser, die zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures, die Landeshauptleute Johanna Mikl-Leitner (NÖ), Michael Ludwig (Wien) und Hermann Schützenhöfer (Steiermark) und NÖ-LH-Vize Franz Schnabl. Den Weg nach Eisenstadt hatten aber auch Niessls Kollegen und Freunde, die Alt-Landeshauptmänner Erwin Pröll und Michael Häupl gefunden. Ebenso wie die erst jüngst abgetretenen Erich Foglar (ÖGB-Präsident) und Rudolf Kaske (AK).
Niessl wollte in seiner 45-minütigen Rede zwar „keine Bilanz“ ziehen, tat es aber dann in alter Gewohnheit doch. Ihm sei es darum gegangen, "die Lebenssituation für die Menschen im schönsten Bundesland zu verbessern", brachte er sein Credo auf den Punkt. Der Seewinkler, der sich selbst am liebsten als Pragmatiker bezeichnet und auch in seinen öffentlichen Auftritten emotional kaum je über die Stränge schlug, freute sich dann aber doch über den „kultivierten Umgang“ im Burgenland, denn es sei nicht selbstverständlich, dass ein abtretender Politiker nach so vielen Jahren allseits mit positiven Worten bedacht werde.
ÖVP blieb sitzen
Das stimmte – fast. Denn während nicht nur SPÖ-Klubchefin Ingrid Salamon ("Du bist unser Geschenk") und die dritte FPÖ-Landtagspräsidentin Ilse Benkö ("Du bist ein Querdenker und Tabubrecher") als rot-blaue-Koalitionäre herzliche Worte für Niessl fanden, sondern auch Grünen-Landeschefin und LBL-Obmann Manfred Kölly in den Feier-Chor einstimmten, tat sich ÖVP-Chef Thomas Steiner ein bisschen schwerer, wie er einräumte. Denn es gebe halt „Licht und Schatten“, wollte der türkise Frontmann vor allem auf die von Niessl 2015 geschmiedete Zusammenarbeit der SPÖ mit der FPÖ aus Rücksicht auf die Feierstunde nicht so genau eingehen.
Nach Niessls Rede war es dann auch allein die türkise Fraktion, die den Standing Ovations im Saal trotzte und geschlossen sitzen blieb, sogar der Applaus wurde Niessl weitgehend verwehrt. Nicht sitzen- sondern überhaupt ferngeblieben sind der Festsitzung zwei ehemalige enge Weggefährten des scheidenden Landeshauptmanns: SPÖ-Abgeordneter Peter Rezar, der 2015 Norbert Darabos als Landesrat weichen musste, fehlte ebenso wie Ex-Landtagspräsident Gerhard Steier. Der heute parteifreie Mandatar war bei der Angelobung der rot-blauen Koalition im Juli 2015 vor laufenden Kameras aus der SPÖ ausgetreten. Niessl Entschuldigung, die er am Ende seiner Rede an alle richtete, die sich in den vergangenen Jahren von ihm auf den Schlips getreten fühlten, konnten sie somit auch nicht hören. „Es war nie persönlich gemeint, ich wollte niemanden beleidigen“, sagte der rote Grande. Mit den Worten, "ich blicke mit Dank und Demut zurück", verabschiedete er sich in die Polit-Pension, jetzt will er eine Karriere als Unternehmensberater starten.
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