Große Skepsis hat sich verflüchtigt
Gegner? Gegner gibt es keine“, sagt eine Verkäuferin in Rechnitz. Auch Walter Fikisz aus der südburgenländische Gemeinde hat nichts gegen die neuen Mitbürger. „Ich finde das gut“, sagt er. Am 2. Februar soll es so weit sein, dann kommen die ersten zehn unbegleiteten minderjährigen Asylwerber von Traiskirchen nach Rechnitz. Im evangelischen Jugendheim werden sie unterkommen, weitere 26 männliche Teenager sollen folgen. Skepsis sei bei vielen noch da, „die werde sich aber legen“, sagt VP-Vizebürgermeister Erich Tellian. Auch Bürgermeister Engelbert Kenyeri, SPÖ, sieht der Sache bereits gelassen entgegen: „Die Jugendlichen werden dort 24 Stunden betreut und die Kommunikation mit der Diakonie ist auch sehr gut.“
Noch vor wenigen Wochen war der Tenor in der Gemeinde ein anderer. Der Ortschef sprach unter anderem von „Unsicherheit“ und zu vielen Asylwerbern (in der 3150-Seelen Gemeinde am Fuße des Geschriebensteins leben bereits 30 bis 40 Asylwerber).
Keine Unterschriften
Auch das Gerücht einer Unterschriftenliste gegen die Aufnahme der jugendlichen Flüchtlinge ging um. Bei der Diakonie, die das Quartier in Rechnitz betreiben wird, weiß man um die Sorgen der Bürger Bescheid. „Es hat anfangs sehr, sehr große Skepsis gegeben“, sagt Alexandra Gröller, stellvertretende Geschäftsführerin des Diakonie-Flüchtlingsdienstes.
Doch nun, so Gröller, stoße man großteils auf Akzeptanz. „Das Wichtigste ist es, zu informieren. Wir haben unsere Pläne in der Gemeinde vorgelegt und konnten die Skepsis zerstreuen.“ Man sei neben der Gemeindestube auch in der Hauptschule und bei der Polizeiinspektion vorstellig geworden und habe über das Projekt aufgeklärt.
Auch bei der Personalrekrutierung sei man schon erfolgreich gewesen. „Qualifiziertes Personal hier zu finden, ist entgegen unseren Erwartungen nicht schwer“, erklärt Gröller. Größtenteils habe man Bewerbungen aus der Region, der Posten des pädagogischen und des betrieblichen Leiters sind bereits besetzt. Man stehe bereits in den Startlöchern, was noch fehle, sei das OK vom Land. Doch das sei quasi nur noch eine Formsache.
„Formsache“
„Prinzipiell gibt es die Zustimmung. Am 22. Jänner findet die Bauverhandlung statt“, heißt es aus dem Büro von Sozial-Landesrat Peter Rezar. Dabei werden sämtliche Auflagen, wie etwa die Sicherheitsbestimmungen überprüft. Man gehe aber davon aus, dass alles passe.
Das Burgenland erfüllt derzeit die Quote zur Versorgung von Asylwerbern zu 97 Prozent. „Wenn alles planmäßig verläuft, dann haben wir mit Rechnitz die Quote mehr als erfüllt“, sagt Gerlinde Stern-Pauer vom Büro des Landesrates. Damit sei das Burgenland nach Wien und der Steiermark das dritte Bundesland, das seine Asylquote erfülle.
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