Knechte und Mägde: Wie war das damals auf den Gutshöfen im Burgenland?

Knechte und Mägde: Wie war das damals auf den Gutshöfen im Burgenland?
Das aktuelle Stück der Theaterinitiative Burgenland setzt sich mit der Geschichte der burgenländischen Gutshöfe auseinander.

Am Donnerstagabend feierte „Károlys Forschungen. Ein Stück burgenländischer Entgrenzung“ im Offenen Haus Oberwart seine Uraufführung. Das Theaterstück beschäftigt sich mit dem Leben und Werk des Anthropologen Károly Gaál (1922-2007), der in den 1960er-Jahren die Lebensbedingungen und Kommunikationskultur auf Gutshöfen im Burgenland erforschte.

Und es wirft einen Blick auf die oft komplizierte Kommunikation zwischen Wissenschaft und bäuerlichem Alltag.

Regisseurin Katrin Hammerl verbindet in ihrer Inszenierung historische Fakten mit fiktionalen Elementen und setzt Gaáls Studien in einen aktuellen Kontext. Dabei orientiert sie sich an absurdem Theater und Satire, um die sozialen Unterschiede und die Kommunikationskultur der Zeit humorvoll zu hinterfragen. 

Károly Gaál (1922–2007) widmete einen großen Teil seiner Forschung der Lebensweise und Kommunikationskultur von Knechten und Mägden auf Gutshöfen. Diese Studien, festgehalten im Werk "Wer erbt das Jankerl? Über die Kommunikationskultur der Gutshofknechte im Burgenland", dienen als Grundlage für das Theaterstück. Hammerl, die selbst aus dem Südburgenland stammt, hat sich drei fiktive Szenen aus Gaáls Forschungsarbeit herausgegriffen, um sie auf der Bühne neu zu interpretieren.

Knechte und Mägde: Wie war das damals auf den Gutshöfen im Burgenland?

Simon Dietersdorfer, Katharina Susewind und Martin Hemmer (v.li.) im Stück "Károlys Forschungen".

"Es handelt sich um eine Auseinandersetzung mit der burgenländischen Geschichte, von den Mägden und Knechten der burgenländischen Gutshöfe. Die ländliche Bevölkerung hatte ja ein etwas gespaltenes Verhältnis zu diesen ,rechtlosen´ Mägden und Knechten. Und manche können sie sich sicher noch an diese erinnern", sagt Alfred Masal von der Theaterinitiative Burgenland über die aktuelle Produktion des burgenländischen Landestheaters.

Der Verein Theaterinitiative Burgenland mit dem burgenländischen Autor und Regisseur Peter Wagner beschreitet mit Unterstützung des Landes Neuland im Bereich Theater. Mit dem "Landestheater der Autorinnen und Autoren" soll die Tradition der burgenländischen Landesbühne (Anm.: von 1946 bis 1972 gab es unter Professor Otto Kery über 5.800 Vorstellungen) in einer neuen und innovativen Form fortgesetzt werden. Das Projekt ist auf drei Jahre konzipiert. Von 2023 bis 2026 sollen drei Großprojekte und fünf bis sechs kleinere Produktionen jährlich umgesetzt werden.

Oberwart, OHO

  • Do, 26. September, 19:30 Uhr, Premiere
  • Fr, 27. September, 10 Uhr Vorstellung Schulen
  • Fr, 27. und Sa, 28. September, 19:30 Uhr
  • So, 29. September, 11 Uhr, Matinee

Güssing, Stadtsaal

  • Fr, 4. Oktober, 10 Uhr Vorstellung Schulen
  • Fr, 4. und Sa, 5. Oktober, 19:30 Uhr

Frauenkirchen, Weingut Umathum

  • Fr, 10. Jänner 2025, ab 17 Uhr – öffentliche Wiederaufnahmeprobe
  • Sa, 11. Jänner 2025, 19:30 Uhr
  • So, 12. Jänner 2025, 17 Uhr

Eisenstadt, Kultur Kongress Zentrum

  • Do, 16. Jänner 2025, 10 Uhr, Vorstellung Schulen
  • Do, 16. Jänner 2025, 19:30 Uhr

Großwarasdorf, KUGA

  • Fr, 28. Feber 2025, 10 Uhr Vorstellung Schulen
  • Fr, 28. Feber 2025, 19:30 Uhr

Mehr Infos unter www.thib.at bzw. www.oho.at.

Das aktuelle Stück "Károlys Forschungen" zeigt, wie Gaál versucht, mit den Gutshofbewohnern Ernst und Anna ins Gespräch zu kommen, was sich jedoch als schwierig erweist. Verschiedene Vorstellungen von Freiheit und die Frage, wer die Experten des Gutshoflebens sind, führen zu Spannungen. Ein poetischer Höhepunkt des Stücks ist eine abendliche Unterhaltung am Gutshof, in der Lieder, Geschichten und Märchen in einem Wettbewerb miteinander konkurrieren.

In einer weiteren Szene trifft Gaál in einer fiktiven TV-Sendung auf den US-amerikanischen Anthropologen Manuel W. Es entsteht eine hitzige Diskussion über Menschheitsgeschichte, Zusammenarbeit und Gemeinschaft, die zunehmend chaotisch wird. Hier wird die Frage nach Deutungshoheit und Expertenwissen aufgeworfen, die sowohl die Forscher als auch die Gutshofleute beschäftigt.

  • Text und Inszenierung: Katrin Hammerl
  • Schauspiel: Simon Dietersdorfer, Martin Hemmer und Katharina Susewind
  • Komposition: Simon Dietersdorfer, Martin Hemmer
  • Live-Musik: Alona Yefimenko (Geige), Valeria Bolognani (Bratsche), Ana Spahn (Cello)
     
  • Bühnenbild und Visuals: Florian Lang / Kostüm: Katrin S. Weidhofer
  • Lichtdesign: Alfred Masal
  • Sounddesign Live-Ton: Florian Decker
  • Bauten und Technik: Jan Tomsits
  • Regieassistenz: Valentina Himmelbauer
  • Produktionsleitung: Uschi Turai
  • Büro: Silvia Magdits
  • Ausstellungsgestaltung der Begleitausstellung: Eveline Rabold
  • Ausstellungsinhalte: Dr. Susanna Steiger-Moser, Dr. Herbert Brettl, Prof. Dr. Károly Gaál

Auch die Musik spielt eine zentrale Rolle: Die Schauspieler treten als Sänger auf, Live-Musik begleitet die Aufführung. Historische Lieder und neue Kompositionen tragen zur besonderen Atmosphäre des Stücks bei.

Ergänzend zur Aufführung gibt es eine Ausstellung über die Geschichte der Gutshöfe im Burgenland, die von den Historikern Susanna Steiger-Moser und dem Intendanten Peter Wagner erarbeitet wurde. Die Ausstellung wird von der Arbeiterkammer Burgenland unterstützt und beleuchtet auch die Arbeitsbedingungen der Landarbeiter. Die Ausstellungsgestaltung stammt von Eveline Rabold.

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