Hagel so früh wie selten zuvor: Superzelle zog "Spur der Verwüstung"

Diese Kirschen werden heute nicht mehr schmecken.
Sonntagabend, südliches Burgenland. Autofahrer suchen mit ihren Fahrzeugen hektisch einen Unterstand, Dutzende Feuerwehrmitglieder rücken aus, von Balkonen werden Videos gemacht – und die Obstbauern im Apfeldorf Kukmirn blicken mit viel Bangen und wenig Hoffnung abwechselnd auf den sich bedrohlich färbenden Himmel und ihre Kulturen.
Als das Unwetter vorbei war, stand schnell fest: Die Schäden sind beträchtlich. Und das hatte nach einer ersten Analyse am Montag vor allem drei Gründe.
Weil die Superzelle ausgerechnet über den Kukmirner Obstgärten niederging, weil die Erdbeeren kurz vor der ersten Ernte standen. Und weil die Hagelnetze, die üblicherweise einen guten Schutz gegen Hagel bieten, wegen der Frostberegnung und der Bestäubung noch nicht montiert waren, erklärte Obstbauer Adolf Nikles dem ORF.

Gegen Hagelkörner dieser Größe hatten viele Frühsorten keine Chance.
Er rechnet mit einem Ausfall von 80 bis 90 Prozent bei seinen Frühsorten. Die Hoffnung liegt jetzt auf den Spätsorten – und auf ausbleibendem Hagel.
So früh wie selten zuvor
Bei einem Lokalaugenschein am Montag sah Günther Kurz, Landesdirektor der Hagelversicherung, eine "Spur der Verwüstung" im Apfeldorf Kukmirn. Ein Hagelgewitter so früh im Jahr sei eine traurige Premiere, sagte Kurz mit Verweis auf zunehmende Hagelschäden infolge des Klimawandels.
Laut Hagelversicherung belaufen sich die Schäden vom Sonntag im Burgenland auf rund 600.000 Euro. Betroffen waren auch Niederösterreich (500.000 Euro) und die Steiermark (800.000 Euro). In Summe wurden am Sonntag innerhalb von nur 24 Stunden 1,9 Millionen Euro Wert in der heimischen Landwirtschaft vernichtet.
Immer öfter und größer
Im Vorjahr hatte sich das erste Hagelgewitter mit Folgen zumindest bis zum 17. Mai Zeit gelassen. Damals bezifferte die Hagelversicherung den Schaden auf 1,3 Millionen, der Schwerpunkt lag im Norden.
Laut den Experten von Geosphere Austria wird sowohl die Häufigkeit von Unwettern als auch deren Intensität weiter zunehmen. Außerdem werden die Hagelkörner größer und auch mehr. Ein massives Problem für die Landwirtschaft in der "Werkstatt Natur". Denn der Ernteerfolg hängt zu 80 Prozent vom Wetter ab.
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