Gelsenplage bleibt heuer aus: Warum das eigentlich schade ist

Mosquito (Culex pipiens) going to sting
Die Gelsenzeit ist längst da, aber wo bleiben die Schwärme? Der Naturschutzbund klärt auf, warum die Population heuer geringer ausfällt - mit sieben Fakten, die Sie vielleicht überraschen werden.

Normalerweise ist der Sommer im Burgenland ohne Gelsen so undenkbar wie ein Heuriger ohne Spritzer. Doch heuer herrscht am Neusiedler See und auch in anderen Landesteilen eine vergleichsweise ungewohnte Ruhe – kaum surrende Plagegeister, die einem den Abend verderben.

Statt hektischem Fuchteln und nächtlichem Kratzen bleibt den Burgenländerinnen, Burgenländern und Gästen die Frage: Wo sind die Gelsen eigentlich hin? Die Antwort ist einfach: Es liegt, wie so oft, am Wetter.

Laut Naturschutzbund-Expertin Carolina Trcka-Rojas haben die kühlen Temperaturen im April und Mai sowie die Trockenheit im Juni die Entwicklung der Gelsenpopulation deutlich behindert.

Wetter als entscheidender Faktor für Gelsenaufkommen

Im Gegensatz zum Vorjahr, als eine Überschwemmung nach längerer Trockenheit zu einer explosionsartigen Vermehrung der Gelsen führte, gab es heuer keine idealen Bedingungen für die sogenannten „Überschwemmungsmücken“.

Gelsenplage bleibt heuer aus: Warum das eigentlich schade ist

Diese legen ihre Eier in feuchte Gebiete, wo sie monatelang überdauern, bis eine Überschwemmung das Schlüpfen der Larven auslöst.

  • Kaltes Frühjahr: Die niedrigen Temperaturen im April und Mai verzögerten den Start der Gelsen-Population.
  • Trockener Juni: Zu wenig Feuchtigkeit verhinderte die Entwicklung großer Mückenschwärme.
  • Wetterumschwünge: Häufige Wechsel des Wetters behinderten ebenfalls die Mücken-Entwicklung.

Freilich: Angesichts der Niederschläge im Juli gibt es durchaus einige Klagen über die fliegenden Quälgeister. Allerdings ist deren Population wegen der Trockenheit im Juni trotzdem viel geringer als im Vorjahr, das perfekte Bedingungen bot.

Besonders beliebt sind bei Gelsenarten stehende Gewässer, wie Regentonnen oder Pfützen auf Plastikplanen, da sie dort vor natürlichen Fressfeinden geschützt sind.

Vom Plagegeist zum Helfer im Ökosystem

Auch wenn die weiblichen Gelsen - und nur diese - uns mit ihren Stichen quälen, weil sie das Blut für die Entwicklung ihrer Eier benötigen, erfüllen die Insekten eine wichtige Funktion.

Close-up photograph of midge with defocused background

In Österreich gibt es etwa 40 verschiedene Gelsenarten. Die Gemeine Stechmücke ist die am häufigsten vorkommende Art in Mitteleuropa.

Männliche Gelsen ernähren sich wie Bienen von Nektar und Pflanzensäften. Sie leisten sogar eine geringe Bestäubungsleistung bei bestimmten Pflanzenarten. Viel wichtiger ist jedoch ihre Rolle als Nahrungsquelle.

Nahrungskette und Gewässerreinigung

Die Larven der Gelsen sind eine unentbehrliche Nahrungsquelle für eine Vielzahl von Tieren, darunter Kaulquappen, Fische und andere Insekten. Die ausgewachsenen Gelsen werden im Flug von Schwalben und Libellen gefangen. Die Larven tragen außerdem zur Reinigung von Gewässern bei, indem sie Kleinplankton und Schwebstoffe filtern.

Interessant ist auch die Idee von 1928, Fledermaustürme am Neusiedler See zu errichten, interessant, da Fledermäuse zu den wichtigsten Fressfeinden der Gelsen zählen (siehe oben: "7 überraschende Fakten").

Gelsen im Burgenland: Gesundheitsrisiko West-Nil-Virus

Ein zusätzlicher Aspekt, der im Zusammenhang mit Gelsen im Burgenland von Bedeutung ist, ist das West-Nil-Virus. Laut Faktenrecherche nehmen die Infektionen mit diesem Virus in Österreich zu, wobei vor allem das Burgenland, Niederösterreich und Wien betroffen sind. Die Übertragung erfolgt hierbei hauptsächlich durch heimische Stechmücken.

Um die Vermehrung der Gelsen im eigenen Garten zu verhindern, empfiehlt der Naturschutzbund, ungenutzte Wasserquellen wie Regentonnen abzudecken oder regelmäßig zu leeren. Mückengitter an Fenstern und Türen bieten zudem einen effektiven Schutz vor den blutsaugenden Insekten.

Angesichts der geringen Verbreitung im heurigen Jahr wird das aber nicht notwendig sein. 

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