Fünf Hebammen eröffnen erstes burgenländisches Geburtshaus

Fünf Hebammen eröffnen erstes burgenländisches Geburtshaus
Fünf Hebammen haben sich zusammengeschlossen und wollen natürliche Geburten in entspannter Atmosphäre ermöglichen.

„Juno“ heißt nicht nur die römische Göttin der Geburt, sondern ab Anfang 2024 auch das erste Geburtshaus im Burgenland. In Eisenstadt eröffnen fünf Hebammen gemeinsam eine Praxis in der Esterhazystraße.

Ähnliche Modelle gibt es bisher in Graz und Wien, aber auch in ländlicheren Regionen wie Ladendorf (Niederösterreich) oder Steyr (Oberösterreich) setzen sich regionale Geburtshäuser immer mehr durch. „Geburtshäuser sind in Österreich noch selten, insgesamt gibt es nur eine Handvoll“, erklärt die Hebamme Eva Schranz. Das Interesse daran sei aber groß.

Mehr zum Thema: Was Burgenlands Spitäler bis 2025 bieten

Ein Unterschied zu einer Spitalsgeburt liegt darin, dass die werdenden Eltern im Geburtshaus schon während der Schwangerschaft das gesamte Hebammenteam kennenlernen. Jeweils zwei Hebammen stehen rund um die Uhr für Geburten bereit.

Großer Umbau steht an

Eva Schranz hat schon lange davon geträumt, ein Geburtshaus zu eröffnen: „Jahrelang war ich auf der Suche nach den passenden Räumlichkeiten.“

Inzwischen hat sie ein fünfköpfiges Hebammenteam um sich geschart. Ein Mietobjekt ist gefunden, bis zur Eröffnung wird noch umgebaut. „Eine Hebammenpraxis muss besondere gesetzliche Auflagen erfüllen, ähnlich wie eine Arztpraxis“, erklärt Schranz.

Deshalb wird jetzt ein Bad eingebaut, eine Wand herausgerissen und der Bodenbelag durch einen leichter desinfizierbaren ersetzt. Weil das viel Geld kostet, hoffen die Hebammen auf Unterstützung (siehe Infobox). 

Schließlich soll der Nachwuchs in gemütlicher Atmosphäre begrüßt werden. Auch mehrere Begleitpersonen und Kinder sind willkommen. Ziel ist es, eine „möglichst natürliche und selbstbestimmte Geburt“ zu erleben.

Krankenhaus nebenan

Da bis auf die Hebammen kein ärztliches Personal vor Ort ist, werden Risikoschwangerschaften nach wie vor ausschließlich im Krankenhaus betreut.

„Schwangere mit Bluthochdruck oder insulinpflichtigem Diabetes, starkem Übergewicht, Kaiserschnitt bei der letzten Geburt oder Zwillingsschwangere sind aus Sicherheitsgründen im Krankenhaus besser aufgehoben“, erklärt die Hebamme. Einige der fünf „Juno“-Hebammen sind auch als Wahlhebammen für die Geburtsbegleitung im Krankenhaus tätig.

Um sich den teuren Umbau in der Esterhazystraße leisten zu können, hoffen die fünf Damen auf Unterstützung aus der Bevölkerung. Seit gestern werden auf der Spendenplattform startnext.com Spenden gesammelt.  

Rund 65.000 Euro haben sich die Hebammen als Finanzierungsziel gesetzt: „Damit können wir sowohl den notwendigen Umbau als auch die Einrichtung und Ausstattung sowie Maklerprovision, Kaution und die Miete für die ersten Monate, in denen noch keine Geburten stattfinden, komplett finanzieren.“ 

Eröffnung fix

Doch auch wenn das Finanzierungsziel bis 28. Dezember nicht erreicht wird, eröffnet wird das Geburtshaus trotzdem. „Das Projekt wird auf jeden Fall realisiert, notfalls nur aus eigenen Mitteln“, sagt Hebamme Eva Schranz. Zusätzlich sollen Unternehmen angesprochen werden, die das Projekt unterstützen wollen.  

Wer den fünf Hebammen finanziell unter die Armen greifen möchte, kann das unter startnext.com/Geburtshaus-Juno machen.

 

Treten während der Geburt Komplikationen auf, werden die Gebärenden in das rund 200 Meter entfernte Krankenhaus verlegt. Für seltene, unvorhergesehene Notfälle stehen im Geburtshaus Medikamente und Notfallmaterial zur Verfügung. 

Da alle Geburten ambulant durchgeführt werden, bietet das Hebammenteam auch Hausbesuche im Wochenbett an. Zumindest ein Teil der Kosten für die Geburt im Geburtshaus und die Hausbesuche nach der Geburt werden von der Krankenkasse zurückerstattet.

Das Geburtshaus wird aber auch für andere Zwecke genutzt. Zum Beispiel für Geburtsvorbereitung, Rückbildung, Akupunktur und Beckenbodentraining. Yoga, Babymassage und eine Stillgruppe werden ebenfalls angeboten.

Kommentare